Neue Jugendstilfliesen alt gemacht
Dank Golem hat so mancher Besitzer von Gründerzeit-Häusern in Hamburg, Wien oder Berlin eine Sorge weniger. Die kleine Firma hat sich darauf spezialisiert, Glaskeramik-Fliesen nach alter Machart herzustellen.
Hässliche Lücken in prachtvoll gefliesten Hauseingängen können so endlich verschwinden. Wie in Berlin in den Hackeschen Höfen zum Beispiel, wo Golem mit hunderten von Quadratmetern Ersatzfliesen ganze Arbeit geleistet hat. Aber weil die Jugendstilmotive viel zu schön sind, um sie nur auf alte Mauern zu kleben, gibt es sie nun auch für den Privatgebrauch.
" Ich mag diesen floralen Stil eigentlich sehr gerne. Aber noch schöner finde ich diese Farbvielfalt während des Jugendstils. "
"Es sind sehr helle, sehr kräftige Farben. Wir haben hier zum Beispiel eine Fliese mit einer stilisierten Blume. Der Blumenkörper ist etwas gräulich bläulich, der hat gelbe Stempel und gelben Blütenstaub und diese Farbzusammenstellung finde ich einfach unsagbar schön. "
Tobias Klaus ist vernarrt in - Fliesen. Fliesen bringen seine Gedanken zum Fliegen
"Dadurch, dass es transparente Farben sind, könnte man sagen, man guckt quasi wie mit nem Hubschrauber in die Lagune. So blau ist das. "
Klaus ist Verkaufsleiter der vor dreizehn Jahren gegründeten Fliesenmanufaktur Golem. In deren kleinem Laden am Hackeschen Markt reiht sich Modell an Modell. Abstrakte Schmetterlinge, stilisierte Mohnblumen, Storch und Kranich und entrückt-verzückt dreinschauende Gesichter.
"Das ist eine sehr anmutige Jugendstildame mir geneigten Blick nach oben gibt's in Grau und grün und dann haben wir noch Adam und Eva eine Dame und ein Herr mit frontalem Blick. "
Von gebrochenem Weiß über zartes Olivgrün bis zu knalligem Türkis. Die Fliesen dokumentieren den formal beschwingten Beginn des 20. Jahrhunderts. Verspielt und kurvenreich wie die Gründerzeit. Aber sie erzählen noch eine andere Geschichte. Von Hauseingängen, Hinterhöfen und Bahnsteigen:
"Das ist die Wichertstraße und die haben wir aus der Hufelandstraße gewonnen. "
Aus einem von außen unscheinbar aussehenden Hauseingang am Berliner Prenzlauer Berg stammt das zart-weiße Orchideenmotiv. Solche vergessenen Hinterhöfe sind die Fundgruben der Golem-Truppe, hier finden sie die Vorlagen für ihre Fliesen. Denn wieder werden die Restaurateure gebeten, in neu herausgeputzten Häusern die fehlenden Fliesen zu ersetzen.
"Ich hatte mit den Hauseingangsfliesen eines Bankgebäudes am Hausvogteiplatz zu tun und dann hab ich mir gedacht die müsste man ja eigentlich nachmachen, um damit ein Badezimmer auszustatten. "
Jugendstil-Repliken für den Privatgebrauch. Vom Hausflur ins Designerbad. Die Idee zur Serienproduktion war geboren.
In Sieversdorf in der Nahe von Frankfurt an der Oder betreibt die Firma Golem ihre Werkstätten. Hier werden die Fliesenembleme originalgetreu nachgefertigt. Kleine Blütenblätter aus Ton, winzige Rosetten oder abstrakt geometrische Formen. Die Kachel für den Stempel - eine Pressform aus Stahl - muss immer etwas größer werden als die Vorlage: Ton schrumpft, wenn er gebrannt wird.
"Dann wird das vergrößerte Tonmodell noch mal überarbeitet, und dann erst haben wir das eigentlich Arbeitsmodell. Davon wird dann die Pressform abgenommen. "
Tomas Grzimek, Geschäftsführer von Golem findet, dass Fliesen solchen Aufwand verdienen. Und den stolzen Preis von bis zu 20 Euro pro Stück durchaus rechtfertigen.
