Das muss man gehört haben oder auch nicht
Dieser Tag gehört David Bowie: Die englische Musikikone hat sein neues Album veröffentlicht. Kein schlechter Tag dafür, dieser 8. Januar, findet Martin Böttcher, denn es gibt nicht viele neue Platten, die ihm heute Konkurrenz machen könnten.
Blackstar heißt die Platte der Woche – und die Aufregung ist groß! Kein Wunder, David Bowie ist schließlich nicht irgendwer, sondern das Pop-Chamäleon unter den Pop-Chamäleons! Der Thomas Pynchon der Musik! Der Meister der Postmoderne.
Floskeln, die nur schwer erklären, was auf Blackstar eigentlich genau passiert. Erst einmal die Fakten: nur sieben Songs, von knapp fünf bis knapp zehn Minuten Länge, finden sich darauf. Um was es geht? Schwer zu sagen – Bowie bleibt in seinen Texten wie so oft im vagen Raum – alles und nichts kann hier reininterpretiert werden.
Eingespielt hat Bowie die neue Platte mit Hilfe seines Produzenten Tony Visconti und einer Reihe New Yorker Jazzbären. Das macht Blackstar nicht zu einem Jazzalbum. Aber wie seine alten und neuen musikalischen Freunde Gegenmelodien aufbauen, dem manchmal seltsamen Gesang Bowies mit Hilfe von cineastischem Dröhnen ein Bett bereiten, wuchtige Rhythmen und elektronische Experimente die Songs zerschießen und wieder zusammenfügen, das ist schon großes Kino. Bzw. großes Konzert.
Trotz jeder Begeisterung eine Warnung: Blackstar, Bowies 25. Album, ist so wenig Rock wie nur irgendwas! Hier ist ein freier Künstler am Werk, der sich um die Erwartungen von Plattenfirmen und potentiellen Käufern keinen Deut schert. Von der eher nostalgisch anmutenden Atmosphäre seines letzten Albums ist hier keine Spur. Bowie dreht frei – aber gerade das macht Blackstar so interessant.
Komplexe Sounds abseits des Pops
Hellhörig geworden? Lust auf mehr komplexe Geräusche abseits des Pop-Zirkus? Dann noch ein weiteres neues Album, dessen ungewöhnliche Sounds verstören und betören: der Soundtrack zum neuen Leonardo-di-Caprio-Film The Revenant – der Rückkehrer!
Der Film und seine Geschichte vom totgeglaubten, rachsüchtigen Wildwest-Pionier sollen einen ja wie erschlagen zurücklassen, behauptet die Kritik. Die Klänge, die der japanische Avantgarde-Musiker Ryuichi Sakamoto, der deutsche Elektronikmeister Alva Noto und Bryce Dessner von der US-Band The National dafür komponiert haben, funktionieren auch ohne Bilder. Düsteres Summen, feine Melodien und schräg pulsierende Töne tragen einen in seltsame Traumwelten. Diese Musik strahlt unglaubliche Spannung aus und lebt von der fein dosierten Dramatik, hat also alles, was ein Soundtrack haben sollte. Nervenzerreißend! Und ein schönes Gegengewicht zu David Bowies Popexperimenten.