Neue Filme

Humorvoll, dramatisch und albern

Das Filmteam von "How To Be Single" bei der Premiere am Leicester Square in London.
Das Filmteam von "How To Be Single" bei der Premiere am Leicester Square in London. © picture alliance / dpa / Will Oliver
Von Thomas Hartmann |
Drei völlig verschiedene Filme kommen ins Kino: Das Drama "Unter dem Sand" erzählt von der Landminen-Räumung an der dänischen Westküste, "Ein Mann namens Ove" vom Älterwerden eines vermeintlichen Menschenhassers und "How To Be Single" bietet Gags ohne Ende.
"Altwerden ist nichts für Feiglinge" weiß man dank eines Buches von Joachim Fuchsberger. Aber wer der Hauptfigur aus der schwedischen Tragikomödie "Ein Mann namens Ove" einigermaßen begegnen will, auch der muss seinen Mut zusammennehmen. Denn die selbsternannte Ein-Mann-Wohngebiets-Patrouille sucht entschieden und mit miesepetriger Wortgewalt durchzusetzen, was seiner ihrer Ansicht nach Ruhe und Ordnung entspricht.

Schwarzer Humor in "Ein Mann namens Ove"

Allerdings: nachdem der 59-Jährige seinen Job und damit den letzten Halt verliert, will er nur noch eines: sich das Leben nehmen und seiner Frau Sonja folgen. Aber immer kommt was dazwischen.
"Ihr verfluchten Lümmel! Was macht ihr denn hier? Wir wollten nur was fragen, aber wir gehen wohl lieber. Was? Mirsad ist zu Hause rausgeflogen, da dachte ich, er kann vielleicht bei Ihnen schlafen. Hier. Na das ist doch kein verfluchtes Hotel hier. Sonja hat immer anderen geholfen. Ja, dann komm rein."
Wie schon diese Szene beweist: so übel ist der vermeintliche Menschenhasser gar nicht – die notorische Griesgrämigkeit resultiert vielmehr aus einer Reihe von Schicksalsschlägen, die Oves Leben mit sich gebracht hat. Der Film demonstriert das mit Hilfe von Rückblenden, viel Herz und einer geballten Ladung schwarzen Humors. Die neue Nachbarin und ihre Kinder sorgen allmählich dafür, dass Oves Schutzpanzer Risse kriegt. Der Bestseller von Fredrik Backman stand Pate für dieses Projekt, und das macht etwas mit dem Zuschauer: ich kann sagen, ich hab meine Lektion gelernt Auf die Ausfälle der ständig schlecht gelaunten Verkäuferin im Supermarkt bei mir um die Ecke reagiere ich mittlerweile lächelnd. Denn wer weiß, warum sie so ist!

"Unter dem Sand" ist verstörend

Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, das Sterben ist es nicht. Das zeigt "Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit". An der dänischen Westküste liegen über zwei Millionen Landminen und so scheint der Beschluss fast logisch: Sollen doch die sie ausgraben und entschärfen, die sie ausgelegt haben - die Deutschen. Das sieht Feldwebel Rasmussen nicht anders, der einem Trupp junger Kriegsgefangener vorsteht. Sie sollen einen Strandabschnitt säubern und können dann nach Hause. Soweit die Theorie.
"Was willst du? Ich wollte nur fragen, ob sie etwas davon gehört haben, wann wir das nächste Mal etwas zu essen bekommen, Herr Feldwebel? Ich glaube, wenn wir nichts zu essen bekommen... - was glaubst du? Glaubst du, dass ihr mir leid tut? Nein, Herr Feldwebel! Es ist mir alles scheißegal. Weißt du das? Is mir egal, ob ihr krepiert. Ich weiß, Herr Feldwebel. Und ich weiß nicht wann das Essen kommt. Die Deutschen stehen nicht vorne in der ersten Reihe."
Die Gleichgültigkeit, ja, den Abscheu legt Rasmussen bald ab. Der Feldwebel begreift: Er leitet ein Himmelfahrtskommando. Rasmussen verliert einen nach dem anderen. Jeder Fehler der Jugendlichen, deren Vater er sein könnte, führt zu tödlichen Konsequenzen. Und das setzt ihm wirklich zu mehr als zu – bei aller Schuld, die Nazideutschland auf sich geladen hat. "Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit" gehört in die Kategorie von Filmen, die einen noch lange nach dem Ende beschäftigen – und der Hintergrund dieser Geschichte dürfte vielen nicht bekannt sein. In Dänemark ist das Drama u.a. als bester Film ausgezeichnet worden.

Jede Menge Zoten in "How To Be Single"

Eigentlich möchte Alice in "How To Be Single" nur eine Auszeit von Josh – und herausfinden, was sie will. Doch als sie nach einem ersten Trip ins Alleinsein wieder mit ihm zusammengehen möchte, steht ihm nicht mehr der Sinn danach. Damit heißt es für sie, nun klarkommen mit den Erinnerungen an den Ex, der nun so grundsätzlich Ex auch wieder nicht ist, mit dem Ausschauen nach neuen Kandidaten, mit dem Feiern, dem Alkohol und mitunter peinlichen Situationen.
"Hey, was geht ab, jo. Keine Ahnung, wieso ich jo sage. Kein Plan, wieso ich jo sage. Ihr seht doch alle gar nicht so aus, ich mein, so ghettomäßig. Und ich bin auch nicht Ghetto, ich komm aus Portland. Das liegt südlich von Kanada. Jo, seid ihr Kanadier? Da, schon wieder, ich habs schon wieder getan. Oh mein Gott, ich muss weg."
Um Alice tummeln sich die Ungebundenen – männlich wie weiblich: Da schüttet man sich zu, um am nächsten Morgen zu rätseln, wo man aufwacht. Kämpft sich durch Dating-Seiten. Oder wehrt die Avancen ab, die einem gemacht werden – aus Angst vor Kontrollverlust. Die Komödie verfolgt mehrere Stories. Die Dialoge haben Witz, wobei der Zuschauer zotenerfahren sein sollte. Ein bisschen weniger Party hätte "How To Be Single" gut getan. Ein Kann-Man-Muss-Man-Nicht-Sehen-Film mit Dakota Johnson und Rebel Wilson. "Vorstadtkrokodile"-Regisseur Christian Ditter liefert hier sein Hollywood-Debüt ab.