Das Smartphone als Bühne
09:19 Minuten
Viele Bühnen streamen ihre Vorstellungen im Internet. Doch das ist nur der Anfang, sagt Medienkünstler Fabian Raith. In der Coronakrise könnte für die Theater aus der Not eine Tugend werden, indem sie neue Formate entwickeln.
"Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Zeitpunkt gibt, in dem die Einsamkeit, die durch eine Quarantäne-Situation entstehen kann, die soziale Isolation, dass die es notwendig macht, dass wir uns gemeinschaftlich nach Formaten auf die Suche begeben, die etwas helfen können", sagt Regisseur Christopher Rüping. "Dafür kann Theater ein Medium sein."
Der Berliner Medienkünstler und Performer Fabian Raith stimmt dem zu. Er war schon vor Corona ein Verfechter der theatralen Digitaloffensive und sieht in der derzeitigen Spielpause der Bühnen den Beginn einer Versuchsphase, um neue Formate zu entwickeln. Zunächst werde online veröffentlicht, was die Theater vorrätig hätten, aber es entstünden auch erste Experimentierformen.
Publikum als Akteur
Raith sieht darin auch soziales Potenzial: Die Situation erfordere, dass man dem Publikum Handlungsmacht gebe und es mitentscheiden lasse. Das Publikum werde zum Akteur. So komme es zu einem gemeinsamen Entstehungsprozess.
"Das heißt, dass die Gemeinschaft, die das Theater schafft, jetzt eben nicht nur in der Aufführung einer Situation besteht, sondern der gemeinsame Schaffensprozess jetzt mehr in den Mittelpunkt kommt. Und dafür kann das Digitale das perfekte Instrument sein."
Mit Hilfe des Smartphones könne das Theater den öffentlichen Raum spielerisch entdecken lassen und performative Brechungen im Alltag schaffen. "Das Gute ist, dass niemand weiß, wie das funktioniert", sagt Raith. "Das heißt: Wir sind alle am Anfang. Das heißt, wir können gemeinsam etwas Neues entstehen lassen." Raith betont aber auch, dass diese neuen Formate nicht die alten verdrängen, sondern nur ergänzen sollen.
(leg)