"Weissensee" wird - wie auch schon bei Staffel 3 - als Superevent gezeigt, jeweils an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Doppelfolgen um 20:15 und 21 Uhr. Wer will, kann sich alte Folgen der Serie in der ARD-Mediathek anschauen.
Ein genuin ostdeutscher Blick
Währungsunion, Treuhand, Aktenöffnung, Neonazis. Die vierte Staffel der ARD-Serie "Weissensee" hat sich viel vorgenommen. Zu viel, findet Filmhistoriker Andreas Kötzing. Auch wenn die Wendewirklichkeit endlich einmal aus der Ost-Perspektive beleuchtet werde.
Die Serie "Weissensee" sei deshalb so spannend, weil sie einen genuin ostdeutschen Blick auf die Wendewirklichkeit einnehme, sagt der Dresdner Filmhistoriker Andreas Kötzing, der unter anderem zu Stasi-Darstellungen in Film und Fernsehen forscht.
"Sie legt den Finger in die Wunde und fragt: Was ist dort eigentlich schief gelaufen, in dieser Phase? Worüber wird immer sehr euphorisch und positiv geredet, ohne den Blick darauf zu richten, was das auch für fundamentale Veränderungen in der Gesellschaft bedeutet hat."
Es gehe nicht darum, uns blühende Landschaften und eine vor Licht nur so strahlende Zukunft zu zeigen. Sondern hinzuschauen, was es auch für Verwerfungen gegeben habe. "Und dann ist natürlich auch ein bisschen aktueller Zeitgeist mit dabei. Hätte man diese Staffel vor fünf Jahren gedreht, wäre das sicher noch ein anderen Blick auf die Zeit von 1990 gewesen als heute."
Überladen mit historischen Informationen
"Weissensee", die erfolgreichste deutsche Fernsehserie der vergangenen Jahre, erzählt die Geschichte zweier Familien aus der DDR, deren Lebenswege sich immer wieder kreuzen. Die neue Staffel handelt von der kurzen Zeit im Frühjahr 1990, ein Zeitfenster der deutsch-deutschen Geschichte, das noch nicht häufig in Film und Fernsehen erzählt worden ist: von den Volkskammerwahlen über die Währungsunion bis hin zur Fußballweltmeisterschaft im Juni 1990.
Gerade die Dichte der Ereignisse sei allerdings eine Herausforderung, an der die Macher gescheitert seien: "Die Serie leidet ein wenig darunter, dass man sie etwas überfrachtet hat, bei doch recht begrenztem Personal. Das wird dann schnell so versatzstückartig und holzschnittartig. Da können dann auch die besten Schauspieler nur bedingt gegen anspielen", findet Kötzing.
"Manchmal hat man das Gefühl, sie (die Macher, A.d.R.) wollen noch ein Proseminar in Geschichte mitliefern und diesen didaktischen Impuls, den brauche ich als Fernsehzuschauer ehrlich gesagt gar nicht. Man wünscht sich, sie hätten sich noch stärker auf diese Figuren verlassen."
(sel)