Ein Radio für die Völkerverständigung
Weder für noch gegen Trump, sondern pro-atlantisch: Seit dem 16. Oktober hat Berlin ein neues englischsprachiges Radioprogramm. Der Sender KCRW will an alte Radiotraditionen anknüpfen und neue Brücken schlagen zwischen Deutschland und den USA.
"Zu diesem Zeitpunkt ist es sehr wichtig, dass man sich versteht und wir meinten, es ist sehr wichtig, dass es auch einen englischsprachigen Sender für Berlin gibt. Ein Ziel ist auch, Berlin ein bisschen zu erklären, von Politik bis zu Verkehr, für besonders die Leute, die kein Deutsch sprechen, es ist wichtig, wir möchten sie helfen, die Stadt besser kennenzulernen".
John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland und Susan Woosley, Geschäftsführerin von KCRW Berlin, stehen diskutierend in einem kleinen Büro im Stadtteil Steglitz. Es ist Teil des Medienzentrums Berlin, in dem einige private Radiostationen ihre Studios haben. Seit Oktober sitzt hier auch der neue englischsprachige Sender für Berlin, den Kornblum mitgegründet hat.
John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland und Susan Woosley, Geschäftsführerin von KCRW Berlin, stehen diskutierend in einem kleinen Büro im Stadtteil Steglitz. Es ist Teil des Medienzentrums Berlin, in dem einige private Radiostationen ihre Studios haben. Seit Oktober sitzt hier auch der neue englischsprachige Sender für Berlin, den Kornblum mitgegründet hat.
Kornblum: eine Herzensangelegenheit
"Im Grunde einen Herzensangelegenheit, weil ich das Gefühl habe als Amerikaner, auch als Berliner, dass, wie die Welt sich jetzt entwickelt, es ist unerlässlich, dass der Westen zusammenhält, aber es ist einfach der Gang der Dinge, 25 Jahre nach der Wende, kann man nicht immer auf die alten Ideen, auf die alte Zusammenarbeit bauen, man muss was Modernes bauen und nach so vielen Jahren in Deutschland, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es auch schwierig ist, die Vereinigten Staaten zu verstehen."
John Kornblum weiß, wie man Leute beeindruckt. Der gewiefte Diplomat grinst fast ein wenig spitzbübisch, als er seine neue Mission vorstellt: KCRW – ein Radio für die Völkerverständigung. Um genau zu sein: die transatlantische Verständigung, die seit der Präsidentschaft von Donald Trump schwer gelitten hat. Aber bevor weitere Fragen kommen ...
"Auf keinen Fall ist es ein Anti-Trump-Sender, es ist auch kein Pro-Trump-Sender, es ist Pro-Atlantisch, Pro-Westlich, Pro-Offenheit-Sender!"
John Kornblum weiß, wie man Leute beeindruckt. Der gewiefte Diplomat grinst fast ein wenig spitzbübisch, als er seine neue Mission vorstellt: KCRW – ein Radio für die Völkerverständigung. Um genau zu sein: die transatlantische Verständigung, die seit der Präsidentschaft von Donald Trump schwer gelitten hat. Aber bevor weitere Fragen kommen ...
"Auf keinen Fall ist es ein Anti-Trump-Sender, es ist auch kein Pro-Trump-Sender, es ist Pro-Atlantisch, Pro-Westlich, Pro-Offenheit-Sender!"
Genau genommen ist KCRW – bislang noch - eine Mogelpackung, wenn auch eine geschickt verpackte. Die hauptsächlichen Sendungen kommen nach wie von NPR, dem "National Public Radio" der USA. Es ist vergleichbar mit dem Deutschlandradio: Eine mit staatlichen Geldern finanzierte überregionale Radiostation, - eine Seltenheit in Amerika. Bislang sendete NPR auf der UKW-Frequenz 104,1 in Berlin. Im Rahmen einer Umstrukturierung jedoch hat NPR seine Berliner Station aufgegeben.
