Abseitige Popmusik von Roisin Murphy
Roisin Murphy versucht sich auf "Take her up to Monto" erneut an experimenteller Popmusik. Leider irren die Klänge der früheren Moloko-Sängerin oftmals nur ziellos umher. Begeistert ist unser Kritiker von dem Album des Isländers Junius Meyvant.
BADBADNOTGOOD: "IV"
Was für ein Bandname. BADBADNOTGOOD. In Großbuchstaben und zusammen geschrieben. In Großbuchstaben auch ihr Albumtitel, die römische Zahl IV. Genauso rätselhaft, wie man vor dem Namen steht, steht man erstmal auch vor der Musik dieses Quartetts aus Toronto. Die lassen sich nämlich auf nichts festnageln.
Je nach Song, tendieren BADBADNOTGOOD mal zu Jazz, mal zu Krautrock - oder mal zu Hip Hop. Mit diebischem Grinsen gibt diese Band zu verstehen: Stilgrenzen? Könnt ihr vergessen.
Schatten der Vergangenheit geistern durch diese Musik, die trotzdem sehr neu klingt: Man denkt an verschollene italienische Soundtracks der 60er, Krautrock-Gefummel aus den 70ern und abgefahrenen Free Jazz.
Das Obskure wird bei BADBADNOTGOOD zum Normalen. Und das ist das haarsträubend geniale an dieser Band. Sie gehören neben den Musikern um Kamasi Washington und anderen zu denen, die derzeit die Zimmer des Jazz durchlüften. Weiter so!
Junius Meyvant: "Floating harmonies"
Die Isländer sind uns ja in den letzten Wochen ans Herz gewachsen. Also die Fußballer. Und hier wäre mal ein Musiker, den Sie auch dringend in Ihr Herz schließen sollten: Er heißt irgendwie so wie alle auf Island. Unnar Gísli Sigurmundsson. Und so sieht er auch aus. Typ Wikinger mit rotblondem Bart. Der Einfachheit halber hat er sich einen Künstlernamen gegeben. Junius Meyvant.
Den Albumtitel seiner neuen Platte "Floating harmonies" kann man wörtlich nehmen. Junius Meyvant kippt einem großen Topf der schönsten Harmonien aus.
Komisch. Der typische Isländer-Pop war bisher eher sepia-blasses Folk-Gesäusel, gespielt von verträumt blickenden Sängern.
Junius Meyvant kommt hier mit ganz andern Klängen aus der Deckung. Fabelhaft gespielter Soulpop mit akkurat geführten, nicht zu aufdringlichen Streichern. Ein honigsüß-bekleckerter Pop. Ohne Kitsch. Tadellos komponiert und satt arrangiert. Eine Freude!
Roisin Murphy: "Take her up to Monto"
Roisin Murphy war mal Sängerin der Band Moloko, die in den 90ern ein paar respektable Disco-Pop-Hits hatten. Diesen Faden hat sie für ihre Soloplatten weiter gesponnen und in den letzten Jahren quasi die Tanzmusik der 70er, tja, wie soll ich sagen, elektronisch avantgardisiert. Irgendwie. Vielleicht hilft das, um die etwas sperrige Musik ihrer neuen Platte "Take her up to Monto" besser zu verstehen.
Abseitige, experimentelle Popmusik – klingt eigentlich nicht uninteressant. Roisin Murphy versucht auf diesem Album wirklich neuen Pop. Man hat allerdings manchmal Mühe, hinter dem Sound Konzepte und Ideen zu erkennen.
In nicht wenigen Stücken irren manche Klänge ziellos umher. Man kann die Song irgendwie nicht greifen. Ein Online-Magazin notierte mal: Sie klingt wie Dusty Springfield auf dem Mars. Stimmt.