Neue kroatische Literatur

"Der Krieg hat uns geprägt"

Der kroatische Schriftsteller Igor Stiks steht am Freitag (14.03.2008) auf der Buchmesse in Leipzig am Stand von Kroatien. Der junge Autor, der als «Autor mit Potenzial» beschrieben wird, lässt seine Themen um das Zusammenleben verschiedener Nationen im kriegszerstörten Sarajevo Anfang der 1990er Jahre kreisen. Für seinen zweiten, jetzt auf deutsch erschienenen Roman «Die Archive der Nacht» erhielt er den bedeutendsten kroatischen Literaturpreis.
Der kroatische Schriftsteller Igor Stiks steht auf der Buchmesse in Leipzig am Stand von Kroatien. © picture alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch
Vorgestellt von Johannes Kaiser |
Beeinflusst hat der Krieg die kroatischen Schriftsteller alle. In ihren Geschichten und Romanen spielt er bis heute eine wichtige Rolle.
Sie sind in Jugoslawien aufgewachsen, doch Schriftsteller wurden sie erst in Kroatien. Sie haben am Krieg um die Unabhängigkeit entweder teilgenommen, oder sie waren als Kinder Zeuge. Beeinflusst hat er sie alle, und in ihren Geschichten und Romanen spielt er direkt und indirekt bis heute eine wichtige Rolle. Nach dem Krieg boomte die Literatur.
Aber nach einer ersten Welle dieser Literatur wandten sich viele der Übergangsgesellschaft zu, den tiefen gesellschaftlichen Einschnitten, die die neue kapitalistische Wirtschaftsform mit sich brachte. Arbeitslosigkeit, Deindustrialisierung, Kriminalität, Korruption, politische Intrigen wurden zu Themen - eine Art neuer Realismus entstand. Doch je stärker die Wirtschaftskrise das Land erfasste, desto weniger wurde gelesen.
Der Literaturmarkt ist seitdem zusammengebrochen. In letzter Zeit nun besinnen sich viele Schriftstellerinnen und Autoren eher auf das Private, die Familie, Beziehungskrisen, das alltägliche Leben. Ob ihre Literatur kroatisch ist, wissen sie nicht, denn verstanden und gelesen wird sie im ganzen Ex-Jugoslawien.
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