"Eigentlich hat man erst in den letzten Jahren überhaupt gesehen, was die Zeit des Jugendstils für einen Schatz hinterlassen hat. Die Leute in den 50ern und 60ern sind fast blind über diese Böden gelaufen. Erst jetzt hat man gemerkt, dass das auch ein kulturelles Erbe ist und das wird jetzt auch gewürdigt. "
Mit einem Druck von 120 Bar fährt die Pressmaschine herab, stempelt in das Granulat: das Jugendstilantlitz von Eva. Herr Kaiser - der Mann an der Maschine - hält eine feste kleine Kachel in der Hand.
" Jetzt ist sie so fest, dass man sie anfassen kann und sie nicht mehr kaputt geht. Die kommt dann in den Ofen rein. "
Fünf Stunden bei etwa 1000 Grad Celsius. In den Werkstätten versucht man die alte Herstellungsweise zu imitieren. Doch so einfach ist es nicht, wie vor hundert Jahren zu produzieren.
"Wir stehen vor einem ganz großen Problem müssen ne Farbe zusammenklamüsern. "
Um einen Ton möglichst genau zu treffen, müssen die Restaurateure bisweilen an die 100 Glasurproben nehmen. Und auch dann kann es immer noch zu Abweichungen kommen - wie bei einer weißen Fliese von Henry van der Velde, die Grzimek in einem Haus am Hamburger Jungfernsteg restaurieren sollte.
"Seitdem weiß ich, dass ich die Kunden darauf aufmerksam machen muss, dass wenn weiße Fliesen ergänzt werden müssen, dass es fast unmöglich ist, genau den Weißton zu treffen, dass man nicht sieht es wäre ne Ergänzung. "
Hamburger Alster-Villen, Wiener Bahnhöfe, aber auch das Kaufhaus Harrods in London und das Jüdische Museum in Berlin tragen inzwischen Golem-Fliesen. Das kleine Brandenburger Unternehmen hat mit seiner einzigartigen Jugendstilserie eine Marktnische entdeckt und baut sie beharrlich aus. Auch der hebräische Firmenname macht am Ende doppelt Sinn. Golem, wie der Mensch aus Lehm, der in der jüdischen Mystik zuhause ist.
"Ist auch ganz schön, dass der Golem auch aus Ton war und ständig wuchs und ist auch zu groß geworden. War auch nicht ganz ungefährlich ist auch bei uns so. Wir wollen der Konkurrenz das Fürchten lehren. "
" Ich mag diesen floralen Stil eigentlich sehr gerne. Aber noch schöner finde ich diese Farbvielfalt während des Jugendstils. "
"Es sind sehr helle, sehr kräftige Farben. Wir haben hier zum Beispiel eine Fliese mit einer stilisierten Blume. Der Blumenkörper ist etwas gräulich bläulich, der hat gelbe Stempel und gelben Blütenstaub und diese Farbzusammenstellung finde ich einfach unsagbar schön. "
Tobias Klaus ist vernarrt in - Fliesen. Fliesen bringen seine Gedanken zum Fliegen
"Dadurch, dass es transparente Farben sind, könnte man sagen, man guckt quasi wie mit nem Hubschrauber in die Lagune. So blau ist das. "
Klaus ist Verkaufsleiter der vor dreizehn Jahren gegründeten Fliesenmanufaktur Golem. In deren kleinem Laden am Hackeschen Markt reiht sich Modell an Modell. Abstrakte Schmetterlinge, stilisierte Mohnblumen, Storch und Kranich und entrückt-verzückt dreinschauende Gesichter.
"Das ist eine sehr anmutige Jugendstildame mir geneigten Blick nach oben gibt's in Grau und grün und dann haben wir noch Adam und Eva eine Dame und ein Herr mit frontalem Blick. "
Von gebrochenem Weiß über zartes Olivgrün bis zu knalligem Türkis. Die Fliesen dokumentieren den formal beschwingten Beginn des 20. Jahrhunderts. Verspielt und kurvenreich wie die Gründerzeit. Aber sie erzählen noch eine andere Geschichte. Von Hauseingängen, Hinterhöfen und Bahnsteigen:
"Das ist die Wichertstraße und die haben wir aus der Hufelandstraße gewonnen. "
Aus einem von außen unscheinbar aussehenden Hauseingang am Berliner Prenzlauer Berg stammt das zart-weiße Orchideenmotiv. Solche vergessenen Hinterhöfe sind die Fundgruben der Golem-Truppe, hier finden sie die Vorlagen für ihre Fliesen. Denn wieder werden die Restaurateure gebeten, in neu herausgeputzten Häusern die fehlenden Fliesen zu ersetzen.
