Lässiger Protest
"Als Amerikaner bin ich sauer und genervt", sagt Dave Longstreth über die Zustände in den USA. Dennoch ist "Lamp Lit Prose" – das neue Album von Dirty Projectors – wohl das bestgelaunte, das die Band jemals geschrieben hat.
"Ich spüre die Energie", lässt Dave Longstreth im Song "I Feel Energy" von Gastsängerin Amber Mark verkünden und groovt sich damit bis zur Erlösung. Überschwappender Positivismus, der eher ungewöhnlich für einen Dirty-Projectors-Song ist. Doch das Stück steht exemplarisch für die meisten Stücke auf dem Album:
"Einer der ersten Gedanken war es, Songs zu schreiben, die die große Bandbreite von Gemütszuständen abdecken sollten, also direkt aus dem Herzen heraus und mit viel Gefühl."
"Einer der ersten Gedanken war es, Songs zu schreiben, die die große Bandbreite von Gemütszuständen abdecken sollten, also direkt aus dem Herzen heraus und mit viel Gefühl."
Für die Dirty Projectors bedeutet das konkret: eine Abkehr vom Sound des letzten Albums, auf dem Longstreth die Trennung von seiner langjährigen Freundin und Bandkollegin Amber Coffmann verarbeitete. Schon an den Titeln erkennt man, wie befreiend die Arbeit an "Lamp Lit Prose" gewesen sein muss: "Right Now", "I found it in u" oder auch "(I wanna) feel it all". Inhaltlich dreht es sich viel um neue Liebe und Neuorientierung. Es ist aber auch Platz für einen Protestsong: "That´s a lifestyle" handelt von der derzeitigen politischen Situation in den Vereinigten Staaten.
Optimistisch und mit viel Hoffnung
"Jetzt ist es an der Zeit, herauszufinden, woran wir glauben. Was bereitet uns Freude, Glück und gibt uns Hoffnung? Das neue Album soll also auf jeden Fall optimistisch sein, spielerisch und mit Freude. Diese Dinge sind wichtig."
Longstreth kritisiert in dem Stück seine amerikanischen Mitbürger für ihren kapitalistischen Lebensstil. Alles werde dem Produkt untergeordnet und als Marke verkauft, anstatt sich darum zu kümmern, was in der Natur zerstört wird. Er wird dabei auch konkret und singt: "Das Monster frisst seine Jungen, bis sie verschwunden sind", was wohl als Seitenhieb gegen Präsident Trump verstanden werden darf.
"Als Amerikaner bin ich sauer und genervt. Außerdem entmutigt, beschämt und irgendwie auch machtlos. Wir kommen grad aus dem Süden und sind den Mississippi hoch in den Mittleren Westen gereist. Wenn wir durch das Land reisen, ist es selten, dass man einer Person begegnet, die nicht so fühlt wie ich."
Trotz der Ernsthaftigkeit ist auch der Protestsong musikalisch lässig. Das ist für die Dirty Projectors ungewöhnlich, weil Dave Longstreth als Produzent und Musiker seine Alben akribisch durchdenkt. Das gilt zwar auch für dieses Album, doch hört man die Akribie nicht so heraus. Ein Grund dafür sind auch die vielen Gastsänger, denen Longstreth bei der Interpretation der Stücke viel Freiraum gelassen hat.
"Als Amerikaner bin ich sauer und genervt. Außerdem entmutigt, beschämt und irgendwie auch machtlos. Wir kommen grad aus dem Süden und sind den Mississippi hoch in den Mittleren Westen gereist. Wenn wir durch das Land reisen, ist es selten, dass man einer Person begegnet, die nicht so fühlt wie ich."
Trotz der Ernsthaftigkeit ist auch der Protestsong musikalisch lässig. Das ist für die Dirty Projectors ungewöhnlich, weil Dave Longstreth als Produzent und Musiker seine Alben akribisch durchdenkt. Das gilt zwar auch für dieses Album, doch hört man die Akribie nicht so heraus. Ein Grund dafür sind auch die vielen Gastsänger, denen Longstreth bei der Interpretation der Stücke viel Freiraum gelassen hat.
Der ewige Nonkonformist
"Ich bin auf jeden Fall ein Kontrollfreak. Aber ich schreibe, arrangiere und mische ja auch die Musik. Deshalb schätze ich die Vielfalt der Gastsänger sehr, also wie sie das interpretieren und auf ihre eigene Art umsetzen."
Mit dabei sind zum Beispiel die Geschwister Haim, Rostam Batmanglij von Vampire Weekend oder auch Robin Pecknold von den Fleet Foxes. Die Musik dazu wirbelt in knapp 40 Minuten mit Gitarren, Bläsern, Schlagzeug und Drum Maschine wild durch R&B, Indie und Pop.
Mit dabei sind zum Beispiel die Geschwister Haim, Rostam Batmanglij von Vampire Weekend oder auch Robin Pecknold von den Fleet Foxes. Die Musik dazu wirbelt in knapp 40 Minuten mit Gitarren, Bläsern, Schlagzeug und Drum Maschine wild durch R&B, Indie und Pop.
Auf dem neuen Album "Lamp Lit Prose" haben sich die Dirty Projectors frei geschwommen: vom Schmerz der Trennung und der Schwere früherer Platten. Die neue Freiheit kratzt manchmal fast schon am Pop-Mainstream, aber eben nur fast, denn in dieser Ecke will Longstreth sich dann doch nicht sehen, was seine Aussage über den letzten, unzugänglichsten Song unterstreicht.
"Ich habe das Gefühl, dass Tonartwechsel nicht mehr ‚in‘ sind. Vielleicht ist das der Nonkonformist in mir. Der Song hat zwei Wechsel. Das passiert an zwei Stellen, an denen man nicht wirklich realisiert, dass die Tonhöhe steigt. Der sonderliche Geek und Songwriter in mir findet ‚Feel it all‘ am besten auf dem Album."
"Ich habe das Gefühl, dass Tonartwechsel nicht mehr ‚in‘ sind. Vielleicht ist das der Nonkonformist in mir. Der Song hat zwei Wechsel. Das passiert an zwei Stellen, an denen man nicht wirklich realisiert, dass die Tonhöhe steigt. Der sonderliche Geek und Songwriter in mir findet ‚Feel it all‘ am besten auf dem Album."