Neuerscheinungen

Zwei Alben top, eins hop

Tom Petty and the Heartbreakers im Klipsch Music Center in Indianapolis
Tom Petty and the Heartbreakers im Klipsch Music Center in Indianapolis © dpa picture alliance/ Steven C. Mitchell
Von Oliver Schwesig |
Lesen Sie Oliver Schwesigs Bilanz der CD-Neuerscheinungen der Woche! Er schwelgt im kratzigen Sound von The Raveonettes und dem verlässlichen Rock von Tom Petty. Doch von Eric Clapton rät er ab.
The Raveonettes: "Pe'ahi"
Im ersten Moment dachte ich, mit meinen teuren Lautsprechern stimmt irgendwas nicht, als ich das gehört habe. Aber dieses ganze Zischen und Rauschen ist echt, auf der neuen CD der dänischen Band The Raveonettes. Vor haargenau zehn Jahren schloss ich sie in mein Herz für ihre großartigen 50er Jahre Surf-Garage-Songs, die sich wie ein unbändiges Monster in den eigenen Körper eingraben. Ein Band fürs Leben! Und nun? Auf dieser neuen CD, "Pe'ahi" - komplizierter Name auch noch - da begraben sie Garage und Rock unter kratzigen Sounds und Feedback.
Muss man das nun mögen, als Alt-Fan? Ich denke, ja. Die Platte braucht ein paar Anläufe - ABER dann erkennt man im minutenlangen Feedback, dem Zerren, dem Knistern und den plötzlichen Brüchen und den Tempiwechseln - The Raveonettes sind von einer Song-Band zu einer Sound-Band geworden. Was für eine Häutung! Ein Sound-Sog so rauschend wie das Meer an dem sie immer noch sitzen, wie einsame Surfer. Und sind wir das nicht eigentlich alle?
Tom Petty: "Hypnotic eye"
Mit Tom Petty ist es wie mit dem besten Kumpel aus dem Kindergarten. Man verliert ihn irgendwann aus den Augen. Aber alle paar Jahre stolpert er beim Einkaufen einem in die Arme - und das Leben wird für einen kurzen Moment leicht und schön. Und da ist er wieder, der George Harrison Floridas. Der herrlich unkomplizierte Schrammler. Der verlässliche stille Gitarren-Authentiker, für den es seit 40 Jahren nur eins zu geben scheint: Handwerk, Handwerk und Handwerk. Tom Petty hören, das ist wie Persil und VW - da weiß man, was man hat.
Dieses neue Album "Hypnotic eye" spülte Tom Petty und seine Heartbreakers dorthin, wo sie ihre musikalische Reise einst begonnen hatten: Zum Waverock der ausgehenden 70er. Zumindest in einigen Stücken. Einen beschwingten Mundharmonika-Blues traut er sich auch zu. Ansonsten gibt's weiterhin den verlässlichen und immer noch erschütternd ehrlichen Petty-Rock, der sich um die Beine schlingt, wie die älteste Lieblingsjeans. Toll!
Eric Clapton and Friends: "The Breeze - An Appreciation of JJ Cale"
Ach Du Schreck! Clapton spielt JJ Cale. Das hat er früher schon öfter gemacht, aber nun kriegen wirs ganz dicke. Mit einem Tribute-Album an den vor einem Jahr verstorbenen Gitarristen aus Oklahoma. Eric Clapton and Friends heißt diese drollige Altherren-Projektband, in der auch Leute wie Mark Knopfler oder Willie Nelson mitschunkeln.
Mr Slowhand arbeitet sich durch das Songheft von Cale und ich muss sagen - nichts gegen Clapton - aber es klingt einfach fürchterlich. Dauernd muss man an die Originale denken. Allein was schon das Bandrauschen damals bei JJ Cale der Musik an Wärme hinzu gab, das säuft bei Clapton und seiner Shanty-Truppe im polierten Digitalsound nur ab.
Das Alte, das Gelebte, was diese Songs so cool machte - einfach weggewischt. JJ Cales Musik wird damit kein Dienst erwiesen.
Er wollte, dass die Leuten das Werk von JJ Cale kennen lernen, sagt Clapton. Hallo?! Gibt es Clapton-Hörer, die JJ Cale noch nicht kennen? Sparen Sie sich das Geld für diese CD und kaufen Sie sich dafür lieber ein Original-JJ Cale-Album. Und bitte auf Vinyl!