Das muss man gehört haben oder auch nicht
Carl Barat, der Sänger und Gitarrist der Libertines, hat ein neues Album aufgenommen, es ist aber nicht mehr als eine Aufwärmübung. Faszinierend ist dagegen "Ibeyi", das Debütalbum der Schwestern Naomi und Lisa Kaindé Diaz - und eine prima positive Platte von Charlie Winston.
Carl Barat & The Jackals "Leit It Reign"
Musik: "Glory Days"
Was mag Carl Barat, Sänger und Gitarrist der gerade reformierten Libertines geritten haben, mit auf die Schnelle zusammengesuchten Musikern die Band The Jackels zu gründen und das Album "Let It reign" aufzunehmen. Das klingt mit seinem rotzigen Sound, zwischen Punk und Garagen-Rock, wie eine Aufwärmübung für das, was Ende des Jahres bei weitem mehr Aufmerksamkeit erregen wird, wie die zehn Rohdiamanten dieser Platte.
Zusammen mit seinem kongenialen Kollegen Pete Doherty arbeitet Carl Barat nämlich gerade am Comeback der Libertines, das durch den zu erwartenden Hype, wenn Doherty tatsächlich seine Drogen und Alkoholexzesse im Griff hat, dieses Album voller ungeschliffener Rockperlen komplett in den Schatten stellen wird.
Musik: "Beginning To See"
Carl Barat beweist mit diesen schnellen Skizzen sein großes Songwriter-Talent, das, hätte er sich mehr Zeit dafür genommen, ein wirklich tolles Album hätte werden können. Immerhin wärmt es mich für das kommende auf.
Ibeyi "Ibeyi"
Musik: "River"
Ibeyi heißt in der Sprache der westafrikanischen Yoruba Zwilling. Passend für das Debütalbum der 20-jährigen Schwestern Naomi und Lisa Kaindé Diaz mit französisch-kubanischen Wurzeln, die gleich auf Anhieb einen furiosen Erstling zwischen elektronischem Post-Dub-Step und einer Art Modern Spiritual hingelegt haben. Mit sparsamsten musikalischen Mitteln, oft nur von einem Klavier und einer Cajón begleitet, hört man die elektronisch gedoppelten Stimmen der Schwestern und den darüber liegenden schwebenden Sologesang von Lisa Kaindé und ist fasziniert von der Spannung dieser so einfach strukturierten Musik.
Musik: "Stranger Lover"
Naomi und Lisa Kaindé Diaz haben das Talent von ihrem Vater Miguel Diaz, Conga-Spieler des Buena Vista Social Club geerbt und transponieren seine musikalischen Ideen in eine neue aufregende musikalische Zukunft. "Ibeyi" - ein erstes Highlight des Jahres.
Charlie Winston "CurioCity"
Musik: Truth
"Like A Hobo" war sein großer Hit vor ein paar Jahren. Jetzt legt der englische Singer/Songwriter Charlie Winston sein drittes Album unter dem Titel "Curio City" vor. Nach Singer/Songwriter-Pop und Punk- und Hip-Hop-Einflüssen sind die neuen Song von Electronica und Modern Soul geprägt. Auch wenn mir nicht alle Songs des neuen Albums gefallen, überzeugt mich Winston doch mit seinem überbordenden Talent, der in jedem Genre zurechtzukommen scheint.
Musik: Evening Comes
Was mir am allermeisten bei Charlie Winston gefällt, ist seine soulig warme Stimme und sein Mut zum Experiment. Dass er außer dem Schlagzeug alle Instrumente auf dem Album selbst gespielt hat, nötigt mir zudem großen Respekt ab. Prima positive Platte.