Soziale Architektur
Weniger Ästhetik, mehr Ethik - dieses Motto von Massimiliano Fuksas regt Architekten auf der ganzen Welt an. Sie folgen den Grundsätzen: limitiertes Budget, lokale und nachhaltige Materialien, geringer Energieaufwand und arbeiten zudem noch partizipativ.
Massimiliano Fuksas kreierte einmal für die Architektur-Biennale Venedig das Motto "Less aesthetics, more ethics". Damit appellierte er an das soziale und ethische Selbstverständnis des Architekten. Es war ein Fingerzeig an die internationalen Jet-Set-Stars, die nach der Maxime arbeiten: Gestern ein Office-Tower in Schanghai, heute ein Wohnkomplex in Jakarta, morgen ein Hotel in New York, um für potente Investoren eine schöne, bunte Welt herbeizuzaubern.
Doch vor zwei Jahren geschah in Venedig völlig Unerwartetes: Der Pavillon Japans erhielt den Goldenen Löwen dafür, dass er sich mit Refugien für Tsunami-Opfer beschäftigte. Und viele staunten, dass zum japanischen Team die Star-Architekten Toyo Ito und Sou Fujimoto gehörten.
Wie Toyo Ito 2013 erhielt sein Kollege Shigeru Ban 2014 den renommierten Pritzker-Preis der amerikanischen Hyatt-Stiftung. Er beweist, Gestrandeten zu helfen, ethisch verantwortlich im Rahmen der Katastrophenhilfe zu bauen, kann auch schön aussehen.
Bereits vor drei Jahren führte Kurator Andres Lepik im New Yorker Museum of Modern Art vor, dass nicht nur prominente Architekten umdenken, dass eine "New Architecture for Social Engagement" entstanden ist. Sie handelt von ganz und gar bescheidenen Projekten, von Schulen in Burkina Faso, von Wohnsiedlungen in Chile, von Favela-Initiativen in Rio de Janeiro und einer Seilbahn im Armenviertel von Caracas.
Die Ausstellung "Small Scale – Big Chance" kam auch nach Frankfurt und München. Ebenso in Spanien, wo man nach dem Immobilienboom offen für maßvolles, nachhaltiges Bauen ist, wächst das Interesse an sozialer Architektur.
Doch vor zwei Jahren geschah in Venedig völlig Unerwartetes: Der Pavillon Japans erhielt den Goldenen Löwen dafür, dass er sich mit Refugien für Tsunami-Opfer beschäftigte. Und viele staunten, dass zum japanischen Team die Star-Architekten Toyo Ito und Sou Fujimoto gehörten.
Wie Toyo Ito 2013 erhielt sein Kollege Shigeru Ban 2014 den renommierten Pritzker-Preis der amerikanischen Hyatt-Stiftung. Er beweist, Gestrandeten zu helfen, ethisch verantwortlich im Rahmen der Katastrophenhilfe zu bauen, kann auch schön aussehen.
Bereits vor drei Jahren führte Kurator Andres Lepik im New Yorker Museum of Modern Art vor, dass nicht nur prominente Architekten umdenken, dass eine "New Architecture for Social Engagement" entstanden ist. Sie handelt von ganz und gar bescheidenen Projekten, von Schulen in Burkina Faso, von Wohnsiedlungen in Chile, von Favela-Initiativen in Rio de Janeiro und einer Seilbahn im Armenviertel von Caracas.
Die Ausstellung "Small Scale – Big Chance" kam auch nach Frankfurt und München. Ebenso in Spanien, wo man nach dem Immobilienboom offen für maßvolles, nachhaltiges Bauen ist, wächst das Interesse an sozialer Architektur.
Traditionelle Materialien und moderne Technologie
Als Vorbilder werden immer wieder zwei Architekten aus dem deutschsprachigen Raum gehandelt: Anna Heringer und Diébédo Francis Kéré. Die Österreicherin Anna Heringer baute im pakistanischen Rudrapur unter Mithilfe der Bevölkerung ein Schulhaus. Bezwingend schön mit Lehm gestaltend, kombinierte sie traditionelle Materialien und moderne Technologie.
