Neue Alben

Das ist Weihnachtsmusik, sage ich Ihnen!

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Der Musikjournalist Oliver Schwesig hat sich durch die Alben der Woche gehört. © Deutschlandradio - Bettina Straub
Von Oliver Schwesig |
Durch ein Dutzend neuer Alben hat sich Oliver Schwesig gewühlt: Angetan hat es ihm der Neo-Neo-Soul von "Silk Rhodes", schlimm findet er die Retro-Platte der "Smashing Pumpkins".
Toll! - Silk Rhodes: "Pains"
Die Soulmusik braucht dringend einen Entwurf für die Zukunft. Soll ja nicht alles ewig nach Marvin Gaye klingen. Gibt auch schon einen Namen für dieses Genre: Future Soul. So, und hier wäre mal ein Eintrag in dieser Spalte: Das Duo Silk Rhodes aus Baltimore. Ihr neues Album "Silk Rhodes" ist vollgestopft mit Ideen, Zitaten und Sounds aus 50 Jahren Soul-Geschichte. Und es klingt so herrlich gar nicht nach etwas Altem. Toll.
Mal wird der Soul auf minimalste Kennzeichen runtertransformiert – mit ein paar klimprigen Fender Rhodes-Akkorden zum Beispiel. Ein anders Mal wird eine sahneweiche Philly-Soul-Ballade mit schleppenden Beats verstört.
Dieser Neo-Neo-Soul - wie ein frischer Stollen aus dem Ofen. Das ist Weihnachtsmusik, sage ich Ihnen!
Rührend! - Thompson: "Family"
Also, diese Künstler-Familie, wie zerstritten sie auch sein mag – wenn sie zusammen was machen, dann haut das als Marketing-Trick fast immer hin. Die britische Folk-Legende Richard Thompson hat mit Ex-Frau Linda, Sohn Teddy und ein paar anderen entfernten Verwandten ein Album auf genommen. Trägt den tollen Titel "Family". Jeder ist mal dran mit ein paar Songs, bei dem die anderen mitsingen dürfen. Im Country-Twang oder im schütteren englischen Folk.
Für die Folk-Hardcore-Fraktion gibt’s hier wahrscheinlich nicht viel Neues zu entdecken. Aber die kargen Gesänge von Linda Thompson und vor allem die süßen Harmonien wenn's dann in Terzen auf und ab geht – ich gebe es zu – rührt immer wieder zu Tränen.
Schrecklich! - Smashing Pumpkins: "Monuments to an Elegy"
In den 90er-Jahren, als es in der Rockmusik noch geordnete lineare Verhältnisse gab, da waren die Smashing Pumpkins mal wirklich 'ne dicke Nummer. Amerikanischer Indie, der es in den Mainstream schaffte. Und dort blieb. Die neue CD "Monuments to an Elegy" schließt seltsamerweise da an. Als hätte es die Jahre dazwischen nicht gegeben.
Nun ist gegen Retro-Platten grundsätzlich ja nichts zu sagen. Aber die 90er – Leute, die taugen dafür einfach nicht. Dieser schrammelnde verirrte Indierock – damals cool - der klingt heute unfassbar peinlich. Sänger Billy Corgan steht zwischen den Klängen seiner Songs hilflos herum. Und man merkt – hier hat einer den Anschluss verpasst. Schrecklich.
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