Wie flexible Kita-Öffnungszeiten Eltern entlasten
Die Kita-Betreuung von Kleinkindern soll flexibler werden, um etwa unregelmäßige Arbeitszeiten der Eltern besser berücksichtigen zu können. 100 Millionen Euro sollen mit dem neuen Programm in den nächsten drei Jahren zur Verfügung gestellt werden.
Weitläufig scheint das Gelände des Berliner Vivantes-Klinikums im Friedrichshain. Für Riccardo und Nadine Präfke ist es die Arbeitsstätte: Nadine ist Krankenschwester, Riccardo arbeitet in der Verwaltung des Klinikums. Auch ihre beiden Kinder kommen hierher und besuchen die JUWO-Kita auf dem Klinikgelände. Das besondere daran: Die Einrichtung ist zwölf Stunden lang geöffnet. Eltern könne ihre Kinder ab sechs Uhr morgens vorbeibringen und um 18 Uhr Abends wieder abholen – wenn sie denn wollen. Das mache die Abstimmung einfacher, sagt der 31-jährige Riccardo:
"In dem Moment, wo jetzt länger offen ist, müssen wir jetzt nicht mehr so konsequent auf die Absprachen achten, also meine Termine mit ihrem Dienstplan abzugleichen, die Familienplanung abzugleichen. Wenn man weiß, okay, das kann auch mal vorkommen, dass das Kind bis 20 Uhr hier bleiben muss wegen Spätdienst. Unabhängig davon, ob ich jetzt noch auf irgendeinem anderen Termin bin oder nicht an der Stelle."
Kitas mit so flexiblen Öffnungszeiten soll es in allen deutschen Regionen geben, sagt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Sie ist an diesem Vormittag in die JUWO-Kita nach Friedrichshain gekommen, um gemeinsam mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles das Programm KitaPlus vorzustellen, das seit Jahresbeginn in Kraft ist.
"Weil wir wissen, dass es viele Frauen und Männer aber insbesondere auch Frauen gibt, auch alleinerziehende Frauen, die in Branchen arbeiten, die nicht so die üblichen Arbeitszeiten haben ..."
... sagt Familienministerin Schwesig. 100 Millionen Euro sollen mit dem neuen Programm in den nächsten drei Jahren zur Verfügung gestellt werden, damit Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege auch außerhalb der klassischen Betreuungszeiten zwischen acht und 16 Uhr Eltern entlasten können. Ziel von KitaPlus sei aber nicht, dass Eltern mehr arbeiten oder Kinder länger betreut werden.
Konsequenz einer sich stark wandelnden Arbeitswelt
"Sondern es geht darum, dass Eltern die zu außergewöhnlichen Arbeitszeiten arbeiten müssen, wie am Wochenende, am Abend, auch zu diesen Zeiten ein verlässliches Angebot und auch finanzierbares Betreuungsangebot auch für ihre Kinder haben."
Bis zu 200.000 Euro können Kindertageseinrichtungen künftig aus dem Programm erhalten, 15.000 Euro sind für Tagespflegepersonen drin. Für Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sind flexiblere Betreuungszeiten auch die logische Konsequenz einer sich stark wandelnden Arbeitswelt. 26 Prozent der Menschen würden mittlerweile zwischen 18 und 23 Uhr abends noch arbeiten müssen. Und ebenfalls 26 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten am Wochenende, sagt Nahles.
"Nur im gleichen Maße haben sich leider nicht die Betreuungszeiten nicht unbedingt angepasst – weder in den Kitas, noch in den Schulen."
Mit den eingeplanten Mitteln von 100 Millionen Euro könnten die Anträge von 300 Trägern bewilligt werden, so Nahles. Angesichts der mehr als 500 Bewerbungen plädiert sie für eine Aufstockung der Mittel. Krankenschwester Nadine Präfke freut sich über flexible Betreuungszeiten für ihre zwei Kinder. Doch eines betont sie auch:
"Also, ich glaube auch, dass die Eltern die besten Betreuer von den Kindern dann schon sind."