Neuerscheinungen

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

Die britische Sängerin Ellie Goulding spielt Schlagzeug während eines Konzertes in Bern.
Die britische Sängerin Ellie Goulding hat unsere Kritikerin mit ihrem neuen Album "Delirium" nicht überzeugt. © dpa/ picture-alliance/ Peter Klaunzer
Von Bettina Brecke |
Diese Woche neu: Grimes mit Synthie-Sounds, Joel Sarakula mit einem Anklang an die 60er- und 70er-Jahre und Ellie Goulding mit charttauglichem Pop.
Grimes - Art Angels
Mit einer Menge Kunstblut, einem pinken Cowboy-Outfit und dem Album "Art Angels" ist sie zurück - die Kanadierin Claire Boucher, alias Grimes. Anfang 2010 hat sie sich mit ihrem ausgeklügeltem Synthie-Sound und exzentrischer Ästhetik zum Liebling der Musikpresse entwickelt. Der Sound auf ihrer neuen Platte ist weiterhin geprägt durch Falsettgesang und einer Menge Synthesizer - es gibt wummernde Beats, sphärische Sounds und Grimes' säuselnde, kindliche Stimme. Manchmal braucht man wirklich strapazierfähige Ohren, denn Grimes Musik ist auf Dauer etwas anstrengend. Grimes konnte wieder nichts dem Zufall überlassen - jeden Schritt der Albumproduktion hat sie selbst in die Hand genommen und auch das Cover selbst gestaltet. Auch auf ihrem neuem Album bleibt die Kanadierin: spannend, auffällig und anders.
Joel Sarakula - The Imposter
Das hat Soul, das groovt, das geht ins Ohr und in die Beine - man sollte sich Joel Sarakula auch mal genauer ansehen - ein schlaksiger Typ mit zotteligen Haaren, die ihm über die eckige Brille fallen. Ein Typ, der sich wunderbar ausgelassen zu seiner eigenen Musik bewegt. Irgendwie ist er aus einer anderen Zeit und tänzelt sich durch die 60er- und 70er-Jahre. Das zweite Album des Wahl-Londoners Joel Sarakula heißt "The Imposter". Auf dem gibt er sich als Geheimagent, der die Konversationen anderer Leute belauscht. Ganz klar, Joel Sarakula hat sich musikalisch nicht nur von den Beach Boys etwas abgeguckt, jedoch legt er über seine Retro-Musik immer einen modernen Filter - das macht "The Imposter" zu einer abwechslungsreichen und absolut hörenswerten Platte.
Ellie Goulding - Delirium
Das kann man vom neuen Ellie-Goulding-Album "Delirium" dann eher nicht behaupten - in mir ruft es vor allem ein wenig Fremdscham hervor. Man muss kein Englisch-Crack sein um herauszufinden, dass hier textlich wohl nicht auf Tiefgründigkeit, sondern eher auf Mitsingbarkeit gesetzt wurde. Vielsagend ist ja auch, dass die Single "Love Me Like You Do" der Titelsong der Verfilmung von "Fifty Shades of Grey" ist - das ist Pop für die Massen, der die hohen Chartpositionen ganz sicher erreichen wird und Mädchenherzen höher schlagen lässt. Hier ein bisschen Beat, da ein bisschen Liebes-Pathos und dann noch ordentlich einen platten Synthie-Sound drüber gepackt - mich haut die Platte ganz sicher nicht vom Hocker.
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