Melissa Etheridge - "Rock and Soul" ohne Soul
Viel Herzblut heißt nicht immer viel Seele, wie Melissa Etheridges Album "Memphis Rock and Soul" zeigt. Außerdem neu: Christopher Duncans "The Midnight Sun", das an kalifornische Sommer erinnert, und "Mexico" von Wayne Graham.
Melissa Etheridge "Memphis Rock And Soul"
"Memphis Rock And Soul" steht als Titel auf dem neuen Album der amerikanischen Rockmusikerin Melissa Etheridge, die darauf, gemäß dem Titel, Soulklassiker des legendären Stax-Labels interpretiert. Dazu hat sie die Studios des renommierten Black Music-Produzenten Willie Mitchell in Memphis gebucht und mit Musikern der ehemaligen Hausband Songs von Rufus Thomas, Otis Redding, Booker T. Jones, B.B. King und anderen Ikonen eingespielt.
Das macht die 55-jährige Oscar- und Grammy-Preisträgerin in Begleitung der routinierten Memphis-Mucker mit viel Herzblut und großem Einfühlungsvermögen, doch ein wenig fehlt dem Ganzen die Seele.
Nicht dass das Album schlecht wäre, aber irgendwie gelingt es ihr nicht, das Songmaterial in ihren musikalischen Kosmos zu überführen und etwas Eigenes hinzuzufügen. Daumen hoch mit einem Wermutstropfen!
Christopher Duncan "The Midnight Sun"
Leicht und luftig klingt die Musik des schottischen Musikers Christopher Duncan, der auf seinem zweiten Album "The Midnight Sun" modernen Dream-Pop veröffentlicht. Musik, die der Absolvent der Royal Scottish Academy Of Music And Drama als fiktiven Soundtrack für die amerikanische TV-Mystery-Serie "The Twilight Zone" aus den 60er Jahren aufgenommen hat.
Elegante Musik, die nicht überfrachtet ist und wie das Wasser eines klaren Gebirgsbaches perlend den Berg hinabrollt. Manchmal elegisch wie James Blake, dann wieder, in reduziertem Tempo, treibend wie die Pet Shop Boys. Schöne Musik, die an kalifornische Sommer und im Nachhall an die Beach Boys erinnert.
Wayne Graham "Mexico"
Hinter dem Bandnamen Wayne Graham stecken Hayden und Kenny Miles aus einem kleinen Nest in Kentucky, die mit "Mexico" ihr viertes Album vorlegen. Das haben die Brüder im heimischen Keller aufgenommen und ist musikalisch zwischen Connor Oberst, Ryan Adams und Wilco, also im Alternative-Americana-Genre angesiedelt.
Mit wenigen Instrumenten und ohne große Sound-Spielereien erzeugen Wayne Graham einen vollkommen natürlichen Sound, der die einfühlsamen Songtexte bestens untermalt. Hauptthema der Texte ist der Tod ihres besten Freundes im letzten Jahr, mit dem die Brüder seit frühester Jugend gemeinsam Musik gemacht haben.
Kein trauriges, aber ein nachdenkliches Album, mit dem sich Wayne Graham mit den Werken bekannterer Kollegen durchaus messen lassen können.