Neue Ideen für unsere Städte

Wie wollen wir leben und wohnen?

Viele Menschen sind zum Bummeln und Shoppen in die Kölner Innenstadt gekommen, wie hier in die Hohe Straße
Die in der Kölner Innenstadt © imago / Manngold
Gäste: Christine Hannemann, Wohnsoziologin, und Gerd Landsberg, Deutscher Städte- und Gemeindebund |
Gegen grassierende "Deichmannisierung" und "Starbuckisierung" deutscher Innenstädte empfiehlt Wohnsoziologin Christine Hannemann, sie gemeinsam mit den Bürgern zu gestalten. Gerd Landsberg vom Deutschen Städte- und Gemeindebund fordert, die Städte mehr für Menschen als für Autos zu planen.
Unsere Innenstädte haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert: Immer mehr kleine Läden müssen den großen Shopping-Centern weichen. Die Fußgängerzonen ähneln sich; kennt man eine, kennt man – fast – alle.

Und da sich immer weniger Menschen die gestiegenen Mieten in der City leisten können, ist die soziale Mischung bedroht.
Wie kann man das ändern?
Wie können unsere Innenstädte wieder lebendiger und attraktiver werden?
Welche Ideen haben wir für unsere Städte?
Wie wollen wir dort leben und wohnen?

Grassierende "Deichmannisierung" und "Starbuckisierung"

"Das, was die Verödung ausmacht, ist die Reduktion der Idee von Stadt auf Shopping und Restaurants", sagt Christine Hannemann, Professorin für Architektur- und Wohnsoziologie an der Universität Stuttgart. Sie spricht von einer grassierenden "Deichmannisierung" und "Starbuckisierung" der Innenstädte. Die Shopping Center und Malls sprächen die wichtigste Käufergruppe an: die Jüngeren.
Wenn Christine Hannemann unterwegs ist, achtet sie auch darauf, wie sich die Innenstädte präsentieren. "Wie ist das Angebot in der Hauptstraße? Welche Läden gibt es dort – mehr Ein-Euro-Läden und Ketten oder auch inhabergeführte Läden? Gibt es einen Buchladen, was hat der für ein Angebot? Mit wie viel Liebe wird mit der Stadt umgegangen? Wie präsentiert sich das Rathaus? Wie ist der ÖPNV, welche Möglichkeiten gibt es für Radfahrer?"
Stadt sei etwas Lebendiges, etwas, das auch mit den Bürgern gemeinsam gestaltet werden müsse: "Die Überlegung, was Stadt sein soll, die Stadt als Gemeinwesen – das muss immer wieder verhandelt werden. Was für eine Stadt wollen wir? Wem gehört die Stadt? Warum gibt es keinen sozialen Wohnungsbau, er wurde so lange vernachlässigt? Was wurde real getan, um Wohnen als eine der wichtigsten Funktionen in der Stadt zu erhalten?"

"Leere Schaufenster führen zu einer Abwärtsspirale"

"Die Innenstadt ist das Gesicht einer Stadt und die Visitenkarte gegenüber Besuchern und Touristen", sagt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Angesichts des Booms des Online-Handels sieht er bis zu 50.000 Läden in den Innenstädten in Gefahr. "Leere Schaufenster in unseren Innenstädten führen zu einer Abwärtsspirale, die Zentren verlieren an Attraktivität."
Der Jurist kennt die Probleme der Kommunen, weiß aber auch, dass in der Vergangenheit viele Fehler bei der Stadtgestaltung gemacht wurden. "Wir müssen die Städte umbauen; jahrzehntelang wurden sie für Autos und nicht für Menschen geplant. Es gibt eine Sehnsucht nach Identität, nach dem 'Dorf in der Stadt', wir brauchen andere Lebens- und Wohnformen, Mehrgenerationenprojekte. Dann der Verkehr: Wir müssen den Individualverkehr aus den Innenstädten verbannen – die Frage der Elektromobilität, der Barrierefreiheit."
Seine Forderung: "Man muss da auch ein Bewusstsein bei den Kommunalpolitikern schaffen, dass sie ein Leitbild entwickeln und dass sie nicht für, sondern mit den Bürgern entscheiden: Was möchte ich von meiner Stadt?"

Neue Ideen für unsere Städte: Wie wollen wir wohnen und leben?

Darüber diskutiert Gisela Steinhauer am Samstag von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Christine Hannemann und Gerd Landsberg. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de – und auf Facebook und Twitter.

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