Neuer Goldrausch - Big Data: Chancen und Gefahren der Datenflut
Der Datenskandal rund um das US-amerikanische Ausspähprogramm Prism und sein britisches Pendant Tempora zeigt es überdeutlich: Unsere Daten sind Gold wert. Sie sind, wie viele sagen, das "Erdöl des 21. Jahrhunderts" - nicht nur für die Geheimdienste, sondern auch für die Wirtschaft.
Jede Mail, jeder Tweet, jede Kreditkartentransaktion liefert wertvolle Informationen. Der "gläserne Nutzer" ist längst Realität. Das IT-Unternehmen IBM schätzt, dass wir täglich 2,5 Quintillionen Bytes neuer Daten produzieren, alle zwei Jahre verdoppelt sich das gesamte Informationsvolumen im Netz. Big Data lautet eines der neuen Zauberworte.
Was passiert mit den Informationen aus dieser riesigen Datenmenge, wer wertet sie wie aus? Wofür können wir sie nutzen – im Guten wie im Bösen? Und: Wie können wir die Kontrolle über unsere Daten behalten?
"Staatliche Überwachungsprogramme wie Prism und Tempora rühren an den Kern unserer Verfassung, an den Kern unseres Rechtsstaats","
sagt der netzpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Konstantin von Notz.
"""Prism muss in Europa und den USA der Wendepunkt einer Debatte sein, die in den letzten zwölf Jahren nur eine Richtung kannte: die Einschränkung der Freiheitsrechte und den Ausbau von oftmals unverhältnismäßigen Sicherheitsgesetzen. Verlieren wir, steht die Vertraulichkeit der Kommunikation ganz offiziell unter NSA-Vorbehalt, über den Umweg der Geheimdienste könnte jede rechtliche Bindung unterlaufen werden."
Was passiert mit den Informationen aus dieser riesigen Datenmenge, wer wertet sie wie aus? Wofür können wir sie nutzen – im Guten wie im Bösen? Und: Wie können wir die Kontrolle über unsere Daten behalten?
"Staatliche Überwachungsprogramme wie Prism und Tempora rühren an den Kern unserer Verfassung, an den Kern unseres Rechtsstaats","
sagt der netzpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Konstantin von Notz.
"""Prism muss in Europa und den USA der Wendepunkt einer Debatte sein, die in den letzten zwölf Jahren nur eine Richtung kannte: die Einschränkung der Freiheitsrechte und den Ausbau von oftmals unverhältnismäßigen Sicherheitsgesetzen. Verlieren wir, steht die Vertraulichkeit der Kommunikation ganz offiziell unter NSA-Vorbehalt, über den Umweg der Geheimdienste könnte jede rechtliche Bindung unterlaufen werden."
Big Data als Wirtschaftstrend
"Big Data hat per se nichts mit persönlichen Daten zu tun, das ist jetzt nur das Thema, auf das sich alle stürzen, das passt gut zu Orwell","
sagt Benedikt Köhler. Der Soziologe und Datenexperte von der Münchner Beratungsagentur d.core forscht seit Langem über Themen wie Social Media und Big Data. Jene Datenflut, über die auch im Zusammenhang mit dem Abhörskandal diskutiert wird.
""Der größte Teil von Big Data sind Daten, die zur Qualitätssicherung genutzt werden, zum Beispiel zur Wartung von Lkws in der Flotte. Oder zur Qualitätsüberprüfung von Turbinen bei Flugzeugen."
Andere Daten seien aber in der Tat eine unerschöpfliche Quelle für Marktforscher und Unternehmen, die daraus wertvolle Nutzer- und Verhaltensprofile erstellen könnten:
"Sie müssen nicht mehr extra erhoben werden. Es sind klassische Verhaltensspuren, die dadurch entstehen, dass wir bestimmte Dinge online tun, die in einer Art von Stream stattfinden, den man analysieren kann. Das läuft automatisch. Mit jedem Facebook-Bild, das wir hochladen, produzieren wir eben Daten. Und da diese Plattformen Schnittstellen haben, die man sehr gut auswerten kann, ist dadurch eine Art Datenwohlstand entstanden – also eine sehr große Zahl von Daten, die relativ leicht zugänglich sind. Hier kann man jede dieser Schnittstellen anzapfen und kann in kürzester Zeit Milliarden von Tweets ansammeln."
Im Bösen könnten diese Daten – siehe Prism und Tempora – auch zur Überwachung genutzt werden.
