Neues Atatürk-Kulturzentrum in Istanbul

Symbol für eine säkulare Türkei

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Das alte Atatürk Kulturzentrum auf dem Taksim-Platz in Istanbul
Abgerissen und durch ein neues ersetzt: das alte Istanbuler Atatürk-Kulturzentrum aus dem Jahr 1969. © imago / imagebroker / Joachim Hiltmann
Filiz Kükrekol im Gespräch mit Marietta Schwarz |
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Bei Protesten im Gezi-Park 2013 wurde auch für den Erhalt des Atatürk-Kulturzentrums gekämpft. Dass nach dem Abriss der Neubau viele Referenzen an den Vorgänger hat, sei auch ein Erfolg der Istanbuler Bürgerschaft, sagt Journalistin Filiz Kükrekol.
Auf dem zentralen Taksimplatz in Istanbul eröffnet das neue Atatürk-Kulturzentrum. Zuvor war dort das 1969 erbaute Vorgängergebäude der Einrichtung trotz Protesten 2018 abgerissen worden.
Das neue Haus habe viele Funktionalitäten und sei größer als der Vorgänger, sagt Filiz Kükrekol. Sie berichtet für die ARD aus Istanbul. Das Kulturzentrum beinhalte eine Oper, ein Theater und einen Konzertsaal. Neben Konferenzräumen seien auch Tonstudios eingebaut worden: "Für Musikgruppen, für Bands, die nicht das Geld haben, sich in ein richtiges Tonstudio einzumieten."

Architektur von Vater und Sohn

Das neue Gebäude habe zudem viele Referenzen an das alte Bauwerk. Die Architektur komme aus vertrauter Hand: Der Architekt Murat Tabanlioglu ist der Sohn von Hayati Tabanlioglu, der in den 60er-Jahren den ursprünglichen modernistischen Bau verantwortet hat.
"Er hat die Linie des Vaters weitergeführt. Es ist moderner, es ist leichter, es ist sehr viel größer. Im Großen und Ganzen orientiert es sich sehr am ursprünglichen Bau."

Gebäude mit kulturellem Vermächtnis

Das Gebäude sei aber vor allem ein kulturelles Vermächtnis, denn damals habe man unbedingt westlich orientiert sein wollen, so Kükrekol. Dass das neue Kulturzentrum an das alte erinnere, habe mit dem Druck der Istanbuler Bürgerschaft zu tun. "Sie wollten das einfach bewahren, weil ihnen alles, was mit Atatürk zusammenhängt und mit westlicher Orientierung, heilig ist."
Für den Neubau hatten viele Istanbuler befürchtet, dass der konservative Präsident Erdogan das Kulturzentrum im Stil eines osmanischen Prachtbaus haben wollte.

Protest mit Wirkung

Doch vermutlich seien der moderne Stil und auch der Name des Kulturzentrums beibehalten worden, weil Präsident Erdogan bei den Gezi-Protesten erlebt habe, zu welchem Widerstand Istanbuler in der Lage sind, "wenn es sozusagen an ihre Grundfeste geht, wenn da die Modernität irgendwie angegangen werden soll."
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