Das muss man gehört haben - oder auch nicht
Die schottische Sängerin Rachel Sermanni erschafft mit ihrem Album "Tied to the moon" etwas ziemlich Einzigartiges: unheimliche Folk-Musik. Ihr genialer Wurf ist eine unserer Platten in der Kritik.
Rachel Sermanni: "Tied to the moon"
Folk-Noir nennt man das, was Rachel Sermanni auf ihrer neuen Platte "Tied to the moon" macht. Folk mit dunklen Tönen. Die schottische Sängerin bearbeitet auf ihrem zweiten Album Kleinigkeiten des Alltags. Beobachtungen der Nachbarn, kurze Momente zwischen Mann und Frau oder die Vorzüge des Weingenusses. Alles mit trockener Lässigkeit vorgetragen.
Frauen oder Männer mit Gitarre, die ihr Leben, den Schmerz oder die Welt vertonen gibt's ja wie Sand am Meer. Rachel Sermanni fällt irgendwie zwar auch in diese Kategorie. Aber sie macht etwas Entscheidendes anders. Jeden ihrer Songs umweht etwas Unheimliches, Dunkles. Vielleicht deshalb auch der Albumtitel "Tied to the moon". Sie entzieht sich elegant den Klischees, zum Beispiel dem der zerbrechlichen Folk-Elfe. Sehr schön, denn von denen haben wir schon genug. Und auch musikalisch passiert einiges: Sermanni bricht mit geläufigen Harmonie-Wechseln, tobt sich munter an den Akkorden kreuz und quer aus oder lässt die elektrische Gitarre mal sekundenlang kreischendes Feedback pfeifen. Das könnte man jetzt neu-deutsch witzig nennen. Ich finde aber, es ist ein ziemlich genialer neuer Entwurf des Folk.
Frauen oder Männer mit Gitarre, die ihr Leben, den Schmerz oder die Welt vertonen gibt's ja wie Sand am Meer. Rachel Sermanni fällt irgendwie zwar auch in diese Kategorie. Aber sie macht etwas Entscheidendes anders. Jeden ihrer Songs umweht etwas Unheimliches, Dunkles. Vielleicht deshalb auch der Albumtitel "Tied to the moon". Sie entzieht sich elegant den Klischees, zum Beispiel dem der zerbrechlichen Folk-Elfe. Sehr schön, denn von denen haben wir schon genug. Und auch musikalisch passiert einiges: Sermanni bricht mit geläufigen Harmonie-Wechseln, tobt sich munter an den Akkorden kreuz und quer aus oder lässt die elektrische Gitarre mal sekundenlang kreischendes Feedback pfeifen. Das könnte man jetzt neu-deutsch witzig nennen. Ich finde aber, es ist ein ziemlich genialer neuer Entwurf des Folk.
Le Very: "V"
Machen wir nochmal ein bisschen Werbung für die Musikszene in Berlin. Die Band Le Very streift auf ihrem Debütalbum mit dem Titel "V" (römisch fünf) durch ein pulsierendes Sound-Gestrüpp aus R'n'B, Elektro und Pop und macht dem Ruf der Hauptstadt als brodelndem Kreativ-Vulkan alle Ehre.
Das bunt-verspielte wird großgeschrieben bei dieser Band. Stilecht gehören deshalb zu Le Very nicht nur Musiker, sondern auch zwei Tänzerinnen. Womit auch klar ist, worum es außerdem geht. Dieses Album ist ein süchtiger Sog dunkler Nachtmusik, die man natürlich am besten genießt in Gesellschaft in einem Kellerclub. Aber dieser Sog überträgt sich auch nach Zuhause, wenn man allein ist vor der Stereoanlage. Was ja grundsätzlich für diese Band spricht. Ein Narr, wer hier nach Tieferem sucht. Le Very machen Musik für das Hier und Jetzt, im Sommer 2015. Das aber genial mit pochenden, aufregenden Songs.
Das bunt-verspielte wird großgeschrieben bei dieser Band. Stilecht gehören deshalb zu Le Very nicht nur Musiker, sondern auch zwei Tänzerinnen. Womit auch klar ist, worum es außerdem geht. Dieses Album ist ein süchtiger Sog dunkler Nachtmusik, die man natürlich am besten genießt in Gesellschaft in einem Kellerclub. Aber dieser Sog überträgt sich auch nach Zuhause, wenn man allein ist vor der Stereoanlage. Was ja grundsätzlich für diese Band spricht. Ein Narr, wer hier nach Tieferem sucht. Le Very machen Musik für das Hier und Jetzt, im Sommer 2015. Das aber genial mit pochenden, aufregenden Songs.
Madsen: "Kompass"
Sie können es einfach nicht lassen. Madsen. Die Brüderband aus dem niedersächsischen Wendland. Auch im elften Jahr der Bandkarriere. "Kompass" heißt ihre neue Platte und dieser Kompass hat sie leider nicht herausgeführt aus ihrem gewohnten Indie-Hardrock-Schrei-Brei.
Die Texte bei Madsen, wie man hört: Teenie-Lyrik vom Pausenhof. Auch hier, alles beim Alten. Ich weiß, ich weiß, sie sind mit diesem Quatsch sehr erfolgreich. Die Studioalben: fast alle Top Ten. Mit dieser Musik – das muss man auch erst mal schaffen. Aber, dass Madsen seit Jahren nichts Neues einfällt und sie immer noch nach 2004 klingen – musikalisches Wachstum ist das nicht. Sorry, boys.