Warum die Bahn mal wieder aus dem Takt kommt
Die Bahn will konkurrenzfähig zum innerdeutschen Flugverkehr sein, eine schnelle Verbindung zwischen Berlin und München soll helfen. Doch die Euphorie darüber wird von Pannen gebremst. Der Verkehrsexperte Jochen Trinckauf tippt auf einen Software-Fehler.
Beschwerden und Witze über die Deutsche Bahn AG sind ein klassisches Smalltalk-Thema in Deutschland - und die Bahn macht es einem auch leicht. Jüngstes Beispiel: die neue Schnellverbindung zwischen Berlin und München.
Nach der Panne ist dort momentan vor der Panne. Schon bei der feierlichen Eröffnung kam es zur peinlichen Verspätung, gestern und vorgestern blieb dann der ICE, der sich um 7.38 Uhr auf die Strecke begeben sollte, gleich ganz im Berliner Hauptbahnhof stehen.
Ein Fehler im System? Oder lauter einzelne Zwischenfälle, die nicht vorhersehbar waren? Wohl ersteres. Jochen Trinckauf, Professor für Verkehrssicherungstechnik am Institut für Bahnsysteme und öffentlichen Verkehr der Technischen Universität Dresden, vermutet Software-Probleme, die er aber für lösbar hält:
"Das sind hier Anfangsschwierigkeiten, die sich vielleicht etwas massiv jetzt konzentrieren, aber so etwas kann man nie ganz ausschließen bei Inbetriebnahme eines komplexen Systems."
Eigentlich funktioniert das System
Das Problem liegt laut Trinckauf vermutlich darin, dass die ICE nicht fehlerfrei mit der Streckenausrüstung kommunizieren können. Im Hintergrund arbeitet nämlich das European Train Control System (ETCS), ein moderner und einheitlicher europäischer Standard, mit dem unter anderem Geschwindigkeit und Bremsmanöver des Zuges gesteuert und überwacht werden.
Das System funktioniere eigentlich, sagte Trinckauf, auch in anderen europäischen Ländern. Und bereits vor zwei Jahren sei ja der nördliche Teil der Schnellstrecke zwischen Berlin und München in Betrieb gegangen.
Warum es nun nach Hinzunahme des südlichen Abschnitts zu den vielbeachteten Pannen kommt, müssen Software-Experten klären. (ahe)