Nicht nur "touristische Folklore"
Schwimmen in den Gewässern europäischer Städte ist eine gute Idee, findet der Berliner Ethnologe Wolfgang Kaschuba. Und von diesem neuen Trend profitierten nicht nur Touristen.
In Paris können Schwimmer sich in diesem Sommer im Wasser eines Kanalbecken erfrischen: In der französische Hauptstadt sind erstmals provisorische Schwimmbecken im Bassin de la Villette im Nordosten der Metropole eingerichtet. Bürgermeisterin Anne Hidalgo will, dass in einigen Jahren auch Baden in der Seine möglich ist. Auch in München, Basel und in Zürich gehört das Schwimmen in städtischen Gewässern längst zum städtischen Alltag.
Attraktiv für junge Leute
Der Berliner Ethnologe Wolfgang Kaschuba erinnerte im Deutschlandfunk Kultur daran, dass in Berlin vor etwa 100 Jahren die Flussbadeanstalten in der Spree schließen mussten, weil der Fluss zu dreckig wurde. "Wieder dahin zu kommen, dass man mitten in der Stadt baden kann, ist eine Vorstellung, die heute gerade für junge Leute naheliegt und die Befürchtungen, dass das nur dem Tourismus dient, die sind wahrscheinlich übertrieben", sagte er.
Zur Arbeit durch den Rhein schwimmen
Diese neuen Ideen seien auch im Stadtmarketing wirksam, sagte Kaschuba. Dennoch widersprach er den Einwänden von Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Er ist dagegen, die Spree zum Baden freizugeben, weil es vor allem "touristische Folklore" sei. Auch in Basel gebe es Leute, die durch den Rhein zur Arbeit trieben und ihren Anzug wasserfest verpackt mit sich führten, erzählte Kaschuba. "Aber, was wir eben auch sehen, ist es eben nicht nur für die Touristen, denn auch die Einheimischen goutieren das auch sehr." Parzinger wisse natürlich, dass der größte Touristenmagnet in Berlin die Museumsinsel sei. "Da sollte man, wenn man im Glashaus sitzt, nicht mit Steinchen werfen."