Hetty Berg steht für ein offenes Haus
04:20 Minuten
Der Stiftungsrat hat sich einstimmig für die angesehene Museumsmanagerin Hetty Berg als neue Direktorin des Jüdischen Museums Berlin entschieden. Am 1. April tritt sie ihr neues Amt an. Peter Raue sagt, vor allem ihr Konzept des offenen Hauses habe überzeugt.
Die Entscheidung des Stiftungsrats war einstimmig: Am 1. April 2020 wird die Museumsmanagerin Hetty Berg die Leitung des Jüdischen Museums Berlin übernehmen. Die 1962 geborene Niederländerin ist derzeit Chefkuratorin am Joods Cultureel Kwartier in Amsterdam. Der bisherige Direktor in Berlin, Peter Schäfer, war nach Kontroversen um die Ausrichtung von Veranstaltungen und Ausstellungen zurückgetreten.
Der Anwalt Peter Raue ist im Stiftungsrat des Jüdischen Museums und erklärt, mit Hetty Berg habe man eine ganz wunderbare Wahl getroffen: Sie komme aus Amsterdam, habe einen jüdischen Hintergrund, spreche französisch, englisch, deutsch, hebräisch und jiddisch und sei eine ganz engagierte Person.
Das jüdische Leben in seiner Gänze abbilden
Am meisten überzeugt habe ihr Konzept, berichtet Raue: Das Jüdische Museum soll nicht ein Ort der Erinnerung an die Shoa sein, auch wenn diese wesentlicher Bestandteil jüdischer Geschichte ist, sondern das jüdische Leben mit all seinen Herrlichkeiten und Schattenseiten abbilden. "Das hat uns alle überzeugt."
Hetty Berg werde sich nicht wirklich anders positionieren als ihr Vorgänger Peter Schäfer, aber vielleicht etwas deutlicher, vermutet Raue. "Sie sagt ganz klar: Dieses Haus muss ein Haus offener Diskussionen sein. Wir müssen Diskussionen zulassen - auch mit Menschen und Meinungen, die wir nicht ertragen."
Bergs Ziel sei es, aus dem Jüdischen Museum eines zu machen, das in die Stadt hinein wirke. Es soll nicht nur ein Ort für Juden sein, die Deutschland besuchen, sondern jeder Berliner soll schon mal den Wunsch verspürt haben, einmal dieses Museum zu besuchen.
Klare Ablehnung der BDS-Bewegung
Hetty Berg habe zudem eine ganz klar ablehnende Haltung bezüglich der israelkritischen BDS-Bewegung. Das erklärte Ziel dieser Bewegung ist die wirtschaftliche, kulturelle und politische Isolierung Israels, also Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen.
Die designierte Museumsdirektorin hege weder Sympathie noch Verständnis für diese Bewegung, so Raue, sage aber auf der anderen Seite, man komme gar nicht umhin, mit diesen Menschen genau darüber zu reden.
"Es ist ja immerhin eine starke Bewegung, mit der man sich auseinandersetzen muss. Man muss sich nicht verschließen, man muss ihr aber auch nicht folgen. In der Sache selbst ist sie ganz klar eine Feindin der BDS-Bewegung."