Furchtloser Herzschmerz und ein Comeback
„Sie schmeißt ihr gebrochenes Herz auf die Tanzfläche“, beschreibt das Magazin Pitchfork "Honey", das neue Album von Robyn. Und ja, man leidet beim Hören mit. Auch die Songs von Soap & Skin handeln von Trennungsschmerz. Culture Club feiern ihr Comeback.
"Honey" von Robyn
Nach dem Willen ihrer Plattenfirma sollte in den Neunzigern aus ihr mal eine Art neue Britney Spears werden: Robyn. Die schwedische Sängerin hat sich aber geweigert und ihre Karriere lieber zu ihren Bedingungen aufgebaut. Deshalb hat sie sich auch acht Jahre Zeit lassen können für ihr neues Album "Honey".
"Sie schmeißt ihr gebrochenes Herz auf die Tanzfläche", notierte zum Album das Online-Musikmagazin Pitchfork. Und in der Tat, man hat selten so eine furchtlose Kombination von Herzschmerz und Vierviertel-Tanzbeat gehört. Man leidet beim Hören mit Robyn ein bisschen mit.
Doch vielleicht wären die Leiden der jungen Robyn in einem anderen musikalischen Kontext besser aufgehoben. Wäre nicht an den Kunstnebel-gebremsten Achtzigerjahre-Synth-Pop-Beats mehr zu machen gewesen? Dass sie auf der Suche nach einem frischen Pop-Entwurf ist, hört man der Platte durchaus an. Einige Tracks funktionieren als Slow-Dance-Nummern ganz gut. Aber es bleibt der Eindruck, dass Robyn sich nicht entscheiden konnte zwischen Dancetrack oder Popsong. Eine Drei plus würde ich geben.
Soap & Skin: "From Gas to Solid / You Are My Friend"
Auch bei Soap & Skin gibt es schweren Herzens-Stoff: Trennung und Vergebung unter anderem. "Von gasförmig zu fest" – so könnte man den ersten Teil des Titels des neuen Albums "From gas to solid/You are my friend" der Wiener Musikerin Anja Plaschg alias Soap & Skin übersetzen. Es beschreibt die Aggregatzustände eines Songs – von einem Gedanken, etwas Durchsichtigem, bis zum fertigen gereiften Song.
Das zerbrechlichen Wesen, das Soap & Skin in ihren Songs präsentiert, häutet sich langsam. Dem hört man mit leichtem Unbehagen zu, man folgt ihr aber, weil die Stücke nicht melancholisch umherirren, sondern sich schnell vermitteln. Dunkle Pianoballaden, die ein paar einfache Akkorde genüsslich auskosten, mit überlegt eingestreuten Samples und Sounds. Nicht selten lautmalt im Hintergrund noch eine kleine Bläserkapelle oder schreiten gemächlich ein paar Streicher mit. Wenn Sie mich fragen: Das ist musikalische Präzisionsarbeit.
Culture Club: "Life"
Culture Club - Kennen Sie die noch? Genau, Boy George und "Karma Chameleon". Die sind jedenfalls jetzt wieder da und wollen's mit dem neuen Album "Life" nochmal wissen.
Comeback-Alben alter Stars, zumal aus den Achtzigern, glücken ja manchmal nicht. Aber Culture Club bemühen sich redlich, nicht nach Vergangenheit zu klingen. Das gelingt. Alles was an ihre früheren Hits erinnert, wird sanft beiseitegelegt. Stattdessen: Pop-Funk, etwas Reggae und soliden Neo-Soul. Und die brüchig gewordene Stimme von Boy George raut die Songs angenehm auf. Ein respektables Comeback.