Neue Arthrose-Therapie

Von Hannelore Becker |
Standard-Therapien wirken bei einer Arthrose der Gelenke nur kurzfristig. Letztlich muss oft ein künstliches Gelenk helfen. Düsseldorfer Orthopäden haben mit einem körpereigenen Präparat die weltweit erste körpereigene Arthrose-Therapie entwickelt.
Patient: " Ich hatte über 10 Jahre hinweg regelmäßig Schmerzen. Die waren teilweise so, dass sie nachts im Bett doch ziemlich schwer waren. Ich hatte Schwierigkeiten, Treppen hochzusteigen. Ich hatte Schwierigkeiten, meinen Sport zu machen. Also ich spiele sehr gerne Tennis. (…) Und all das musste ich sehr stark einschränken wegen der Schmerzen. Und ich habe mir meine Injektion geben lassen im Jahr 2001 und hab erfahren, dass die Schmerzen plötzlich weg sein können."

Der heute 47-jährige Patient war einer der ersten, dessen Arthrose in den Knien mit der neuen Orthokin-Therapie behandelt wurde. Und das mit ausgesprochener Langzeitwirkung.

Patient: " Ich kann meinen ganz normalen Lebensstil, meinen Sport weiter machen und fühle mich eigentlich gar nicht irgendwie behindert."

Doch wie wirkt das Präparat, das direkt ins erkrankte Knie gespritzt wird?

Da muss man wissen, dass im gesunden Gelenk die Knochen durch Knorpelschichten geschützt und so voneinander getrennt werden. Sie halten Gelenke beweglich und belastbar. Werden die Knorpelschichten aber beschädigt oder durch körperliche Belastung abgenutzt, entzünden sich die Gelenke. Und nun beginnt ein Zerstörungsprozess, der sich weder durch Kortisone noch durch eine Operation aufhalten lässt.

Denn in den betroffenen Gelenken wird ein körpereigenes Proteine, das Interleukin-1, freigesetzt. Das greift den Knorpel immer weiter an und verursacht die schmerzhaften Entzündungen und Gelenkschwellungen. Das Immunsystem produziert zwar selbst ein entzündungshemmendes Gegenmittel, das Anti-Interleukin-1. Allerdings nicht in ausreichender Menge, um einen weiteren Knorpelabbau im Gelenk zu stoppen. In diesen Mechanismus greift die Orthokin-Therapie der Düsseldorfer Orthopäden nun gezielt ein, erklärt Dr. Axel Baltzer:

" Der Stoff, der schädigend wirkt, ist das Interleukin-1. Und das Orthokin enthält hauptsächlich das Anti-Interleukin-1, das die Wirkung des Interleukin-1 im Gelenk aufhebt. Und damit wirkt es gegen die Entzündung, gegen den Schmerz, gegen die Gelenkschwellung und es stabilisiert den Knorpel und macht so das Gelenk resistenter vor weiterer Abnutzung. "

Das neue Präparat gibt es allerdings nicht in der Apotheke als Tablette oder Kapsel zu kaufen. Es muss für jeden Patienten extra hergestellt werden. Und zwar aus 60 ml Blut. Die werden ihm mit einer eigens dafür entwickelten Spritze abgenommen, in der sich kleine Glaskugeln befinden. Die wirken als Katalysator. Und veranlassen, dass im abgenommenen Blut vermehrt Arthrose-hemmende Schutz-Proteine gebildet werden, die anschließend aus dem Serum isoliert werden.

Axel Balzer: " Das ist ein hochkonzentriertes Präparat, das vom Patienten selber gewonnen wird, das dann in die Gelenke gespritzt werden soll."

So erhält jeder Arthrose-Patient sein ganz eigenes Medikament. Und die Nebenwirkungen? Weil eine 100-prozentige körpereigene Substanz ins Gelenk gespritzt wird, bleiben allergische Reaktionen aus, versichert Dr. Baltzer.

Axel Baltzer: " Es gibt nur die üblichen Nebenwirkungen, die aufgrund der Spritzentätigkeit entstehen. "

Also Schmerzen beim Einstich der Nadel ins Gelenk. Etwa sechs Anwendungen sind erforderlich, um langfristige Erfolge zu erzielen. Das hat nun auch eine wissenschaftliche Studie bestätigt, die an den Düsseldorfer Uniklinken an 400 Arthrose-Patienten durchgeführt wurde.

Dabei wurde ein Teil der Patienten mit einem Placebo behandelt oder mit dem gängigen Präparat, das künstliche Gelenkschmiere enthält. Das Ergebnis: Die Injektion des körpereigenen, entzündungshemmenden Serums brachte eine Erfolgsquote von 70 Prozent, erklärt Prof. Rüdiger Krauspe, Direktor der Orthopädischen Uniklinik:

" Patienten waren schmerzgebessert, besser als die anderen Gruppen. Sie waren funktionell besser. Sie waren besser sportfähig und ihr Allgemeinbefinden, dass wie der Patient sich selbst eingeschätzt hat, wie er sich wohl gefühlt hat, wie er leistungsfähig war, war deutlich besser als in den andren Gruppen und vor allem signifikant besser als zu Beginn der Studie."

Die von den Düsseldorfer Orthopäden entwickelte Spritze wirkt freilich nur, wenn der Knorpel im Gelenk noch nicht vollständig zerstört ist. Und sie produziert kein Wundermittel. Eine Heilung der Arthrose ist nicht möglich, betont Prof. Krauspe:

" Wir hoffen, dass wir damit den Arthroseprozess nachhaltig beeinflussen können, mindestens verlangsamen können, so dass Beschwerden weniger werden und eingreifendere Maßnahmen, nehmen wir ein neues Gelenk, deutlich herausgeschoben werden können. "

Fazit: Die Düsseldorfer Studie zeigt, dass diese körpereigene Arthrose-Therapie nicht nur schonender ist, sondern auch weitaus besser und nachhaltiger wirkt, als die übliche Behandlung mit Kortisonen; oder mit der oft gespritzten künstlichen Gelenkschmiere, die (laut Studie) auch nicht besser als ein Placebo ist.

Je nach Schwere der Arthrose kostet die neue Therapie bis zu 1500 Euro, die von den Kassen bislang aber noch nicht übernommen werden.

Service:

Fragen zur Arthrose-Studie beantwortet die Orthokin-Infoline unter Tel: 01805-028820 (12 cent / Min.)

Link:

www.neue-orthopaedie.de