"Ich hatte mit den Hauseingangsfliesen eines Bankgebäudes am Hausvogteiplatz zu tun und dann hab ich mir gedacht die müsste man ja eigentlich nachmachen, um damit ein Badezimmer auszustatten. "
Jugendstil-Repliken für den Privatgebrauch. Vom Hausflur ins Designerbad. Die Idee zur Serienproduktion war geboren.
In Sieversdorf in der Nahe von Frankfurt an der Oder betreibt die Firma Golem ihre Werkstätten. Hier werden die Fliesenembleme originalgetreu nachgefertigt. Kleine Blütenblätter aus Ton, winzige Rosetten oder abstrakt geometrische Formen. Die Kachel für den Stempel - eine Pressform aus Stahl - muss immer etwas größer werden als die Vorlage: Ton schrumpft, wenn er gebrannt wird.
"Dann wird das vergrößerte Tonmodell noch mal überarbeitet, und dann erst haben wir das eigentlich Arbeitsmodell. Davon wird dann die Pressform abgenommen. "
Tomas Grzimek, Geschäftsführer von Golem findet, dass Fliesen solchen Aufwand verdienen. Und den stolzen Preis von bis zu 20 Euro pro Stück durchaus rechtfertigen.
"Eigentlich hat man erst in den letzten Jahren überhaupt gesehen, was die Zeit des Jugendstils für einen Schatz hinterlassen hat. Die Leute in den 50ern und 60ern sind fast blind über diese Böden gelaufen. Erst jetzt hat man gemerkt, dass das auch ein kulturelles Erbe ist und das wird jetzt auch gewürdigt. "
Mit einem Druck von 120 Bar fährt die Pressmaschine herab, stempelt in das Granulat: das Jugendstilantlitz von Eva. Herr Kaiser - der Mann an der Maschine - hält eine feste kleine Kachel in der Hand.
" Jetzt ist sie so fest, dass man sie anfassen kann und sie nicht mehr kaputt geht. Die kommt dann in den Ofen rein. "
Fünf Stunden bei etwa 1000 Grad Celsius. In den Werkstätten versucht man die alte Herstellungsweise zu imitieren. Doch so einfach ist es nicht, wie vor hundert Jahren zu produzieren.
"Wir stehen vor einem ganz großen Problem müssen ne Farbe zusammenklamüsern. "
Um einen Ton möglichst genau zu treffen, müssen die Restaurateure bisweilen an die 100 Glasurproben nehmen. Und auch dann kann es immer noch zu Abweichungen kommen - wie bei einer weißen Fliese von Henry van der Velde, die Grzimek in einem Haus am Hamburger Jungfernsteg restaurieren sollte.
"Seitdem weiß ich, dass ich die Kunden darauf aufmerksam machen muss, dass wenn weiße Fliesen ergänzt werden müssen, dass es fast unmöglich ist, genau den Weißton zu treffen, dass man nicht sieht es wäre ne Ergänzung. "
Hamburger Alster-Villen, Wiener Bahnhöfe, aber auch das Kaufhaus Harrods in London und das Jüdische Museum in Berlin tragen inzwischen Golem-Fliesen. Das kleine Brandenburger Unternehmen hat mit seiner einzigartigen Jugendstilserie eine Marktnische entdeckt und baut sie beharrlich aus. Auch der hebräische Firmenname macht am Ende doppelt Sinn. Golem, wie der Mensch aus Lehm, der in der jüdischen Mystik zuhause ist.
"Ist auch ganz schön, dass der Golem auch aus Ton war und ständig wuchs und ist auch zu groß geworden. War auch nicht ganz ungefährlich ist auch bei uns so. Wir wollen der Konkurrenz das Fürchten lehren. "