Neue Alben

Das muss man gehört haben – oder auch nicht

Die Stuttgarter Band Die Fantastischen Vier in einem Tunnel, im Hintergrund, durch ein Tunnelende gesehen, scheint die Erde zu sein.
Die Fantastischen Vier: zehntes Album und immer noch über dem Standard © Robert Grischek
Von Carsten Rochow |
Die Fantastischen Vier gehören zu den Hiphop-Paten in Deutschland. Selbst mit 50 sind die Stuttgarter noch hungrig - und veröffentlichen ihr zehntes Album. Auch von Bart Davenport und We Are Scientists gibt es neue Werke, wovon eins allerdings ein Absteiger ist.

We Are Scientists - "Megaplex"

Mitte der Nullerjahre spielten We are Scientists neben Franz Ferdinand und den Arctic Monkeys in der Champions League des tanzbaren Indie-Rock. Aber was die New Yorker mit dem neuen Album Megaplex zeigen, ist gerade mal Regionalliga.

Bart & The Bedazzled - "Blue Motel"

Bart Davenport ist ein ausgewiesener Nostalgiker. Das hat der Kalifornier durch verschachtelte Genre-Referenzen auf einem halben Dutzend Platten bewiesen. Auf Blue Motel von Bart & The Bedazzled, seiner neuen Band, verschmelzen Soft Rock, der Sound der frühen 80er, Jazz und Jangle Pop auf sehr angenehme Weise.

Die Fantastischen Vier - "Captain Fantastic"

Nationalismus und Religion, reich gegen arm: Ungewohnt politisch geben sich Die Fantastischen Vier im Song "Endzeitstimmung" vom zehnten Album Captain Fantastic.
Doch der suggerierte gesellschaftskritische Rundumschlag hält sich dann doch in Grenzen. Dafür brillieren die Deutsch-Rap-Veteranen im Sich-selbst-Zitieren und Um-sich selbst-Drehen. Auch Flow und Wortwitz sind unterm Strich über dem Standard. (haha!) So wird Thomas D im Song "Watchmen", in der die Band ihre geliebten Zeitmesser am Handgelenk hochleben lässt, zum "Uhrensohn" – ein unterschwelliger Gruß an die Fraktion Gangster-Rap, keine Anbiederung.
Nur musikalisch haben es Fanta 4 zu sehr auf die Charts abgesehen und setzen meist auf bewährte Pop-Song-Formate, oft mit kitschigen Streichern. Trotz der sonst frischen Sounds und Beats auf Captain Fantastic hätten die vier 50-jährigen Top-Verdiener ruhig etwas mehr riskieren können.