"Ich bin Theaterholer und Theatermacher"
Am Nationaltheater Mannheim möchte der zukünftige Intendant Christian Holtzhauer für eine große Bandbreite an verschiedenen Theater- und Textformen sorgen und der Stadt mit "großem Herzen" begegnen. Der jetzige Leiter des Kunstfestes Weimar wechselt im Herbst 2018 nach Mannheim.
Es ist ein ordentlicher Karrieresprung: vom Festivalleiter zum Intendanten. Christian Holtzhauer übernimmt im kommenden Jahr das Nationaltheater Mannheim. Und wechselt damit von einem Nationaltheater ans andere. Denn das Kunstfest Weimar – das er noch in diesem und dem kommenden Jahr leiten wird – ist künstlerisch ans Nationaltheater Weimar angesiedelt.
Großer Wechsel – aber kein vollständiger
Einen "großen Wechsel, aber keinen vollständigen Wechsel" kündigt Holtzhauer für das Team in Mannheim an. Der Stadt will er offen begegnen – ohne Vor-Annahmen, "mit offenen Augen, offenen Armen und einem großen Herzen" durch die Stadt gehen.
Genau wie beim Kunstfest Weimar möchte er auch in Mannheim für eine "große Bandbreite an verschiedenen Theaterformen, Textquellen" sorgen und den öffentlichen Raum entdecken.
Zwar brächte der Wechsel an das Nationaltheater Mannheim eine Kontinuität, so Holtzhauer. Aber man müsse sich von der "Illusion verabschieden, dass das Geld auch in Baden-Württemberg einfach so da wäre". Deswegen müssen er und das Theater-Ensemble täglich mit ihrer Arbeit unter Beweis stellen, warum sie "diese Förderung verdienen".
"Eines öffentlich geförderten Kulturprojekts nicht würdig"
Das Kunstfest Weimar im Jahr 2017 widmet sich dem Thema 100 Jahre Revolution. Neben vielen Ur- und Erstaufführungen wird es dort auch eine Fortsetzung eines transnationalen Theaterprojektes geben, dass im vergangenen Jahr ausgebremst wurde, nachdem afghanische Schauspieler der Gruppe "Azdar" nicht einreisen durften.
Zur neuen Produktion "Malalai" zum Mythos der "Jungfrau von Orleans" - den es übrigens auch in Afghanistan gibt - wurden daher jetzt persönliche Bürgschaften abgeben, aufgrund derer die Schauspieler in diesem Jahr dabei sein können. "Eigentlich fanden wir das eines großen öffentlich geförderten Kulturprojekts nicht würdig, dass das zu einer Art Privatprojekt würde." Die "Rückkehrwilligkeit" sei nicht erkennbar gewesen – so die Argumentation der deutschen Botschaft.
Ein Indiz dafür sei ein gut bezahlter Job. Aber den haben Künstler in der Regel selten. Begründungen und Schwierigkeiten wie diese, so Holtzhauer, kämen derzeit häufiger vor.
Theater muss gesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln
Auf die Frage, was das größte derzeitige Problem des Theaters sei, gibt Holtzhauer sich optimistisch. Letztendlich würden "die Probleme größer geredet werden, als sie sind". Die Vielfalt unserer heutigen Gesellschaft widerzuspiegeln sei allerdings eine große Herausforderung für das heutige Theater. "Diese Vielfalt zu ermöglichen – da ist aus meiner Sicht noch Luft nach oben."