Das muss man gehört haben ... im Club
Mit Popkritiker Martin Risel geht es auf die Tanzflächen der Clubs: Er empfiehlt neue Platten von Franky Rizardo und No Jazz.
Franky Rizardo
Franky Rizardo gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten House Produzenten aus den Niederlanden. Zurzeit ist der 29-Jährige aus dem Städtchen Renkum mal wieder im weltweiten DJ Kosmos unterwegs zwischen Sydney, San Francisco und Südost-Asien.
International gefragt, weil er lange auf Defected Records veröffentlicht hat, einem der feinsten britischen House-Labels. Jetzt legt er mit "Gravity Push" seine Debut-EP bei den angesagten 8bit Records aus Mannheim vor. Statt 8bit-LowFi-Frickler-Sound bleibt Franky Rizardo seinem Konzept von zeitlosen zwingenden Tanzbodenkrachern treu.
Stimming & Lambert
Zu den angesagtesten House-Vertretern aus Deutschland gehört seit ein paar Jahren Martin Stimming. Für das neue Album "Exodus" hat sich der Hamburger mit dem zuletzt ebenso gefeierten Berliner Pianisten Lambert zusammen getan. Der Neo-Klassik-Mann mit Maske hat dabei seinen poetischen Piano-Ansatz genauso reduziert wie Stimming seine Beats.
Die Hoffnung auf einen gemeinsamen großen Wurf der beiden Talente wird aber enttäuscht. Im Vergleich zu vielen gelungenen Elektro-trifft-Piano-Projekten bleibt bei Stimming und Lambert die Originalität jedes einzelnen auf der Strecke, schaffen sie nichts geniales Neues für den ständig wachsenden Markt in die Jahre gekommener Clubgänger, die sich nach ein bisschen Beats mit ein bisschen romantischer Pseudo-Klassik sehnen.
No Jazz
In Ehren leicht ergraut sind auch Fans und Musiker der französischen Band No Jazz. Ihr Name verwirrt seit 15 Jahren: Für Jazz-Puristen zu sehr Dancefloor, für Elektro-Clubber zu viel Jazz. Die Wahrheit liegt auch auf dem neuen Album "Soul Stimulation" in der Mitte – und da tummeln sich ja viele Freunde urbaner Klänge, die auch mit Funk und HipHop etwas anfangen können.
Auch wenn "Soul Stimulation" nicht das allerbeste No-Jazz-Album ist – die Franzosen lassen immer noch jede Menge furiosen Dancefloorjazz vom Stapel. Wie so viele in diesen durchdigitalisierten Zeiten mit einem etwas nostalgischen Blick, bei No Jazz nicht zuletzt dank betagter Soulstars: Der verstorbene Earth, Wind and Fire-Kopf Maurice White ist mit einer seiner letzten Aufnahmen dabei: Stevie Wonder mit einem seiner verschnörkelten Mundharmonika-Solos.