Die "Lichtverschmutzung" nimmt zu
Auf der Erde wird es dank LED-Beleuchtung immer heller. Für Tiere, Pflanzen und den Menschen bedeutet das "ganz neuen Stress", warnt der Ökologe Franz Hölker. Viele Organismen hätten noch keine Chance gehabt, sich an die neue Situation anzupassen.
Auf der ganzen Welt ersetzt zunehmend "weiße" LED-Beleuchtung die "gelb" leuchtende Glühbirne. Das spart Energie und Geld - und auf der Erde wird es immer heller. Jedes Jahr um zwei Prozent, wie Wissenschaftler anhand der Auswertung von Satellitenbildern festgestellt haben. Sie warnen vor unerwünschten Folgen dieser zunehmenden Lichtverschmutzung.
Die Funktionen des Ökosystems werden gestört
"Licht zur falschen Zeit, in zu hoher Intensität oder in einer unnatürlichen spektralen Zusammensetzung" habe "ökologische und evolutionäre Auswirkungen" auf viele Organismen, sagte der Ökologe Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, der an der internationalen Studie mitgewirkt hat. "Künstliches Licht in der Nacht ist ganz neuer Stress." Viele Organismen hätten noch keine Chance gehabt, sich an die neue Situation anzupassen. "Die Ausbreitung von Insekten kann gestört sein, selbst Mikroorganismen sind gestört", betont der Wissenschaftler. "Selbst Ökosystemfunktionen werden durch künstliche Beleuchtung in der Nacht gestört."
Betroffen seien zum nachaktive Tiere wie die sogenannten Nachtbestäuber. Deren Sensoren seien auf das Schwachlicht der Sterne und des Mondes ausgerichtet, nicht aber für Straßenbeleuchtung: "Im Bereich solcher Lampen zum Beispiel gehen diese Nachtbestäuber zurück und auch die Effizienz, wie sie bestäuben, also die Fruchtbildung letztlich bei den Pflanzen geht signifikant zurück."
Macht Lichtverschmutzung krank?
Erste Studien zeigten auch, dass Lichtverschmutzung auch gesundheitliche Folgen für den Menschen haben könne, warnt Hölker. "Hier gehen die Meinungen noch auseinander, aber die American Medical Association – eine sehr große amerikanische Standesvertretung – hat zum Beispiel auch vor dieser Überbeleuchtung durch Licht, auch Außenlicht, schon letztes Jahr gewarnt."
Der Ökologe vermutet, dass die Studie die tatsächliche Zunahme der Helligkeit in der Nacht nicht in vollem Ausmaß abbildet. Denn die Sensoren des Satelliten könnten den "blauen" Lichtanteil aus den LED-Leuchten nicht messen. Insofern handele es sich bei den Ergebnissen um eine "Minimumschätzung".
(uko)