Windschiefer Folk und psychedelische Klänge
30 Jahre Bandgeschichte resümiert die Folk-Rock-Gruppe Giant Sand auf ihrem neuen Album und groovt angenehm vor sich hin. Retro-Psychodeliker Jacco Gardner greift zu klassischen Instrumenten. Und Django Django zeigen sich variantenreich und ebenfalls ein bisschen psychedelisch.
Giant Sand: "Heartbreak Pass"
"Heartbreak Pass" heißt das neue Album der US-Alternative-Rockband Giant Sand, die damit nicht nur neue Songs vorstellt, sondern auch 30 Jahre Bandgeschichte feiert. Nach wie vor machen die Musiker um Bandgründer Howe Gelb Musik zwischen Country, Folk und Rock, die sich im Gegensatz zu den früheren Mitstreitern von Calexico, nicht bis in mexikanische Gefilde hineinbewegt. Dafür klingt bei Giant Sand alles ein wenig windschief und verträumt und groovt angenehm lässig vor sich hin.
Die Wüste von Arizona ist bis heute dominantes Thema und Inspirationsquelle für Giant Sand, deren Texte sich diesmal nicht nur wie üblich um Zeit, Ruhm, Liebe und Tod drehen, sondern in 15 Songs gleichzeitig die Geschichte und Erlebnisse der Band in den vergangenen 30 Jahren spiegeln. Ein Album, dass auf vielen Stationen der letzten Tournee entstand und mit einer Vielzahl an Gästen auch das personelle Kommen und gehen der Bandgeschichte resümiert. Gehobene Qualität, aber kein Meisterwerk.
Jacco Gardner: "Hypnophobia"
"Hypnophobia" ist der Fachbegriff für die Angst vorm Schlafen und der Titel des zweiten Albums des holländischen Retro-Psychodelikers Jacco Gardner, der darauf keineswegs beklemmende Musik macht, sondern wohl den verwunschenen Aspekt seiner träumerisch-verschwurbelten Musik unterstreichen wollte.
Mithilfe von hauptsächlich klassischen Instrumenten wie Flöte, Orgel und Akustik-Gitarren lässt Jacob Gardner die Musik des früh verglühten Pink-Floyd-Gründers Syd Barett, der barocken Beatles-Phase und den Kitsch-Pop der Moody Blues mit großem Talent wiederauferstehen und kann damit auch auf seinem zweiten Album durchgängig überzeugen. Beim dritten Wurf sollte dann aber eine Weiterentwicklung hörbar werden, sonst wird's langweilig.
Django Django: "Born Under Saturn"
Alles ganz anders macht die englische Band Django Djano nicht auf ihrem neuen Album, das dennoch eine Art Neubeginn und Wiedergeburt zugleich sein soll. "Born Under Saturn", so der Titel des Nachfolgers ihres bejubelten Debüts von 2012, das im Gegensatz zum Erstling, ein Wechselbad der rhythmischen Gefühle anbietet. Mal laut, mal leise, mal staccatohaft mitreißend, dann wieder gemächlich dahingleitend präsentiert sich das Quartett 2015.
Sehr schöner zweistimmiger Beach-Boys-Gesang, Synthieflächen, Surfgitarren und exotische Rhythmen sind nach wie vor die Grundpfeiler der Musik von Django Django, die auf "Born Under Saturn" ganz vorsichtig und, dem Zeitgeist folgend, verhalten auch mit psychedelischen Effekten spielen. Irgend wie erinnert mich die Arbeitsweise des Quartetts an die Talking Heads oder auch Arcade Fire, deren Mischung aus Avantgarde und Pop bei Django Django ähnlich subtil und unterhaltsam zugleich klingt. Volltreffer meine Herrn.