"Alles noch im demokratischen Spektrum"
Auf "Für dich" singt Xavier Naidoo vor allem über Privates. Das Album sei kein großer Wurf, die Musik auf Dauer "etwas ermüdend", meint Pop-Kritiker Fabian Wolff. Anknüpfungspunkte für rechte Gedanken gebe es - anders als zuletzt - keine.
Es ist 20 Jahre her, dass Xavier Naidoo mit seinem Album "Nicht von dieser Welt" als große deutsche Soul-Hoffnung gefeiert wurde. Doch statt dem deutschen "What's Going On", das man ihm zugetraut hatte, machte er lieber Hallen voll, solo oder mit den Söhnen Mannheims. Das wäre noch entschuldbar gewesen, hätten sich nicht auch die politischen Ausfälle gehäuft: Homophobie, Auftritte bei der rechtsextremen Reichsbürgerbewegung, Verschwörungstheorien über die Rothschilds. Diese wirren Gedanken tauchen auch immer wieder in seiner Musik auf, zuletzt im Frühjahr im Song "Marionetten" der Söhne Mannheims. Jetzt bringt Naidoo sein neues Soloalbum "Für dich" heraus.
Pop-Kritiker Fabian Wolff sagte, Naidoo könne man durchaus zuhören. Zwar habe er früher besser gesungen, aber man dürfe nicht vergessen: Naidoo "ist immer noch einer der talentiertesten Soul-Künstler in Deutschland, der ein richtig geniales und ein sehr gutes Album gemacht hat."
"Er ist einfach ein bisschen verstrahlt"
Naidoo betrachte sich als christlicher Künstler, sagte der Pop-Kritiker. Immer wieder sei die Rede von Endzeit, Erlösung, Krieg und Kampf. "Da kennt Naidoo keinen Spaß und das meint er auch ernst." Außerdem irritiere sein Hang zu Verschwörungstheorien. Allerdings wirke das oftmals so, als habe er das aus YouTube-Videos entnommen und dann "wiedergekäut". Das erscheine eher oberflächlich. "Heute sind es Echsenmenschen, morgen sind es Strippenzieher und übermorgen ist es hartes Wasser oder so." Es sei zweifelhaft, ob Naidoo wirklich antisemitisch oder homophob sei. Treffender sei wohl zu sagen: "Er ist einfach ein bisschen verstrahlt."
Sein neues Album "Für dich" sei durch und durch privat, sagte Wolff. Ein Album über seine Kinder, über seine Ehe. Es gebe einige Stellen, an denen man aufhorche. "Gott, segne die Heimat" z.B. klinge natürlich ein bisschen "rumorend", aber man merke schnell, damit meine er eigentlich die eigenen vier Wände. Immer wieder tauche auch die Kritik an Smartphones auf. Das sei vielleicht "in einem komischen Tonfall vorgetragen", würde aber auch in jede Feuilleton-Glosse passen.
"Mittelmäßig, aber keine Blamage"
Anknüpfungspunkte für rechte Gedanken höre er nicht aus dem Album heraus, meinte Wolff. Wenn da von Kampf die Rede sei, sehe er dahinter "eher den beschützenden Vater". "Das ist schon eine finstere deutsche Romantik, aber das ist alles noch im demokratischen Spektrum." Naidoos Äußerungen in der Vergangenheit seien "durchaus ekelig" gewesen. Da gebe es auch gar nichts zu entschuldigen. Gleichzeitig müsse man auch immer bedenken, wo diese Kritik ansetze.
Das neue Album sei "mittelmäßig, aber trotzdem keine Blamage". Die Musik sei sehr deutschpoppig, komme ohne diese Katzen-Klischees aus und sei insgesamt "etwas ermüdend".