"Insofern ist Big Data wie ein Blue Print für Diktatoren. Ich versuche aber zu überlegen: Was kann man Gutes mit Big Data tun? Zum Beispiel herauszufinden, in welchen Schulbezirken aufgrund von ethnischer Herkunft diskriminiert wird, das ist etwas, was in den USA schon läuft. Oder in Entwicklungsländern mithilfe solcher Daten herauszufinden, wie man Mikrokredite vergeben kann. Da bringen diese Daten sehr viel Gutes."
So der so, die Kontrolle über die persönlichen Daten sei im Internet kaum mehr möglich:
"Was da auf den verschiedenen Plattformen gespeichert ist, das ist so versteckt, das kriegt man nur schwer raus. Die Idee von früher: Da ist jemand, der sammelt Daten, das ist heute nicht mehr so. Heute wird kombiniert. Viele kritische Daten entstehen ja erst aus der Kombination völlig unkritischer Daten. Und das ist neu."
"Der neue Goldrausch: Big Data und die Chancen und Gefahren der Datenflut"
Das ist unser Thema bei "Radiofeuilleton – Im Gespräch" von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Dieter Kassel diskutiert mit Benedikt Köhler und Konstantin von Notz. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Wer überwacht die Überwacher?- Die gefährliche Macht der Geheimdienste, (DKultur, Politisches Feuilleton)
Wenn Google Grippewellen vorhersagt - Die Chancen und Gefahren von "Big Data", (DKultur, Thema)
sagt Benedikt Köhler. Der Soziologe und Datenexperte von der Münchner Beratungsagentur d.core forscht seit Langem über Themen wie Social Media und Big Data. Jene Datenflut, über die auch im Zusammenhang mit dem Abhörskandal diskutiert wird.
""Der größte Teil von Big Data sind Daten, die zur Qualitätssicherung genutzt werden, zum Beispiel zur Wartung von Lkws in der Flotte. Oder zur Qualitätsüberprüfung von Turbinen bei Flugzeugen."
Andere Daten seien aber in der Tat eine unerschöpfliche Quelle für Marktforscher und Unternehmen, die daraus wertvolle Nutzer- und Verhaltensprofile erstellen könnten:
"Sie müssen nicht mehr extra erhoben werden. Es sind klassische Verhaltensspuren, die dadurch entstehen, dass wir bestimmte Dinge online tun, die in einer Art von Stream stattfinden, den man analysieren kann. Das läuft automatisch. Mit jedem Facebook-Bild, das wir hochladen, produzieren wir eben Daten. Und da diese Plattformen Schnittstellen haben, die man sehr gut auswerten kann, ist dadurch eine Art Datenwohlstand entstanden – also eine sehr große Zahl von Daten, die relativ leicht zugänglich sind. Hier kann man jede dieser Schnittstellen anzapfen und kann in kürzester Zeit Milliarden von Tweets ansammeln."
Im Bösen könnten diese Daten – siehe Prism und Tempora – auch zur Überwachung genutzt werden.
"Insofern ist Big Data wie ein Blue Print für Diktatoren. Ich versuche aber zu überlegen: Was kann man Gutes mit Big Data tun? Zum Beispiel herauszufinden, in welchen Schulbezirken aufgrund von ethnischer Herkunft diskriminiert wird, das ist etwas, was in den USA schon läuft. Oder in Entwicklungsländern mithilfe solcher Daten herauszufinden, wie man Mikrokredite vergeben kann. Da bringen diese Daten sehr viel Gutes."
So der so, die Kontrolle über die persönlichen Daten sei im Internet kaum mehr möglich:
"Was da auf den verschiedenen Plattformen gespeichert ist, das ist so versteckt, das kriegt man nur schwer raus. Die Idee von früher: Da ist jemand, der sammelt Daten, das ist heute nicht mehr so. Heute wird kombiniert. Viele kritische Daten entstehen ja erst aus der Kombination völlig unkritischer Daten. Und das ist neu."
"Der neue Goldrausch: Big Data und die Chancen und Gefahren der Datenflut"
Das ist unser Thema bei "Radiofeuilleton – Im Gespräch" von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Dieter Kassel diskutiert mit Benedikt Köhler und Konstantin von Notz. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
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Wer überwacht die Überwacher?- Die gefährliche Macht der Geheimdienste, (DKultur, Politisches Feuilleton)
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