Neues Album von "The Last Shadow Puppets"

Die Puppen tanzen wieder

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Alex Turner (zweiter von rechts) hier mit den Arctic Monkeys © picture alliance / Facundo Arrizabalaga
Von Martin Risel |
Es war ein Riesenerfolg als vor acht Jahren Miles Kane und Alex Turner mit einer Truppe an Produzenten, Arrangeuren und einem Streichorchester das Album "The Last Shadow Puppets" aufnahmen. Nun legen die zwei Briten mit "Everything You've Come to Expect" die Fortsetzung vor.
Diese Eröffnungsnummer – und aktuelle Single - vom neuen Album klingt noch am meisten nach den alten Songs. Auf "The Age of the Understatement", dem Debüt der Last Shadow Puppets, hatten die Lieblinge der britischen Poppresse die Sechziger Jahre heraufbeschworen. Aber nicht im Sinne der auf der Insel latenten Mod-Mania von Bands wie The Kinks oder The Jam. Sondern im Breitwandformat mit Zuckerrand – The Last Shadow Puppets spielen so süße, sorglose wie kurze, knackige Hymnen für die Ewigkeit.
Ewig erschien Fans und Machern nun auch die Zeit bis zum Nachfolger. Arctic Monkeys und Last Shadow Puppets-Sänger Alex Turner:
"Es ist ne Menge Zeit vergangen, acht Jahre. Und wir hatten keine Gelegenheit, ein weiteres Album zu machen. Es hat sich in unserem Leben seitdem einiges verändert: Wo wir leben und mit wem – und ich bin ein bisschen fetter."

Für Rockhelden in einem schon biblischem Alter

So ist das mit dem Wohlstand – und dem Alter. Turner und Kane leben inzwischen beide in den feineren Gegenden von Los Angeles. Und haben beide ein - für junge Rockhelden - biblisches Alter erreicht. Mit 30 sind sie ja eigentlich endgültig Männer, nicht mehr die wilden Jungs, deren Träume und Mädchen-Geschichten sie immer noch in so vielen Songs besingen. Bei Alex Turner, Sohn einer Deutsch-Lehrerin, war der besondere Tag gerade kurz vor unserem Interview.
"Geburtstag, 30. 30 Geburtstag." … "Es hat sich nicht wirklich was verändert. Ich hab auf eine Offenbarung gewartet, aber die kam nicht."
Einiges ist beim Nachfolge-Album geblieben: Fast alle Songs haben die beiden zusammen geschrieben. James Ford ist wieder als Produzent dabei und Owen Pallett – der angesagte kanadische Pop-Geiger – als Arrangeur der Streicherparts.
Aufgenommen wurde diesmal in den Shangri La Studios in Malibu nahe LA – und nicht mehr auf der britischen Insel. Zwar weiterhin im Geiste dieser "Ferry-'cross-the-Merseybeats".
Aber irgendwie auch mehr als das, betonen Miles Kane und Alex Turner zusammen:
Alex: "Ja klar: Unsere erste Platte hatte so ein Sechziger Jahre-Gefühl. Sowas ist jetzt nicht so offensichtlich, keine bestimmte Dekade."

Das Spiel mit den Erwartungen

Miles: "Das ist mehr so eine Variation davon."
Und beide schwafeln noch ein bisschen mehr um den heißen Brei herum - bis sie dann doch noch konkreter werden.
Miles: "Das Spektrum an Einflüssen ist größer - und wir haben nach neuen gesucht: Von The Style Council, Dr. Hook, Sparks bis zu Isaac Hayes. - Also n bisschen mehr Siebziger Sachen."
Southern und blue eyed soul, atmosphärisch-positiver und rhythmusgetriebener Golden Pop der Siebziger, große Crooner-Gesten und viele kleine Soundspielereien – Songs und Klangbild sind auf "Everything You've Come to Expect" insgesamt offener und stilistisch breiter angelegt als zuvor.
Das ist hübsch gemacht, wird mir aber in seiner Vielfalt schon etwas zu viel. Die klare Orientierung des Vorgängers auf einen vergessenen Sound der Sechziger war gerade seine Stärke, seine hochprofessionelle Umsetzung das Alleinstellungsmerkmal der Last Shadow Puppets. Aber mit den Erwartungen, genau das Gleiche fortzusetzen, wollten Kane und Turner spielen, wie schon der Albumtitel nahelegt:
Miles: "Der Titeltrack ist unser liebster: 'Everything you’ve come to expect'. Der ist schon einmalig."
Alex: "Die Bedeutung ist eher ne Art Witz. Man betitelt so ein Album ja aus einem Gefühl heraus. Und das war hier diesen Track besonders hervorzuheben, weil er einer unserer vollkommensten ist."

Der ganz große Masterplan ist schon ausgearbeitet

Was Fans und Kritiker erwarten, ist den Last Shadow Puppets ziemlich egal. Kein Wunder, Kane und Turner haben für ihr geniales Nebenprojekt schon lange den ganz großen Masterplan in der Tasche. Geplant ist eine gut durchdachte Reihe von insgesamt drei Alben – und das dritte Album dieser Trilogie ist sogar auch schon im Kasten. Natürlich wird das dann aber erst später veröffentlicht. Und natürlich wollen die beiden darüber noch gar nichts sagen. Vielleicht ist das ja – nach der Orientierung auf 60er und 70er – Zukunftsmusik mit Zuckerrand.
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