Neue Leitung der Salzburger Festspiele

Mit der Expertise einer Kunstliebhaberin

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Kristina Hammer schaut lächelnd in die Kamera.
Kristina Hammer ist die neue Chefin der Salzburger Festspiele. © AFP / APA / Barbara Gindl
Von Martin Thomas Pesl |
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Die aus Deutschland stammende Marketing-Expertin Kristina Hammer wird ab Januar Präsidentin der Salzburger Festspiele sein. Für viele eine überraschende Wahl. Aber auch eine vielversprechende, findet Theaterkritiker Martin Thomas Pesl.
Den meisten, die die Pressekonferenz nach der Kuratoriumssitzung der Salzburger Festspiele verfolgten, ging es wohl ähnlich wie im Oktober, als der Literatur-Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah bekannt gegeben wurde: Sie mussten erst mal googeln. Und nein, die Nachfolgerin von Helga Rabl-Stadler als Festspielpräsidentin ist keine kasachisch-deutsche Boxweltmeisterin. Diese Kristina Hammer schreibt ihren Vornamen mit K.

Marketing, Coaching und Liebe für die Oper

Sie ist aber auch keine Politikerin der ÖVP, wie aufgrund der Zusammensetzung des Kuratoriums lange vermutet wurde. Inmitten der Korruptionsaffäre rund um den ehemaligen Bundeskanzler Kurz wäre diese Besetzung nach einer ausführlichen Ausschreibung und 32 Bewerbungen aus dem In- und Ausland ein fatales Signal gewesen. DOKTOR Kristina Hammer, wie der sie vorstellende Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer kein einziges Mal vergaß zu betonen, ist 41 Jahre alt, studierte Juristin und kennt sich mit Marken aus.
Nach Edelkaufhäusern in Wien vertrat sie in Großbritannien Premium-Automarken und leitet in der Schweiz, wo sie derzeit vor dem nun anstehenden Umzug in die Mozartstadt noch lebt, ihre eigene strategische Markenberatungsfirma. Als Executive & Business Coach berät sie zu den Themen Leadership, Changemanagement und Personal Branding, heißt es in ihrer Biografie.
Aber wo bleibt die Kunst bei alldem? Keine Sorge: Besonders für die Oper scheint Kristina Hammer eine große Leidenschaft zu empfinden, seit sie als Kind in Salzburg dem Meister Herbert von Karajan und der Debütantin Anne-Sophie Mutter bei den Proben zuschauen durfte. Heute ist sie im Vorstand der Freunde der Oper Zürich.

Ein unaufgeregter Generationenwechsel

Sie hat nicht die Expertise einer Künstlerin, sondern einer Kunstliebhaberin. Genau das brauchen die erfolgsverwöhnten Salzburger Festspiele. Selbst in zwei Pandemiesommern reüssierte das Trio aus der seit 27 Jahren amtierenden Helga Rabl-Stadler, die beliebter ist als alle Politiker des Landes zusammen, dem künstlerischen Intendanten Markus Hinterhäuser und dem kaufmännischen Leiter Lukas Crepaz mit hochwertigem Programm und Hygienekonzepten.
Dass in Salzburg "von allem das Beste" geboten werden soll, macht auch bei Kristina Hammer Eindruck. Das leichte Strebertum ihrer Vorgängerin dürfte sie, wie das meiste andere auch, übernehmen.
Ihre Bewerbung habe auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit abgestellt, wurde vage angedeutet. Auf Konkreteres wollte sich Kristina Hammer aber erst einmal nicht festlegen. Erst wolle sie zuhören, sagte sie. Das klingt vielversprechend. Bei den Salzburger Festspielen kündigt sich ein unaufgeregt subtiler Generationenwechsel an.
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