Neuer Trend "Slow Journalism"

Die Entdeckung der Langsamkeit

Frau liest Zeitung in einem Café
Medienkonsumenten haben zunehmend das Bedürfnis, hintergründige und einordnende Stücke zu lesen - die Welt wird als zunehmend kompliziert wahrgenommen. © imago/Westend61
Nina Landhofer im Gespräch mit Timo Grampes |
Das Magazin "Delayed Gratification" ist ein Gegenentwurf zum schnellen, tagesaktuellen Journalismus, es bietet lange, hintergründige Stücke. Gründer Rob Orchard erhofft sich davon nicht weniger als eine Revolution des Journalismus'.
Bei den Münchner Medientagen in diesem Jahr sprach Rob Orchard über seine Vision des "Slow Journalism". Orchard hat vor fünf Jahren das Magazin "Delayed Gratification" gegründet, ein Heft, das sich absichtlich erst spät, dafür aber ausführlich und hintergründig mit Themen beschäftigt.
"Slow Journalism ist wie Slow Food. Es ist eine Reaktion auf den schnellen Journalismus mit Push-Notifications im Fünf-Minuten-Takt auf dem Handy. Er ist langsam, braucht seine Zeit, begibt sich in erklärende Perspektiven – eine Gegenbewegung zu diesem Häppchenjournalismus, den man so am Smartphone zwischendrin eingeschoben bekommt", sagte er auf den Medientagen.

Eine dauerhafte Nische

"Brexit, Trump oder die Debatte um Fake News – das sind alles Ereignisse, die das Gefühl erzeugen, dass die Welt irgendwie unübersichtlicher geworden ist", meint die Journalistin Nina Landhofer. Daraus resultiere der Wunsch, längere Hintergründe zu hören und zu lesen, um alles ein bisschen besser begreifen zu können. "Ob es eine Revolution ist, das wird man sehen", meint sie. Lange Geschichten mit ausführlicher Recherche seien aber teuer, deshalb werde es immer ein Nischenprodukt bleiben. Allerdings wohl eine Nische, die sich dauerhaft platzieren wird.
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