Opern-Bombast und Lässiges
Bombastische, aufgeblasene Musik, die dennoch nichts Überwältigendes hat: Die Oper Classic Quadrophenia von The-Who-Gitarrist Pete Townshend wird wohl nur hartgesottene Fans überzeugen. Bei Wink Burchams lässigem neuen Album ist Mitwippen unausweichlich.
Pete Townshend: "Classic Quadrophenia"
Auch wenn es schwerfällt, manche Träume sollten doch lieber unerfüllt bleiben. 41 Jahre lang trug Pete Townshend von – ja, der von The Who – den Traum mit sich herum aus "Quadrophenia", der Geschichte um einen entfremdeten Mod, eine neue Oper zu machen. Quasi als Kontrapunkt zu dem alles überstrahlenden stummen, blinden und tauben Tommy.
Pompös kommt uns nun also Pete Townsend daher und damit dann auch alles seine logische Konsequenz hat, wurde Roger Daltrey – mit dem sich Townshend sowieso nie so sonderlich gut verstand – außen vor gelassen und dessen Rolle mit dem Tenor Alfie Boe besetzt, der nun also den Mod Jimmy singt. Und nein, Sting singt nicht die Figur des Ace, den er im Film spielte, für ihn ist Billy Idol mit dabei – und der hat ja diesen Burschen und auch den Bell Boy schon 1996 bei der Tournee von The Who gesungen.
Aber wie ist das nun mit den Träumen? Dieses "Quadrophenia" klingt bombastisch und aufgeblasen aber hat so gar nichts Überwältigendes. Ein wenig erinnert es an die diversen Versuche philharmonischer Orchester, sich dem Rock zu nähern. Das ist alles nett und gefällig und wahrscheinlich finden sich auch genug besessene Who-Fans, die das Album kaufen werden. Doch trotz großem Orchesterklang, mir fehlt die Energie der frühen Jahre, die unverwechselbare Stimme von Daltrey, vor allem aber dieses Auflehnen gegen eine Gesellschaft, die sich des Generationen-Konflikts noch gar nicht bewusst war.
Pompös kommt uns nun also Pete Townsend daher und damit dann auch alles seine logische Konsequenz hat, wurde Roger Daltrey – mit dem sich Townshend sowieso nie so sonderlich gut verstand – außen vor gelassen und dessen Rolle mit dem Tenor Alfie Boe besetzt, der nun also den Mod Jimmy singt. Und nein, Sting singt nicht die Figur des Ace, den er im Film spielte, für ihn ist Billy Idol mit dabei – und der hat ja diesen Burschen und auch den Bell Boy schon 1996 bei der Tournee von The Who gesungen.
Aber wie ist das nun mit den Träumen? Dieses "Quadrophenia" klingt bombastisch und aufgeblasen aber hat so gar nichts Überwältigendes. Ein wenig erinnert es an die diversen Versuche philharmonischer Orchester, sich dem Rock zu nähern. Das ist alles nett und gefällig und wahrscheinlich finden sich auch genug besessene Who-Fans, die das Album kaufen werden. Doch trotz großem Orchesterklang, mir fehlt die Energie der frühen Jahre, die unverwechselbare Stimme von Daltrey, vor allem aber dieses Auflehnen gegen eine Gesellschaft, die sich des Generationen-Konflikts noch gar nicht bewusst war.
The Hill Benders: "Tommy – A Bluegrass Orgy"
Und bleiben wir doch bei The Who, die aber in diesem Fall The Hill Benders heißen. Während sich also Pete Townsend den Erinnerungen hingibt, lässt diese Americana-Band aus Springfield in Missouri den "Pinball Wizzard" mit Mandoline, Banjo und anderen – eher dem Bluegrass zugeordneten Instrumenten – "Tommy" fröhlichen Urstand feiern.
