Singen mit Maske? Geht!
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Der Dirigent Andreas Reize ist zum neuen Leiter des Thomanerchors Leipzig gewählt worden. Sein Amt soll er im Herbst 2021 antreten. Am Knabenchor schätze er insbesondere das Miteinander von Groß und Klein und die gegenseitige Hilfe, sagt Reize.
Der Schweizer Dirigent Andreas Reize ist vom Leipziger Stadtrat zum neuen Leiter des Thomanerchors berufen worden. Das Amt tritt er im September 2021 an. Reize leitet derzeit das Cantus Firmus Vokalensemble und das Cantus Firmus Consort-Orchester im schweizerischen Solothurn. Zudem ist er Leiter der "Singknaben der St. Ursenkathedrale Solothurn".
Vom Chorknaben zum Chorleiter
Reize sagt, es sei ihm eine große Freude "dieses ehrwürdige Amt übernehmen zu dürfen". Mit dem Thomanerchor Leipzig fühle er sich durch die lange Kultur des Knabengesangs verbunden. Die Solothurner Singknaben, deren Leiter er ist, gehörten wie der Thomanerchor zu den traditionsreichsten Chören Europas.
Bei den Solothurnern war Reize selbst einmal Chorknabe. Am Knabenchor schätze er besonders die Gemeinschaft von Groß und Klein. "Das finde ich einzigartig im Knabenchor, dass ein Neunjähriger mit einem Achtzehn- oder gar Dreiundzwanzigjährigen singen kann. Wo finden Sie das zum Beispiel im Sport? Das gibt es nicht."
In Solothurn übernähmen, wie bei den Thomanern auch, die Älteren Verantwortung für die Knaben. "Das geht im Alumnat so weit, dass die Großen den Kleineren bei den Aufgaben helfen und ihnen aber auch helfen, wenn es sonst Probleme gibt."
Er halte sich selbst für einen sehr kommunikativen Typ, sagt Reize. "Ich bin zu 99 Prozent sehr ruhig in Chorproben. Es gibt es vielleicht dreimal im Jahr, dasss ich da richtig laut werde. Da kann ich auch mal rumschreien. Aber das mache ich ganz selten, weil ich finde: Das ist kein Kommunikationsmittel, das sich mit meinen pädagogischen Ansichten deckt. Ich möchte die Kinder und die jungen Männer für die Musik begeistern." Meistens müsse man, wenn etwas schief laufe, die Schuld bei sich und nicht bei den Kindern oder Jugendlichen suchen.
Proben über das Internet - Konzerte mit Maske
Reize hat die Befürchtung, dass Chöre sich wegen der Coronapandemie auflösen könnten. "Das wird auch so sein, das ist ganz klar." Man könne das gerade in Solothurn beobachten, wo ältere Menschen teils nicht bereit und teils nicht fähig seien, mit modernen Medien bei Proben umzugehen. "Und ich kann es zum Teil auch nachvollziehen und verstehen." Bei dem Berner Gabrielenchor habe man dagegen gerade über das Internet neue Sängerinnen und Sänger ins Boot holen können.
Und auch bei seinem Knabenchor sei die Situation erfreulich. "Wir haben seit dem Frühjahr sämtliche Proben gemacht. Es ist keine einzige Probe ausgefallen, und die Jungs haben sich gefreut wie Maienkäfer bei der ersten Internetprobe. Die haben gestaunt und geguckt und gesungen. Und die Eltern sind so was von dankbar dafür, dass wir das aufrechterhalten haben. Die waren ja den ganzen Tag zu Hause eingeschlossen und hatten keine Schule."
Sogar Konzerte habe man im September gemacht, "mit riesengroßen Abständen und mit Masken". Gerade diese Konzerte seien mitunter die schönsten gewesen, die er je gehalten habe, sagt Reize. "Die Jungs haben gesungen wie die Götter, a cappella, ohne Begleitung. Das Engagement war unglaublich."
Bei FFP2-Masken würden zwar die Obertöne herausgefiltert, aber bei den Masken, die man im chirurgischen Bereich verwendet, würde es gehen, auch wenn es beim Atmen nicht angenehm sei. "Es gibt Erschwernisse, aber alle, und natürlich auch die Eltern, waren bereit, das mitzutragen."
(rja)