Neue Alben

Leichtfüßig, mutig, aufgepeppt

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Der Sänger und Liedermacher Niels Frevert © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Von Vincent Neumann |
Zwei Bands kommen diese Woche mit dem oft so heiklen zweiten Album raus. Doch die Sache ist in beiden Fällen geglückt. Der Liedermacher Niels Frevert veröffentlicht schon sein sechstes Album und trägt ein bisschen dicker auf als bisher.
Y’akoto: "Moody Blues"
Ja ja, das ach so schwierige zweite Album, an dem schon viele gescheitert sind – der Hamburger Sängerin Y’akoto scheint es ganz leicht von der Hand gegangen zu sein. Man nehme: das Beste vom Debüt – in diesem Fall ihre Fähigkeiten als Geschichten-Erzählerin, den bewusst reduzierten Soul-R&B-Sounds, natürlich ihre herausragende Stimme – und kombiniere all das mit zwei Jahren zusätzlicher Lebenserfahrung und einer gewissen Laissez-Faire-Attitüde. Fertig ist die neue Platte "Moody Blues": Keine Neuerfindung, aber auch keinen Deut schlechter als der wirklich gute Vorgänger. Und mehr kann man doch nun wirklich nicht erwarten. Vielleicht bei Album Nummer Drei …!?

Cold Specks: "Neuroplasticity"
Was nach einem erfolgreichen Debüt so alles auf einen einprasseln kann, beziehungsweise was für Chancen sich daraus ergeben, davon kann auch die kanadische Sängerin Al Spx ein Lied singen. Mit ihrer Band "Cold Specks" verzückte sie vor zwei Jahren nicht nur die Kritiker. Man verlieh ihr gleich mal ein paar Preise, schickte sie auf Welttournee und setzte sie ins Studio mit Musikgrößen wie Moby und Joni Mitchell. Bleibt da noch Zeit für ein angemessen gutes Nachfolge-Album? Offensichtlich!
Denn was "Cold Specks" auf "Neuroplasticity" anbieten, das lässt nicht auf ein drohendes Burnout schließen. Vielmehr bewundert man den Mut, mit dem Al Spx und Kollegen sich an Neuem probieren. Nicht alles klappt, aber vieles. Düster, ein bisschen roh im Sound, aber schön!

Niels Frevert: "Paradies der gefälschten Dinge"
So kennen wir die deutschen Liedermacher: tiefschürfende, melancholische Texte mit relativ wenig musikalischem Beiwerk. Ein Klischee – ja; aber in vielen Fällen leider nicht allzu weit weg von der Wahrheit.
Niels Frevert tut auf seiner neuen Platte "Paradies der gefälschten Dinge" einiges dafür, um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. Scheinbar ermutigt durch einen Label-Wechsel und eine neuen Produzenten fährt er musikalisch jetzt deutlich größere Kaliber auf: die obligatorische Gitarre legt er zwar nicht zur Seite, aber er peppt das Ganze mit gekonnt eingebauten Orchester-Klängen auf. Manchmal nah am Kitsch, aber nie in gefühlsüberbordender Xavier Naidoo-Manier. Die neue Niels Frevert – das ist großes Kino für die Ohren!
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