Auf ähnliche Weise errichtete Diébédo Francis Kéré in seinem Heimatdorf in Burkina Faso eine Grundschule, weil er ein Beispiel für baukünstlerische, nachhaltige, öffentliche Architektur in Afrika geben wollte, gerade in Gando, wo die Bewohner in extremer Armut leben, weniger als 150 Dollar jährlich verdienen und kaum Zugang zu Trinkwasser, Bildung und medizinischer Versorgung haben.
Das Motto "Less aesthetics, more ethics" hat ebenso deutsche Architekten angeregt. So reichten Susanne Hofmann nur geringe Mittel, um die Erika-Mann-Grundschule in Berlin-Wedding zu erneuern, und sie ließ sich ebenfalls helfen – von Architekturstudenten und betroffenen Schülern. Denen macht das Lernen in den eigenhändig umgestalteten Räumen plötzlich Spaß – trotz der prekären sozialen Lage im Kiez.
Ob in Gando, Rudrapur, Caracas oder Wedding – diese Architektur arbeitet nach den gleichen Grundsätze: limitiertes Budget, lokale Materialien und nachhaltige Baustoffe, geringer Energieaufwand. Und schließlich handelt soziale Architektur partizipativ, erlaubt den späteren Nutzern, sich selbst in den Bauprozess einzubringen.
Als der Italiener Massimiliano Fuksas "Less aesthetics, more ethics" prägte, dachte er nicht an das Soziale beim Bauen. Es sind junge Architekten wie Diébédo Francis Kéré und Anna Heringer, die diese Richtung vorgeben. Sollte ihre Generation ihnen folgen, dann könnte sie einen neuen Stil entwickeln, so wie ihn einst das "Bauhaus" erfand.
Dr. Klaus Englert, Architekturkritiker, schreibt für die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und arbeitet für den Hörfunk. Er war Kurator der Ausstellung "Architektenstreit. Brüche und Kontinuitäten beim Wiederaufbau in Düsseldorf“ (Stadtmuseum Düsseldorf) und der Wanderausstellung von "Neue Museen in Spanien“ und schrieb die Bücher "Jacques Derrida“ und "New Museums in Spain“. Anfang nächsten Jahres erscheint bei DOM Publishers das Buch "Barcelona“.
Auf ähnliche Weise errichtete Diébédo Francis Kéré in seinem Heimatdorf in Burkina Faso eine Grundschule, weil er ein Beispiel für baukünstlerische, nachhaltige, öffentliche Architektur in Afrika geben wollte, gerade in Gando, wo die Bewohner in extremer Armut leben, weniger als 150 Dollar jährlich verdienen und kaum Zugang zu Trinkwasser, Bildung und medizinischer Versorgung haben.
Das Motto "Less aesthetics, more ethics" hat ebenso deutsche Architekten angeregt. So reichten Susanne Hofmann nur geringe Mittel, um die Erika-Mann-Grundschule in Berlin-Wedding zu erneuern, und sie ließ sich ebenfalls helfen – von Architekturstudenten und betroffenen Schülern. Denen macht das Lernen in den eigenhändig umgestalteten Räumen plötzlich Spaß – trotz der prekären sozialen Lage im Kiez.
Ob in Gando, Rudrapur, Caracas oder Wedding – diese Architektur arbeitet nach den gleichen Grundsätze: limitiertes Budget, lokale Materialien und nachhaltige Baustoffe, geringer Energieaufwand. Und schließlich handelt soziale Architektur partizipativ, erlaubt den späteren Nutzern, sich selbst in den Bauprozess einzubringen.
Als der Italiener Massimiliano Fuksas "Less aesthetics, more ethics" prägte, dachte er nicht an das Soziale beim Bauen. Es sind junge Architekten wie Diébédo Francis Kéré und Anna Heringer, die diese Richtung vorgeben. Sollte ihre Generation ihnen folgen, dann könnte sie einen neuen Stil entwickeln, so wie ihn einst das "Bauhaus" erfand.
Dr. Klaus Englert, Architekturkritiker, schreibt für die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und arbeitet für den Hörfunk. Er war Kurator der Ausstellung "Architektenstreit. Brüche und Kontinuitäten beim Wiederaufbau in Düsseldorf“ (Stadtmuseum Düsseldorf) und der Wanderausstellung von "Neue Museen in Spanien“ und schrieb die Bücher "Jacques Derrida“ und "New Museums in Spain“. Anfang nächsten Jahres erscheint bei DOM Publishers das Buch "Barcelona“.