Neuer Roman von Birgit Vanderbeke

Kindheit, kalt und leer

Die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke zu Besuch im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur in Berlin
Die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke zu Besuch im Funkhaus von Deutschlandradio Kultur in Berlin © Deutschlandradio-Maurice Wojach
Birgit Vanderbeke im Gespräch mit Joachim Scholl |
Die Stimme von Birgit Vanderbeke, einer vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin, hört man eher selten. Denn sie lebt in Frankreich und ist nicht oft in Deutschland. Wir haben einen ihrer Besuche ausgenutzt und mit ihr über ihren neuen Roman gesprochen.
Birgit Vanderbeke hat eher spät angefangen zu schreiben: Mit 34 Jahren gab sie ihr literarisches Debüt, gewann aber sogleich beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Das war 1990 – und seither zählt man sie zu den besten deutschen Autorinnen, ihre Leser mögen ihren klaren, zart ironischen Stil.
Vanderbekes neuer Roman spielt in den 1960er Jahren, es ist der erste Band einer Trilogie, Band zwei und drei sind schon mit ihrem Verlag abgesprochen. Eine Familie ist aus Ostdeutschland in den Westen geflohen, ins "Land der Verheißung", wie die Ich-Erzählerin es nennt. Sie ist die Tochter der Familie, ein siebenjähriges Mädchen, das eine sehr bittere Zeit erlebt, aber selbst eine großartige Idee hat, um zu entkommen.

Auch Vanderbekes eigene Familie ist geflohen

Vanderbeke hat beim Schreiben auch auf ihre eigene Biografie zurückgegriffen, wie sie im Deutschlandradio Kultur sagt. Sie habe ein "sensationelles Gedächtnis" und könne sich an viele frühe Gerüche, Sätze und Atmosphärisches aus ihrem Leben erinnern. Auch ihre eigene Familie war einst von Ost nach West gegangen.
Sich innerlich "kalt und leer fühlen" wie die Protagonistin ihres neuen Romans, habe sie als Kind "arg oft" gehabt, erklärt sie. "Wann immer ich von Kindheit erzähle, bricht nicht das Idyll aus."
Dennoch sei das neue Buch Fiktion, betonte Vanderbeke. Die damalige gesellschaftliche Stimmung verweist für sie auf heute: Kälte, Lieblosigkeit und Herzlosigkeit spüre sie momentan auch. Damals waren es Flüchtlinge aus der DDR. Heute sind sie aus Syrien.

Birigt Vanderbeke: "Ich freue mich, dass ich geboren bin"
Piper-Verlag, München 2016
154 Seiten, 18 Euro

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