Wie Emile Parisien die Jazzwelt fasziniert
Mit gerade einmal 34 Jahren ist Emile Parisien ein vielfach ausgezeichneter Superstar der Jazzszene in Frankreich. Nun hat er mit "Sfumato" ein Album in neuer Formation veröffentlicht.
"Mein Ziel ist es, mit Musik Geschichten zu erzählen. Als ich mit elf, zwölf Jahren an die Jazz-Schule nach Marciac kam, sagte mein Lehrer zu mir: 'Hier sind drei Noten – erzähl eine Geschichte!' Das habe ich beherzigt und heutzutage will ich Geschichten erzählen, mit all den Einflüssen, die mir begegnen."
Aufgeschlossen für Altes und immer Neues, für Klassik, Pop, Folklore, und Weltmusik, erzählt der bekennende Rage-Against-The-Machine-Fan Emile Parisien auf dem Album 'Sfumato' Geschichten.
"Ich mochte die Bedeutung von Sfumato. In der Malerei bedeutet er, dass mit mehreren Schichten Farbe gearbeitet wird. Ich arbeite mit mehreren Schichten Musik. Es ist ein hübsches Wort, das ich mag und das gut meiner Persönlichkeit entspricht. Und ich denke dabei an die Musik auf dem Album."
Erfahrung und Spontanität verschmelzen
Vielschichtig, innovativ, experimentierfreudig und doch fest auf dem Boden des Jazz verankert: Allein aufgrund seiner Jugend hat Emile Parisien die Augen fest nach vorne gerichtet. Trotz Auszeichnungen wie des Django Reinhard Preises und des Victoire du Jazz in Frankreich sowie des Jazz Echo in Deutschland hebt er nicht ab und sucht die Symbiose mit der Erfahrung, wie dem fast vier Jahrzehnte älteren Pianisten Joachim Kühn.
"Es gibt kein Alter, keine Generationen mehr, wenn man Musik spielt."
Sagt Emile Parisien. Erfahrung und Spontanität verschmelzen dann wie in Balladibiza:
"Vor der Aufnahme bin ich zu Joachim Kühn nach Ibiza gefahren und habe drei Tage mit ihm an den Kompositionen gearbeitet und das hat mich inspiriert. Da habe ich diese kleine Ballade für Ibiza geschrieben."
Liebe auf den ersten Blick
So klein, dass gleich zwei Teile daraus wurden. Joachim Kühn brilliert nicht nur bei diesem Stück am Piano. Das Sympathische an dem begnadeten Sopransaxophonisten Emile Parisien ist, dass er seinen Mitspielern und Gästen breiten Raum läßt.
Das Album vereint dabei die Perfektion einer Studioproduktion mit der Spontanität eines Live Konzertes: Das erste Mal spielte das Quintett vor gut einem Jahr auf dem Jazzfestival von Marciac. Auf der Jazz Akademie im südfranzösischen Marciac war Parisien einst Schüler. Auf dem Festival unternahm er seine ersten Gehversuche. Angefangen freilich hat alles eher zufällig:
"Eines Tages hat mein Vater ein Saxophon für einen Monat ausgeliehen. Er wollte das Instrument ausprobieren. Damals war ich acht Jahre alt. Ich habe es auch probiert. Ich habe mich in dieses Instrument verliebt. Ich fand es toll und habe gleich viel Affinität zu dem Instrument entwickelt. Als mein Vater das Saxophone zurückgeben musste, habe ich gesagt: Wir müssen es behalten. Das haben wir getan und ich habe mit einem Privatlehrer bei mir zu Hause angefangen zu lernen."
Liebe auf den ersten Blick: Wie ein Schlangenbeschwörer schwenkt Emile Parisien bei Auftritten sein Sopransaxophon voller Leidenschaft, die wie ein Funken auf seine Mitspieler überspringt. Mitreißend immer wieder auch das gemeinsame Spiel mit Vincent Peirani, auf Sfumato nur Gast, interpretiert er Le clown tueur de la fête foraine, einer schon zehn Jahre alten Komposition Parisiens.
Konzertstress geht nicht spurlos an ihm vorbei
"Wayne Shorter hat einmal über sein Stück Footprints gesagt: Kompositionen sind niemals fertig. Deshalb dachte ich dieser Titel würde gut funktionieren, gerade auch für Vincent, da es einen kleinen Walzer zu Beginn gibt. Das passt gut fürs Akkordeon. Der eher mysteriöse Mittelteil ist für Michel Portal und seine Klarinette… Irgendwie bildet dieses Stück eine Brücke zu all meinen Projekten."
Denn dass Parisien gleich drei Versionen dieses Titels mit dem Quintet für Sfumato aufgenommen hat, bedeutet nicht das Ende seines Quartetts. Emile Parisien ist umtriebig: Der Konzertstress geht aber leider nicht spurlos an dem erst 34 jährigen vorbei.
"Ich bin anfällig, habe öfter Hals- und Ohrenschmerzen, Erkältungsprobleme."
"Dann hat mir die Managerin von Vincent gesagt, ich solle dieses Medikament probieren, und dann würde ich im Winter nicht mehr krank. In der Tat habe ich es versucht. Ich bin nicht mehr krank geworden. Das ist toll. Und weil ich Franzose bin, Joachim Kühn Deutscher, mein Label ist deutsch, deshalb dachte ich weshalb nicht den Namen eines deutschen Medikaments als Titel für ein Stück nehmen – als Witz!"
Herausgekommen ist Umckaloabo: Für Risiken und Nebenwirkungen des Musikalischen bitte Emile Parisien fragen!