Das muss man gehört haben - oder auch nicht
Frisches Futter für die Musik-Kolumne: "Songs From The Road" von Canned Heat, "Ashes & Dust" des Gitarristen Warren Haynes und "Dark Lights Up" von Eleni Mandell – unser Kritiker Uwe Golz hat die CDs gehört.
Als der Song "Going Up The Country" von Canned Heat den Film über das Woodstock-Festival einläutete, war die Rockwelt noch in Ordnung und Alan "Blind Owl" Wilson noch Gitarrist der Boogierocker. Eine Überdosis an Barbituraten machten dem Leben des depressiven Musikers ein selbstbestimmtes Ende und für viele hart gesottene Bluesrock-Fans war das auch das Ende der Band. Doch Canned Heat ließen sich nicht unterkriegen und machten weiter - bis heute.
"Songs From The Road", ihr aktuelles Album, ist im März diesen Jahres in Bonn aufgenommen worden und lässt den alten Boogie der Band wieder lebendig werden. Das Album ist auf seine Art eine Zeitreise, die der geneigte Hörer buchen kann, aber nicht unbedingt muss. Mehrwert für die Fans ist die DVD, auf der auch noch zwei Songs zu finden sind, die es nicht auf die CD geschafft haben.
Der Gitarrist Warren Haynes hat sich seine Meriten als Gitarrist bei den Allman Brothers und bei Gov't Mule erworben. Diese Tätigkeiten haben ihn aber nie davon abgehalten sich in eigene Projekte zu stürzen. Haynes jetzt veröffentlichtes Solo-Album trägt den Titel "Ashes & Dust".
Allerdings so ganz stimmt das nicht, mit dem Solo, denn als Unterstützung hat sich Haynes die Newgrasser & Rootsband Railroad Earth mit ins Studio genommen. Und das Sextett aus Stillwater in New Jersey hat dem alten Bluesrocker gut getan. Der Grammy-Gewinner hat sich verabschiedet von alten Zöpfen und zeigt nun auf seinem dritten Album unter eigenem Namen, woher sein Wind eigentlich bläst.
Empfehlenswert ist auch "Dark Lights Up" von Eleni Mandell"
Die Asche und der Staub, den Haynes da aufwirbelt, wird viele Fans der frühen Jahre verschrecken. Hier klingt es akustisch und folkig, unverkennbar aber immer noch Haynes. Und es kann ja nichts falsch daran sein, auch im Alter von 55 Jahren noch neue Wege auszuprobieren und auf ihnen zu wandeln. "Ashes & Dust" sollte man jedenfalls hören und sei es nur aus Gründen der Entspannung.
So wie Haynes hat auch die Singer/Songwriterin Eleni Mandell einen neuen Weg gefunden und der führt weg, von dem, was uns viele Major-Labels noch immer als musikalische Weisheit letzter Schluss verkaufen wollen. Die Kalifornierin hat in den letzten 20 Jahren so manche Lobeshymne für ihre Alben ins Tagebuch kleben können und die heute erschienene CD "Dark Lights Up" wird sich in die Reihe ihren Platten nahtlos einreihen - auch wenn die Songs ganz anders klingen, als man es kennt und trotzdem irgendwie vertraut erscheinen.
Auch hier spielen die elektrisch verstärkten Instrumente keine Rolle mehr, zudem wurde das Album mit allen Musikern zusammen in einem Raum eingespielt, was dem Verständnis und dem Miteinander gut getan hat. Dass man nur vier Tage brauchte, sagt eigentlich alles. Die zweifache Mutter hat hörbar zu sich selbst gefunden und dabei die Wurzeln aller Singer/Songwriter gewässert. Das mag ein Trend sein, diese Zuwendung zur akustischen Musik, aber - im Fall von Eleni Mandell - ein Trend, den man auf jeden Fall gehört haben sollte.