Das muss man gehört haben - oder auch nicht
Die Liverpooler Band The Coral legt nach fast sechs Jahren Pause ein neues Album vor: "Distance Inbetween" klingt positiver und fröhlicher als die Vorgänger. Auch die Singer-Songwriter Ray LaMontagne und M. Ward veröffentlichen neue Platten.
Ray LaMontagne: "Ouroboros"
Recht rau geht es auf dem neuen Album des kanadischen Singer-Songwriters Ray LaMontagne zu. Passte der Musiker mit seinen ersten Platten noch ins Fach für gediegenen Soft-Folk à la Crosby, Stills & Nash, konnte man in der Folge nach und nach einen Richtungswechsel feststellen. Schon sein letztes Album, "Supernova" von 2014, hatte durch den Produzenten Dan Auerbach eine ziemlich rockige Ausrichtung bekommen. Diesmal wählte LaMontagne Jim James von My Morning Jacket als Produzenten, der "Ouroboros", so der Albumtitel, noch mehr in Richtung Fuzz-Garagensound schob. Zumindest im ersten Teil der Platte.
In Teil zwei bekommt das neue Album von Ray LaMontagne dann eine ganz andere Atmosphäre, die sich mit ruhigen halligen Klängen an der mittleren Phase von Pink Floyd orientiert. "Ouroboros" überzeugt mit Songs, die in monumentalem Breitwand-Sound schwelgen, ob mit oder ohne verzerrte Gitarren. Jim James, der dem musikalischen Geist der 70er-Jahre frönt, hat den neuen großartigen Ray-LaMontagne-Songs mit Soundvorstellungen einen großartigen Hintergrund verpasst. Klasse Platte - von einem hierzulande immer noch zu wenig beachteten Musiker.
The Coral: "Distance Inbetween"
The Coral haben nach fast sechs Jahren Pause mit "Distance Inbetween" wieder ein neues Album vorgelegt. Die Band aus Liverpool fiel 2002 mit psychedelischem Retro-Rock auf und lieferte danach weitere vielbeachtete Alben mit modernem Mersey-Beat ab. Auch auf dem neuen Album präsentiert die Gruppe immer noch eine gelungene Mischung aus psychedelischen Rock der späten 60er, der mit Country und Folk angereichert wurde und den Schwerpunkt ein wenig mehr auf den Rhythmus legt als früher, was dem Ganzen eine Spur mehr Drive verpasst.
Manchmal schaut auch der lange Schatten von Scott Walker um die Ecke, wenn die Band eine Prise orchestralem Pop einbaut. "Distance Inbetween" klingt vielleicht ein wenig positiver und fröhlicher als die Vorgänger, ansonsten bleibt alles wohltuend beim alten. Eine Platte ohne große Überraschungen, aber alles in allem ein gelungenes Album.
M. Ward: "More Rain"
Ein rundum interessantes Album präsentiert uns der US-Musiker M. Ward mit seinem neuen Werk "More Rain". Die eine Hälfte des Duos She & Him und Teil der Gruppe Monsters Of Folk, fächert auf seinem bislang neunten Soloalbum eine ganze Palette an Americana-Stilistiken auf und bietet damit fast mehr Abwechslung, als man auf einem Album verkraften kann.
Mit heiserer Stimme, nebligen Gitarrenklängen und halligen Keyboardsounds, die ab und an von Mariachi-Trompeten durchzogen sind, geht es kunterbunt durch Appalachen-Folk, Nashville Country, Samp-Rock und Bluegrass und dennoch hat man nie das Gefühl, dass M. Ward seine Richtung verliert. Ein gelungenes Album, das den Hörer fordert, am Ende aber auch etliche musikalische Perlen bereithält.