Mühlenfeld soll Chaos in den Griff bekommen
Karsten Mühlenfeld wird neuer Chef des krisengeplagten Hauptstadtflughafens. Der ehemalige Rolls-Royce-Manager tritt die schwierige Nachfolge von Hartmut Mehdorn an. Mühlenfeld gilt als sachlich, gut vernetzt und als ein eher leiser Typ.
Karsten Mühlenfeld wirkte nach dem stundenlangen Ringen im Aufsichtsrat um seine Person gestern Abend noch etwas mitgenommen, aber in sich ruhend. Ein Macher soll er sein, aber auch zurückhaltend und fähig zum sozial kompetenten Umgang mit Mitarbeitern.
Eigenschaften, für die Hartmut Mehdorn nicht in erster Linie bekannt ist. Und Mühlenfeld ist in der Region verwurzelt: aufgewachsen in Berlin, an der dortigen TU Maschinenbau studiert, Abschluss als Jahrgangsbester. Bis auf einen kurzen Abstecher nach München hat er immer hier gelebt und gearbeitet. Ein ehrgeiziger Lokalpatriot, der das Kulturleben in Berlin ebenso schätzt, wie die Ruhe auf dem Land in Brandenburg, denn Menschenmassen mag er nicht.
"Aus meiner Sicht ist natürlich der Flughafen auch ein ganz wichtiger Jobmotor für diese Region, und es ist in dem Sinne sehr, sehr wichtig, dass wir jetzt den Zeitplan einhalten und damit die Region vorwärtsbringen."
Vom Tor zur Welt, vom internationalen Drehkreuz BER sprach Mühlenfeld nicht, er lobte stattdessen diejenigen, die sich in monatelanger Kernerarbeit in das verfahrene Projekt eingearbeitet und dem Vernehmen nach das Chaos auf der milliardenschweren Dauer-Baustelle einigermaßen in den Griff bekommen haben. Zwar sei es eine große Herausforderung, den Flughafen in zwei Jahren endlich zu eröffnen, aber:
"Das Schöne dabei ist, dass der Flughafen schon eine sehr, sehr gute Mannschaft hat, wir haben natürlich den Herrn Marks, der hauptverantwortlich hier in Schönefeld den Standort weiter aufbauen möchte und auch aufgebaut hat in den letzten Jahren."
Nicht wieder alles umzukrempeln
Technikchef Jörg Marks soll gemeinsam mit Hartmut Mehdorn ein schlagkräftiges Team gebildet haben. Und ganz wie Berlins Regierender Bürgermeister Müller es wünscht, scheint Mühlenfeld gewillt, nicht wieder alles umzukrempeln, um eigene Visionen zu verwirklichen.
"Es hat sich hier gut entwickelt bereits in den letzten Monaten, und jetzt ist es wichtig, die neuen Pläne, die aufgestellt worden sind, sauber umzusetzen und abzuarbeiten."
Karsten Mühlenfeld hat die vergangenen Jahre beim Triebwerkehersteller Rolls Royce in Dahlewitz in unmittelbarer Nähe des BER gearbeitet. Er machte den Standort mit heute 2400 Mitarbeitern zu einem der erfolgreichsten Industriebetriebe des Landes Brandenburg. Die Luftfahrtbranche kennt er also. Erst Anfang Februar wurde er beim Flugzeug- und Zugbauer Bombardier Entwicklungschef für Zentral- und Osteuropa. Mühlenfeld ist gut vernetzt, auch in der rot-roten Landesregierung in Potsdam. Ministerpräsident Woidke lobt den sachlichen Ingenieur als einen Mann der leisen Töne. Mühlenfeld liegt das Image der Region am Herzen, er will mehr Akzeptanz für den künftigen Großflughafen.
"Und dabei geht es natürlich nicht nur da drum, das Gebäude oder die Anlagen hier aufzubauen, es geht sicherlich auch da drum, den Schallschutz bei den betroffenen Bürgern in der Gegend hier so schnell wie möglich einzubauen und damit sicher zu stellen, dass die Geräuschkulisse, die ein Flughafen nun mal zweifelsohne macht, so klein zu halten, wie es nur möglich ist."
Denn auch der neue Flughafenchef weiß natürlich, dass der BER für nur knapp 30 Millionen Passagiere im Jahr gebaut wird - und damit zu klein. Noch bevor die ersten Flugzeuge starten und landen können, muss Karsten Mühlenfeld darum Ideen entwickeln, wie die Kapazität in der dicht besiedelten Flughafenregion erweitert werden kann. In Zusammenarbeit mit seinem Team und den Gesellschaftern natürlich.