Dream-Pop und Bubblegum-Soul
Auf der zweiten Platte des Schotten Christopher Duncan ist einfach schöne Pop-Musik. Äußerst kraftvoll ist das zweite Studioalbum des Garagen-Rock-Duos The London Souls ausgefallen. Und die neue Platte von Tame Impala überzeugt nicht sofort.
Tame Impala: "Currents"
Was mag nur in Kevin Parker gefahren sein, die Musikrichtung auf dem neuen Album seiner Band Tame Impala derart drastisch zu verändern. Anstatt seinen überaus interessanten Weg mit Neo-Psychedelic unter dem Einfluss der späten 60er-Jahre weiter zu gehen, hat Parker auf "Currents" die Gitarren durch Synthi- und Disco-Beats ersetzt und in Bee-Gees-Manier Falsettgesang darüber gelegt.
Nach eigener Aussage kam ihm die Idee dazu, als er nach der Einnahme bewusstseinserweiternder Substanzen tatsächlich einen Song der Gibb-Brüder hörte und seine Musik tanzbarer machen wollte. Auch wenn bei einigen Songs rudimentär noch die gewohnten Sounds der letzten Platte auftauchen, verweist das neue Material mit einer deutlich entspannteren Ausrichtung eher in Richtung Goa-Chill-Out, als in den Underground-Rock-Club. Das was Parker als musikalische Neuerung anbietet, ist leider labriger und lauwarmer Kram, der meilenweit von spannender Auseinandersetzung mit Dance-Music entfernt ist. Dagegen hatte sein Neo-Psychedelic-Rock Weltklasseformat, der auf dem Weg in die erste Liga war. Vielleicht überzeugt das neue Album von Tame Impala erst nach längerem Hörerlebnis, derzeit hinterlässt die Platte einen ratlosen Kritiker.
Christopher Duncan: "Architect"
Musik aus dem neuen, zweiten Album des schottischen Musikers Christopher Duncan, der nach einem klassischen Kompositionsstudium zuerst für verschiedene Orchester komponierte, ehe er sich auf seine pop-musikalische Vorliebe konzentrierte. Im Heimstudio Lo-Fi-mäßig im Alleingang eingespielt, steht der 26-jährige Duncan mit seinen melancholischen Songs ganz in der Tradition kalifornischer Singer/Songwriter, die er mit verhallten Synthiflächen unterlegt und in dieser Mischung einen gefälligen bis wohligen Dream-Pop erzeugt. Im Gegensatz zum Albumtitel "Architect" klingt hier nichts konstruiert oder mathematisch komponiert, sondern sehr gefühlig und subtil aufgebaut. Einfach schöne Musik.
The London Souls: "Here Come The Girls"
Das 2008 gegründete New Yorker Garagen-Rock-Duo The London Souls veröffentlicht mit "Here Come The Girls" sein zweites Studioalbum und präsentiert darauf rauen Garagen-Rock, der vorsichtig mit Einflüssen von Bubblegum-Soul vermischt wird. Die beiden Multitalente Tash Neal und Chris St. Hilaire waren sich dabei selbst genug und haben sämtliche Instrumente selbst eingespielt. Diese Kunst der Zweisamkeit ergibt als Resultat eine ausgewogene Mischung aus dem kraftvollen und krachenden Sound vergangener Bands wie Cream und Led Zeppelin, den melodieseligen Harmonien der Beatles und Hollies und dem Neo-Psychedelic-Sound gegenwärtiger Gruppen wie My Morning Jackett und den Tempels. Ein äußerst druck- und kraftvolles Album, mit dem sich die London Souls als zeitgemäße Nachfolger des Fusion Soul-Rocks eines Sly Stone oder als Alternative zu Lenny Kravitz präsentieren. Klasse Platte einer Klasse Band.