Neue Alben

Kräftige Stimmen und nervöse Riffs

Von Uwe Wohlmacher |
Kraftvoller Bluesrock, ein Potpourri an Klassikern und ein gelungenes Comeback: Welche Alben unseren Kritiker Uwe Wohlmacher diese Woche überzeugt haben.
Robert Plant: "Lullaby And ... The Ceaseless Roar"
Während Jimmy Page altes Led Zeppelin-Material überarbeitet, kümmert sich Robert Plant, der ehemalige Frontmann der Bluesrock-Legende, lieber um die Fortsetzung seiner gegenwärtigen musikalischen Ideen. Und die gehen eindeutig in Richtung Verschmelzung der alten Blues-Ideale mit weltmusikalischer Offenheit.
"Lullaby And ... The Ceaseless Roar" heißt sein soeben veröffentlichtes neues Soloalbum, das der Sänger mit seiner aktuellen Band The Sensational Space Shifters eingespielt hat. Darauf sind neben arabischen und afrikanischen Einflüssen, mit modernen Beats unterlegte harte Bluesrock-Riffs und lupenreiner Pop mit Rock 'n' Roll-Anleihen zu hören. Dabei klingt die Stimme des ehemaligen Zeppelin-Frontmannes immer noch erstaunlich kraftvoll und geschmeidig.
Ein außerordentlich abwechslungsreiches und vielschichtiges Album, auf dem ein musikalisch immer noch neugieriger Robert Plant trotz seiner 66 Jahre jugendlich frisch wirkt und voll überzeugen kann.

Ryan Adams: "Ryan Adams"
Krachend beginnt das neue, mittlerweile 14. Soloalbum im 14. Jahr der Solokarriere des amerikanischen Indie-Singer-Songwriters Ryan Adams, der nach jahrelangen Problemen eine Art Neuanfang wagt. Eine seltene Ohrenerkrankung und Drogen- und Alkoholprobleme hatten den hochtalentierten Songschreiber vor einigen Jahren in eine bedrohliche Krise geführt, aus der zuletzt nur noch mittelmäßige Platten resultierten.
Nach einer überstandenen Therapie scheint Adams wieder an alte Stärken anknüpfen zu können. Sein neues selbstbetiteltes Album klingt jedenfalls kraftvoll und mitreißend auf der rockigen Seite und geschmeidig und einfühlsam reflektierend in den leisen Passagen. Ryan Adams ist wieder da und überzeugt mit einer kompakten Leistung.

Johnny Winter: "Step Back"
"Step Back" heißt das nun posthum veröffentlichte letzte Album des Mitte Juli verstorbenen amerikanischen Bluesrock-Virtuosen Johnny Winter. Was üblicherweise gern als umsatzfördernde Idee herhalten muss, gerät nun zu einer Hommage an einen der besten Gitarristen des Genres: Winter hatte am Jahresanfang berühmte Kollegen und Freunde wie Eric Clapton, Dr. John, Leslie West, ZZ Tops Billy Gibbons und einige weitere ins Studio eingeladen und ein breites Potpourri an Klassikern wie "Unchain My Heart", "Who Do You Love", "Long Tall Sally" und "Killing Floor" eingespielt, die auch das vielfältige Repertoire seiner langen Karriere abdecken.
Auch wenn die Gaststars den einzelnen Songs ihren Stempel aufdrücken, bleibt es doch allein durch die Stimme von Winter und seine nervösen Rock-Riffs kein bunter Gemischtwarenladen, sondern ein lupenreines Johnny Winter-Album. Gleichzeitig unterstreicht das Album noch einmal das überschäumende Können des späten Johnny Winter, der kein besseres letzten Album hätte machen können, als "Step Back", das zu den Besten seiner Karriere gezählt werden muss.