"Bei einem überwiegenden Großteil der Werke aus der Sammlung können wir einen verfolgungsbedingten Entzug ausschließen", sagt Museumsdirektor Joachim Jäger. [AUDIO] Ein komplettes Bestandsverzeichnis werde nun online zugänglich gemacht – und die gläserne Architektur auch zum Vorbild für die Transparenz der Sammlung.
Alte Aura, neuer Glanz
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Sechs lange Jahre wurde die Neue Nationalgalerie saniert – nun öffnet sie wieder. Kritiker Carsten Probst lobt die gelungene Gratwanderung zwischen Modernisierung und dem historischen Geist der Architektur von Ludwig Mies van der Rohe.
Die Neue Nationalgalerie in Berlin wird am Sonntag mit drei Ausstellungen wiedereröffnet. Sie wurde sechs Jahre lang saniert. Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) hatte Ende der 1960er-Jahre den als Ikone gefeierten Bau aus Glas und Stahl als Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts geschaffen.
Heute seien die Anforderungen an Museumsbauten andere als 1968, sagt Kritiker Carsten Probst. So wurde wegen der Barrierefreiheit ein Aufzug eingebaut, der hinter den Garderoben geschickt versteckt sei.
Skulpturengarten wieder offen
"Damals wurde an Kosten gespart", sagt Probst. Deshalb musste das gesamte Betonfundament restauriert werden und die Kosten seien auf 140 Millionen Euro angewachsen.
Neu sei jetzt der Skulpturengarten, der über Jahrzehnte nicht mehr zugänglich war, so Probst. Die riesige Glasfront habe nun eine raffinierte Belüftungslösung bekommen, um den heutigen Klima-Anforderungen zu entsprechen. Dem für die Sanierung verantwortlichen Architekten David Chipperfield sei eine Gratwanderung zwischen Modernisierung und dem historischen Geist dieses Gebäudes gelungen, lobt der Kritiker.
Historischer Effekt durch Teppichboden
Die Entscheidung, in den unteren Ausstellungsräumen wieder einen neuen Teppichboden zu legen, entspreche Mies van der Rohe. Auf diese Weise bleibe die kontemplative Atmosphäre bewahrt, denn die Schritte der Besucher würden abgedämmt. "Diese Frage wurde eindeutig zugunsten der Historisierung gelöst."
Insgesamt ergibt sich für Probst der Eindruck, dass die Neue Nationalgalerie sich mit dieser Renovierung selbst als Objekt ausstelle. Das sei typisch Chipperfield. "Das geht auf, wenn man diesen Bau roh sieht", sagt Probst. Jetzt mit der Bespielung durch die Gemäldesammlung verdoppele sich dieser historische Effekt. "Da wird es fast schon ein bisschen zu doll."
Zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie gibt es mit "Die Kunst der Gesellschaft 1900-1945" eine bis Juli 2023 geplante Dauerausstellung mit zentralen Arbeiten aus der rund 1800 Werke umfassenden Sammlung der Nationalgalerie. In die Ausstellung integriert ist die Präsentation "Die Neue Nationalgalerie. Ihr Architekt und ihre Baugeschichte" zu dem von Stararchitekt David Chipperfield sanierten Museum. In der Haupthalle sind in der Ausstellung "Alexander Calder. Minimal/Maximal" bis zum 13. Februar Werke des US-amerikanischen Bildhauers zu sehen.