Kann eine Selbstinszenierung ehrlich sein?
Weg von der Pop-Ikone hin zur ernsthaften Sängerin: Mit ihrem neuen Album "Joanne" will Lady Gaga ihr Image rundum erneuern. Kritikerin Jenni Zylka hält das allerdings für wenig glaubwürdig.
US-Popstar Lady Gaga schlägt auf ihrem neuen Album "Joanne" ernste Töne an. Personifizierte sie bisher das Wort "Hype" oder "Pop-Ikone", inszeniert sie sich nun als Mensch. Mit dabei: Viele Gitarren und Gast-Musiker.
Dieser Versuch der Neu-Inszenierung reihe sich ein in Lady Gagas bisherige Vorgehensweise, meint dazu Kritikerin Jenni Zylka:
"Vorher war sie eine sehr starke Kunstfigur - also nicht so sehr Mensch. Jetzt ist ihre Kunstfigur sozusagen der Mensch."
Sie lebe davon, dass sie ihre Figur in der Popwelt immer ganz stark über Bilder definiert habe.
"Dass sie jetzt ganz stark sagt: Das bin jetzt ich, ganz ehrlich!, das macht es nicht unbedingt besser. Wenn jemand von sich selbst sagt, ich bin jetzt total ehrlich und ich bin jetzt wirklich so mit meiner ganzen Leidenschaft, dann wirkt das auf mich nicht mehr so überzeugend."
Erinnerung an die frühen Madonna-Sachen
Auffallend sei, dass ihr viertes Album sehr viel langsamer ist, als die vorherigen.
"Die Songs klingen ein bisschen mehr nach Singer-Songwriter, nach Country-Pop. Sehr stark erinnert es auch an frühe Madonna-Sachen. Es gibt auch ein Stück, das klingt nach Ace of Base."
Während ihr Stil zuvor eher künstlich gewesen sei, versuche sie jetzt ganz stark, selbst durchzuklingen. "Jetzt will sie auf jeden Fall, dass ihre Stimmte rüberkommt. So dass man quasi richtig angeschrien wird von ihr", meint Jenni Zylka.
Zwei Frauen singen sich Mut zu
"Sie versucht musikalisch anders zu werden und damit eine größere Relevanz zu bekommen. Ich glaube aber nicht unbedingt, dass das funktioniert",
so die Kritierin. Denn es sei unwahrscheinlich, dass ihre bisherigen Fans, diesen Transfer mitmachen.
Obwohl sie auf dem Album mit vielen verschiedenen Künstlern - u.a. mit Mark Ronson - zusammengearbeitet hat, höre man das kaum. Das meiste sei nicht überzeugend. Allein das Stück "Hey Girl", das sie gemeinsam mit Florence Welch von "Florence and the Machine" gesungen hat, habe eine ganz schöne Stimmung: "Von zwei Frauen, die sich gegenseitig Mut zusingen."