Neue Methoden der Restaurierung

Wie Medienkunst die Zeit überdauert

Eine Arbeit der Künstlerin Greta Louw in München auf der Medienkunstmesse Unpainted.
Auch Medienkunst, wie diese Arbeit der Künstlerin Greta Louw, benötigt mit der Zeit kenntnisreiche Restaurierung © picture alliance / dpa / Felix Hörhager
Joanna Phillips im Gespräch mit Gesa Ufer · 23.05.2017
Auch Medienkunst kommt in die Jahre und benötigt technische Auffrischung. Joanna Phillips vom New Yorker Guggenheim Museum hat sich als gelernte Restauratorin darauf spezialisiert, den Charakter der Werke in ihrer Zeit trotzdem beizubehalten.
Medienkunst stellt Restauratoren vor ganz neue Herausforderungen. Was tun, wenn die alten Röhrenfernseher nicht mehr gebaut werden oder wenn es keine VHS-Kassetten mehr gibt? Was machen, wenn die Software von Computerprogrammen veraltet ist und nicht mehr abspielbar? Joanna Phillips arbeitet im Guggenheim Museum in New York und gehört zu den Restauratoren, die sich intensiv damit befassen, dass Medienkunst die Zeit überdauern kann.

Dauer als Gemeinsamkeit

"Der gemeinsame Nenner, der alle verbindet, ist, dass sie eine Dauer haben", sagte Phillips im Deutschlandfunk Kultur. Das gelte für Videowerke, Software-basierte Werke und Audio-Installationen, aber auch Dia-Projekte.
"Alle diese Werke haben gemein, dass sie sich dem Betrachter über eine Zeitdauer hinweg offenbaren."
Als Beispiel nannte die Restauratorin das Netz-Kunstwerk "Brandon" des in Taiwan geborenen Künstlers Shu Lea Cheang. Dabei habe es sich um die erste Auftragsarbeit von Internetkunst gehandelt, die das Guggenheim Museum vor 20 Jahren in Auftrag gegeben habe.
"Technisch gesehen ist es eine Webseite, die von Guggenheim Servern gehostet wird", sagte Phillips. Aber über die Zeit würden Webtechnologien und Programmiersprachen nicht mehr aktualisiert. Deshalb habe man zusammen mit Computerwissenschaftlern das Werk zunächst analysiert und jetzt auch restauriert.

"Brandon" ist wieder online

Im April sei "Brandon" fertig gestellt worden.
"Es ist jetzt wieder live und online, für die Öffentlichkeit zugänglich."
Um das zu erreichen, seien die Restauratoren direkt im Quellcode aktiv geworden.
"Für die Restaurierungswelt ist das ein riesiger Durchbruch."
Es gehe nicht nur darum, die Werke zu restaurieren, sondern auch ganz neue Praktiken zu erforschen und zu implementieren. Dabei gehe es auch darum zu vermeiden, dass ein Kunstwerk eine neue, modernere Anmutung bekomme.
"Es ist uns wichtig, das Werk zu kontextualisieren in der Kunstgeschichte und in der Biographie des Künstlers, aber auch innerhalb der Geschichte der Technik", sagte Phillips.
"Das heißt, wir werden uns hüten, Verbesserungen zu implementieren."
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