Neues Album von James Blake

Warum Schallplatten später kommen und teurer werden

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Porträt von James Blake auf der Bühne, 2019.
Probleme bei der Produktion der LP, also der Vinyl-Ausgabe, gab James Blake als Grund für die Verzögerung seiner Albumveröffentlichung an. © AFP / Getty Images / Emma McIntyre
Kristoffer Cornils im Gespräch mit Oliver Schwesig |
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Das neue Album des Briten James Blake ist mit Verspätung erschienen. Der Grund: Es gab Probleme bei der Produktion der Vinyl-Ausgabe. So etwas ist derzeit keine Seltenheit. Der Journalist Kristoffer Cornils sieht eine Blase, die bald platzt.
Am Freitag ist das neue Album von James Blake herausgekommen. Eigentlich hätte "Friends that break your heart" aber schon früher in den Läden stehen sollen. Der Grund, den James Blake für die Verspätung angab: Probleme bei der Produktion der LP, also der Vinyl-Ausgabe, die durch die Pandemie verursacht worden seien. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Dieser Tage aber sind Knappheit beim Vinyl und Probleme bei der Produktion von Schallplatten nicht Ungewöhnliches.
Dass im Streamingzeitalter 2021 eine Albumveröffentlichung verschoben wird, weil die Platten nicht rechtzeitig fertig werden, liege an den mageren Einnahmen aus dem Streaminggeschäft, erklärt Musikjournalist Kristoffer Cornils. "Erst kürzlich hat ein Bericht über die britische Streaming-Ökonomie ermittelt, dass nur 0,41 Prozent aller Artists dort monatlich eine Million Streams oder mehr generieren." Das seien weltweit 1.723 Künstlerinnen, Künstler und Bands, die in einem Land wie Großbritannien dann umgerechnet etwa 4.000 Euro oder mehr pro Monat verdienen.
"Die meisten anderen bekommen durch so etwas also nicht einmal die Monatsmiete rein und müssen anders an Geld kommen." Auch weil in den vergangenen anderthalb Jahren wenig Geld durch Tourneen reinkam, könnten Vinylverkäufe sehr lohnenswert sein. Wenn ein Album bereits seit einem Monat digital erhältlich ist, funktioniere das aber wohl weniger, erklärt Cornils.
Die Verschiebung der Albumveröffentlichung wegen der Coronapandemie könne "alles Mögliche" heißen. "Das könnte eventuell daran liegen, dass viele Presswerke wegen Infektionsschutzmaßnahmen aktuell nicht mit voller Kapazität arbeiten können. Oder dass der Vertrieb wegen der Überlastung von Speditionen und der Post nicht rechtzeitig möglich war." Mit solchen Problemen müsse sich sogar das Major-Label Universal herumschlagen, bei dem Blakes Platte veröffentlicht wird. "Tatsächlich ist das alles aber nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Presswerke in aller Welt kommen überhaupt nicht mehr mit der Produktion hinterher."
Dabei ist die Schallplatte aber jetzt schon seit ein paar Jahren wieder ziemlich beliebt. Das habe "sukzessive zu der Entwicklung einer Art Blasenwirtschaft geführt". Rund 160 Millionen Platten könnten weltweit pro Jahr hergestellt werden, die Nachfrage sei aber mehr als doppelt so hoch.

Preise vor zehn Jahren undenkbar

Mehr Presswerke allein würden das Problem aber nicht beheben, so Cornils. Denn die Nachfrage könne auch deswegen nicht mehr bedient werden, weil ebenso andere Teile der Produktionskette zusammenzubrechen drohen. "Beispielsweise gibt es nur noch eine Firma auf der Welt, die die sogenannten Lacquers herstellt, also die Folien, auf die die Musik geschnitten wird." Das seien sozusagen die Blaupausen, die es für eine Pressung braucht.
Außerdem spielten Faktoren wie steigende Erdölpreise eine Rolle – beziehungsweise die Kosten für PVC, den Stoff, aus dem Schallplatten hergestellt werden. Oder auch Probleme bei der Produktion der Verpackung von Schallplatten, die teilweise auf den erhöhten Bedarf nach Pappe im Versandhandel zurückzuführen seien.
Die Mehrkosten schlügen sich im Preis nieder: "Das Blake-Album kostet je nach Version 24 oder sogar 37 Euro – für eine einfache LP!", sagt Kristoffer Cornils. "Vor zehn Jahren wäre das noch komplett undenkbar gewesen."

Fällt das "Kartenhaus" zusammen?

Unter den Engpässen litten sowohl kleine Labels als auch weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler am meisten, erklärt der Musikjournalist. Von dieser Seite höre er, dass sie mittlerweile zwischen einem halben Jahr und zehn Monaten oder sogar noch länger auf ihre Platten warten müssten.
Unabhängige Artists versuchten zum Teil, die Produktion ihrer Platten durch Services wie Qrates oder auch durch Angebote zu Crowdfunding-Finanzierung der Pressung abzusichern. Diese Services kümmerten sich dann um die Umsetzung. Das verschärfe aber die Krise für kleinere Label wiederum: "Dieses Kartenhaus des Vinyl-Booms war schon immer wacklig, aber jetzt scheint es endgültig in sich zusammenzufallen."
(abr)
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