Meidän-Festival in Ainola
Wo Sibelius einst lebte, ist heute ein Museum, das man in den Sommermonaten besichtigen kann. © imago images / Eduardo Grund
Kammermusik in Jeans Sibelius‘ Wohnzimmer
Ainola ist das Wohn- und Arbeitshaus von Jean Sibelius in der kleinen Ortschaft Järvenpää nördlich von Helsinki. Dort finden regelmäßig Konzerte statt, bei dem oft Werke des Hausherren erklingen. Hier sind Neukompositionen mit eingebunden.
Authentischer kann ein musikalischer Ort nicht sein. Ainola ist das Wohn- und Arbeitshaus von Jean Sibelius in der kleinen Ortschaft Järvenpää nördlich von Helsinki. Es ist eingerichtet, als hätten seine Einwohner es erst gestern verlassen. Der Geist des Vaters der finnischen Musik schwebt immer noch im Raum und der seiner Frau Aino ebenso. Nach ihr ist das Haus benannt.
Ende Juli fand das Meidän-Festival in Ainola statt, mit Musik des Hausherrn und neuer Musik. Marjukka Tepponen singt fünf Lieder von Jean Sibelius - Salla Pynssi begleitet auf Sibelius‘ eigenem Steinway-Flügel. Das finnische Kamus Quartett spielt ein Werk der Gegenwartskomponistin Outi Tarkiainen.
Ein Instrument, das Sibelius nie in Betracht zog
Den Anfang macht neues Werk für ein Instrument, das Jean Sibelius in seinem Oeuvre nicht bedacht hat – das Akkordeon. Sebastian Hilli hat für Janne Valkeajoki ein Werk mit dem Titel „Teddy“ geschrieben.
In diesem Fall hat er sich intensiv auf die Klangwelt des Instruments eingelassen, das zwischen Orgel und Klavier beheimatet ist. Das harmonisch breit und variabel aufgestellt ist und zugleich eine fast naive Gesanglichkeit bedient.
Historisches trifft Gegenwärtiges
Die finnische Gegenwartskomponistin Outi Tarkiainen schrieb bereits vor zehn Jahren einen Liedzyklus auf Gedichte von Charles Baudelaire. In dessen Folge entstand auch ein Stück für Streichquartett, in dem drei Gedichte ohne Text und Gesang klanglich erlebbar werden: „Trois Poèmes“ sei eine bildhafte Trilogie voller flüchtiger, lebendiger Momente, die teilweise auf ihrem Baudelaire-Liederzyklus basierten, schreibt die Künstlerin zur Einleitung.
Ihre Tonsprache ist durchaus modern, doch sieht Tarkiainen keine verschärft abstrakten Spieltechniken für die Streichinstrumente vor.
Schwedische Lieder aus Finnland
Von Ainola aus war Jean Sibelius vernetzt mit der ganzen Welt. Nach Ainola pilgerten berühmte Interpreten und ganze Orchester aus Ost und West. Sibelius stammte aus einer schwedisch-sprachigen finnischen Familie. Sein Nationalstolz war deshalb nicht weniger groß.
In seinem Liedschaffen wird aber seine sprachliche Heimat deutlich, denn er hat zum größten Teil schwedische Texte vertont. Das bezeugt diese Liedauswahl aus verschiedenen Schaffensperioden.
Aufzeichnung vom 24.07.2023 beim Meidän-Festival im Wohnhaus von Jean Sibelius in Ainola, Järvenpää
Sebastian Hilli
"Teddy" für Akkordeon Solo
Jean Sibelius
"Malinconia" für Violoncello und Klavier op. 20
Outi Tarkiainen
"Trois poèmes" für Streichquartett
Jean Sibelius
Fünf Lieder für Sopran und Klavier:
"Den första kyssen" op. 37/1
"Höstkväll" op. 38/1
"Kaiutar" op. 72/4
"Våren flyktar hastigt" op. 13/4
"Var det en dröm?" op. 37/4
Janne Valkeajoki, Akkordeon
Marjukka Tepponen, Sopran
Salla Pynssi, Klavier
Kamus Quartett:
Terhi Paldanius, Violine
Jukka Untamala, Violine
Jussi Tuhkanen, Viola
Petja Kainulainen, Violoncello