Das war die Stunde von John Korblum und einer Handvoll deutscher und amerikanischer Unterstützer, unter ihnen die Familie Raphael Roth, Richard Gaul, ehemals Öffentlichkeitsvorstand bei BMW und die Anwaltskanzlei Noer LLP. Als Kooperationspartner fand sich der Sender KCRW aus Los Angeles, ein früheres College-Radio, das Sendungen von NPR mit eigenen Musik- und Unterhaltungsprogrammen ergänzt hat und erfolgreich in Kalifornien sendet. Antje Kuchenbecker, stellvertretende Direktorin des Berliner Aspen-Instituts, ist von deutscher Seite mit dabei. Bei einer Unterstützerparty erklärt sie, was ihr am amerikanischen Radio gefällt.
Ein Platz für die Auseinandersetzung
"Ich habe in Amerika gearbeitet beim National Public Radio und ich habe einfach diesen, was Amerikaner sagen, civil discurs, die Auseinandersetzung, auch wenn man noch so unterschiedlicher Meinung ist, dass man einen respektvollen Umgang miteinander pflegt und Argumente und Sichtweisen austauscht, das Markenzeichen von NPR, das hat mich besonders fasziniert und KCRW Berlin war vorher NPR Berlin, aber was das Besondere ist, dass Berlin und Los Angeles, Schwesterstädte sind und das das neue Programm musiklastiger ist, unterhaltungslastiger und ich glaube, dieser Geist der Geschwisterstädte da stärker durchkommt, als jetzt Berlin und Washington."
Die Städtepartnerschaft zwischen Los Angeles und Berlin besteht seit 50 Jahren. Rechtzeitig zum Jubiläum jetzt auch mit einer gemeinsamen Radiostation.
Im Büro von KCRW Berlin sieht alles sieht noch etwas provisorisch aus, - ein paar Schreibtische, eine Pinnwand, und überall Sticker mit dem türkisfarbenen Logo des neuen Senders. Die Journalistin Monika Müller-Kroll tüftelt zusammen mit Geschäftsführerin Susan Woosley an Programmelemente, die aus Berlin kommen.
"Berlin hat unglaublich viel zu bieten, wenn es um Kultur geht, und da gibt es so viel Auswahl – klar dieses Stück über die neue britische Theatertruppe, das bietet sich z.B. jetzt an für uns, die kennt halt noch keiner und sie machen English Theatre. Unsere lokalen Inhalte gehen um die Stadt. Und die Stadt ein bisschen erklären und auch behind the scenes, ein paar Portraits, hinter die Kulissen zeigen".
Die Städtepartnerschaft zwischen Los Angeles und Berlin besteht seit 50 Jahren. Rechtzeitig zum Jubiläum jetzt auch mit einer gemeinsamen Radiostation.
Im Büro von KCRW Berlin sieht alles sieht noch etwas provisorisch aus, - ein paar Schreibtische, eine Pinnwand, und überall Sticker mit dem türkisfarbenen Logo des neuen Senders. Die Journalistin Monika Müller-Kroll tüftelt zusammen mit Geschäftsführerin Susan Woosley an Programmelemente, die aus Berlin kommen.
"Berlin hat unglaublich viel zu bieten, wenn es um Kultur geht, und da gibt es so viel Auswahl – klar dieses Stück über die neue britische Theatertruppe, das bietet sich z.B. jetzt an für uns, die kennt halt noch keiner und sie machen English Theatre. Unsere lokalen Inhalte gehen um die Stadt. Und die Stadt ein bisschen erklären und auch behind the scenes, ein paar Portraits, hinter die Kulissen zeigen".
Als Monika und Susan den Beitrag über eine englischen Theatergruppe besprechen, steht John Kornblum plötzlich im Studio, das gerade mal ein paar Quadratmeter groß ist. Er ist neugierig.
"Wir werden sehen, das Programm haben wir noch nicht festgelegt, alles auf Englisch, kein deutsches Programm, wollen wir so sagen."
"Müssen die Amerikaner ein Radio in Berlin haben? Natürlich für den Dialog und was wir anbieten, intelligente und unbiased, sagt man auf English, neutrale Nachrichten und Informationen, und das ist, was wir in dieser Zeit besonders benötigen, ein balanced view. Zieht Amerika noch? Natürlich, mehr denn je, Amerika ist immer noch sozusagen die Leitkultur für den Westen."
