"Kulturmarxismus" als ideologischer Kampfbegriff
Anders als in den USA ist der Begriff "Kulturmarxismus" in Deutschland bei der neuen Rechten noch wenig verbreitet. Der Politologe und Rechtsextremismus-Forscher Thomas Grumke erläutert dieses ideologische Schlagwort, das auch in christlichen Kreisen kursiert.
"Cultural Marxismus" oder "Kulturmarxismus" ist in den USA bereits ein gängiger Kampfslogan, der in der neuen Rechten zum ideologischen Hintergrund ihrer Weltsicht gehört. Nach dieser Deutung heißt es in neurechten Kreisen in den USA, dass angeblich mit dem Emigranten der Frankfurter Schule in den 1930er Jahren - wie Theodor Adorno und Max Horkheimer - ein politischer Mainstream in den USA entstanden sei, der als "Kulturmarxismus" charakterisiert wird. Dies habe sich vor allem an den Universitäten Berkeley in Kalifornien und Columbia in New York ausgewirkt.
Kulturkrieg gegen den "weißen, christlichen Mann"
Die neue Rechte sehe darin einen "Generalangriff auf amerikanische und christliche Werte" und sehe sich im "Kulturkrieg", sagte Grumke im Deutschlandradio Kultur. Die neue Rechte suggeriere hier eine regelrechte "Gedankenpolizei", die in die US-Gesellschaft hineinwirke und die vor allem dem "weißen, christlichen Mann" Schuld einreden wolle. In den USA sei das auch sehr christlich aufgeladen.
Vom rechten Rand ins Weiße Haus
Diese Sichtweise werde in den USA inzwischen von einer breiten Koalition übernommen. Mit dem Präsidenten Donald Trump zögen Vertreter dieser Position nun vom Rande der Debatte hinein ins Weiße Haus ein, sagte Grumke und verwies auf den Chef des erzkonservativen Webportals Breitbart News, Stephen Bannon, der von Trump zum künftigen Chefberater und Chefstrategen ernannt wurde. Leute wie er seien ausdrücklich Träger der beschriebenen Denkweise. Sie proklamierten einen "Kulturkrieg", in dem alles erlaubt sei.