Das Quintett kennt seine Pappenheimer und als Gewinner des großen Telluride-Festival-Band-Wettbewerbs verstehen sie es mit ihren Instrumenten meisterlich umzugehen. Klar, dies ist nicht der "Tommy" der Who, dies ist – sagen wir es liebevoll – die ländliche Version der Geschichte. Aber, sie ist nicht weniger energetisch als das Original aus dem Jahr 1969 – und letztlich kann eine Dobro auch viel besser weinen als eine E-Gitarre. Dieser americanistische Tommy Walker schließt die Lücke zwischen Rock und Pop und den älteren Geschwistern wie Bluegrass, Country und Folk. Und The Hill Benders beschränken sich nicht auf eine Auswahl mit den besten Songs aus dieser ersten Rockoper, der geneigte Hörer bekommt das volle Programm.
Das Quintett kennt seine Pappenheimer und als Gewinner des großen Telluride-Festival-Band-Wettbewerbs verstehen sie es mit ihren Instrumenten meisterlich umzugehen. Klar, dies ist nicht der "Tommy" der Who, dies ist – sagen wir es liebevoll – die ländliche Version der Geschichte. Aber, sie ist nicht weniger energetisch als das Original aus dem Jahr 1969 – und letztlich kann eine Dobro auch viel besser weinen als eine E-Gitarre. Dieser americanistische Tommy Walker schließt die Lücke zwischen Rock und Pop und den älteren Geschwistern wie Bluegrass, Country und Folk. Und The Hill Benders beschränken sich nicht auf eine Auswahl mit den besten Songs aus dieser ersten Rockoper, der geneigte Hörer bekommt das volle Programm.
Various Artists: "Und dann kam Bill Haley"
Wer sich seinen Sinn für das Skurrile bewahrt hat, wer nicht auf der Suche nach der alltäglichen Micky-Maus-Musik der Hitparaden ist, der ist bei dem Album "Und dann kam Bill Haley" bestens aufgehoben. Als dieser Bill Haley sich Mitte der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts entschloss die Countrymusik – von der er mehr schlecht als recht leben konnte – hinter sich zu lassen und sich dem aufblühenden Rock'n'Roll zuwandte, folgte er zwar nur den Spuren von Elvis Presley, wurde aber wie dieser zu einem Botschafter der wilden Zuckungen, die nun die Teenager befielen. Noch ist das nicht sonderlich skurril, doch die Botschaft kam auch bei den deutschen Schlagermachern an und was diese mit den Songs Haleys machten entbehrt teilweise nicht einer gewissen Komik – ungewollt. Andererseits ist dieses Album mit seinen 25 Songs auch ein wunderbares Zeugnis für den aufkeimenden Zeitgeist. Auf seine Weise ist die Versammlung von deutschen Schlagerstars und -sternchen ein Kabarett der Musikgeschichte. Wenn Renée Frank nicht "See You Later Aligator" singt, sondern daraus "Mr. Patton aus Manhattan" macht oder The Travellers bei "Rock Around The Clock" lieber fragen "Was trägt der Schotte unterm Rock" bleibt kein Auge trocken – so oder so.
Wink Burcham: "Cowboy Heroes And Old Folk Songs"
Derzeit befindet sich Wink Burcham für ein paar Konzerte in den Niederlanden, nach Deutschland führt ihn sein Weg leider nicht, wir müssen uns mit seinem Album "Cowboy Heroes And Old Folk Songs" zufrieden geben. Und dieses Album überzeugt auf der ganzen Linie. 13 Songs zwischen Folk, Old Time, Country und Piedmont Blues – lässig und völlig entspannt, aber mit Wippalarm in den Church Studios, die einst Leon Russel gehörten, eingespielt. Vergleiche mit einem anderen Mann aus Tulsa in Oklahoma – J. J. Cale – verbieten sich, doch diese Stadt scheint das richtige Klima für diese Art von Musik zu haben. Denn was Burcham hier als Cowboy-Träume durch die Lautsprecher klingen lässt, lässt unseren Geist abdriften vom Alltag und unsere eigenen Träume verfolgen.