Mangelndes Selbstbewusstsein kann man den neuen Radiomacher nicht unterstellen. Das scheint auch die Berlin-Brandenburgische Medienanstalt überzeugt zu haben, die über die Neuvergabe der Frequenz von NPR in Berlin entschieden hat. Ein Quäntchen Nostalgie war da wohl auch im Spiel, - verankert sogar im "Staatsvertrag über die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg im Bereich der Medien". Dort steht unter § 33, Absatz 5:
"Im Hörfunk können Übertragungskapazitäten für Regional- oder Stadtprogramme (...) auch Veranstaltern zugewiesen werden, deren Rundfunkprogramme sich auf die besonderen Beziehungen Berlins zu seinen ehemaligen Schutzmächten gründen und diese weiterentwickeln."
Erinnerungen an AFN Berlin
"A F N - a listening reminder, this is AFN Berlin stereo. Hi I am Airforce Seargent Rick de Lisle and you´re listening to AFN. Diese Etage ganz hinten links war die On Air Studio und da bin ich Podbielskiallee mit der U-Bahn, runter gelaufen, rein und habe die Nachmittagsendung gemacht, es war geil, es war Berlin, Alter, wat willste denn."
Der Zweite Weltkrieg ist kaum vorbei, als die amerikanische Besatzungsmacht am 4. August 1945 in einer beschlagnahmten Villa in der Dahlemer Podbielskiallee den Sendetrieb von AFN aufnimmt. American Forces Network wird zu einem der beliebtesten Sender in der geteilten Stadt. Und Airforce Seargent Rick de Lisle ist ab Mitte der 70er-Jahre die Stimme von AFN Berlin. Die typisch amerikanische Mischung aus Unterhaltung, Musik und Nachrichten-Shows trifft einen Nerv bei vielen Berlinern. Selbst als sich die Stimmung gegenüber der Schutzmacht Mitte der 80er-Jahre ändert, - die Popularität von AFN bleibt ungebrochen.
"Es gab schon genügend Leute, die das nicht so witzig fanden, dass wir hier waren, aber das ist mein coolste Spruch, den ich gesehen habe auf die Berliner Mauer, irgendjemand hat gesprüht: Amis raus außer AFN!"
"Deshalb ist es wichtig, dass wir hier ein Angebot für die zigtausende Neuberliner, die kein Deutsch sprechen, aber alle Englisch sprechen, nicht Muttersprache, aber verstehen - und wir können hier eine ziemlich wichtige Dienstleistung bringen, diese Menschen auch in Berlin zu integrieren".
"Deshalb ist es wichtig, dass wir hier ein Angebot für die zigtausende Neuberliner, die kein Deutsch sprechen, aber alle Englisch sprechen, nicht Muttersprache, aber verstehen - und wir können hier eine ziemlich wichtige Dienstleistung bringen, diese Menschen auch in Berlin zu integrieren".
John Kornblum ist die Seele des neuen Programms. Auch wenn er, wie er augenzwinkernd betont, eigentlich im Studio nichts zu suchen hat.
"Ich mache gar nichts im Programm, ich bin nur der Chef sozusagen und ehrlich gesagt, meine Hauptaufgabe ist Fundraising."
Die Finanzierung steht für ungefähr zwei Jahre, für eine Handvoll Mitarbeiter, ein Studio und – die Musik- und Informationsprogramme von KCRW Los Angeles, dem Muttersender. Noch gibt es keine Hörerzahlen. Aber die Messlatte liegt hoch. Vor allem, weil man – wie NPR – ohne Werbung auskommen will. Die Sponsoren werden lediglich im Programm genannt. John Kornblum, der sich im KCRW-Studio schon mal als Fan von Elektromusik outet, weiß genau, dass gute Musik und viele Ideen alleine nicht reichen.
"Es bedeutet jetzt, dass wir jetzt sofort anfangen müssen, und das ist meine Arbeit, sage ich ganz offen, viele Leute, die mich kennen, werden dann auch von mir hören, ich finde das ist jetzt eine Aufgabe, die wirklich jeder, der für diese enge Zusammenarbeit transatlantisch ist, - das man sich auch engagieren sollte."